Unter den Füssen quietscht der rote Linoleumboden. Die Decke des grossen Saals ist getäfert. Auf allen Tischen stehen Streu- und Flüssiggewürz, Salz und Pfefferstreuer. Die öffentliche Kantine der Ems-Chemie AG im bündnerischen Domat/Ems verströmt ein Ambiente wie aus den Sechzigerjahren. Hier geht es neben und auf dem Teller währschaft zu und her. Zu den üppigen Portionen gibt es eine grosse Portion Freundlichkeit dazu. Als externer Gast erhält man das Tagesmenü zum günstigen Preis von Fr. 10.40. «Sie sehen hungrig aus, ich gebe Ihnen eine Extraportion», begrüsst die nette Frau an der Essensausgabe den unbekannten Gast.
Auswärtige zahlen bis zu 6 Franken mehr
Szenenwechsel. Im hellen Speisesaal des UBS-Personalrestaurants Impresso in Basel sind die Wände farbig gestrichen, in einer Ecke locken Sofas und Sessel zum Kaffeetrinken. Zwei Krawattenträger haben ihr Jackett über den Stuhl gehängt und die Ärmel ihrer weissen Hemden nach hinten gekrempelt. Am Nebentisch sitzt eine Gruppe von jungen Männern in Arbeitskluft und diskutiert über Fussball. Hier sind beim Essen alle gleich – zumindest fast. Externer Besucher oder interner Mitarbeiter – das ist die Frage, die den Menüpreis bestimmt. Als Auswärtiger zahlt man in Mensen oder Personalrestaurants bis zu 6 Franken mehr als die Firmenangestellten.
Das Tagesmenü bekommt der Gast im Impresso trotzdem für günstige Fr. 15.90. Zum Vergleich: Mittags kostet ein Tagesteller in Restaurants der Städte Zürich und Basel rasch zwischen 19 und 24 Franken.
Der K-Tipp hat in zehn öffentlich zugänglichen Mensen und Personalrestaurants jeweils das Tagesmenü und das vegetarische Menü probiert. Fazit: Das Klischee von sterilen Speisesälen und schlechtem, lieblos auf den Teller geklatschtem Mensa-Essen hat sich nicht bewahrheitet (siehe Tabelle im PDF).
Zug: Schule finanziert Mensabetrieb mit
In der Mensa der Pädagogischen Hochschule Zug etwa geraten Vegetarier geradezu ins Schwärmen. Zwei Studentinnen: «Wir sind begeistert vom vegetarischen Essen. Wir bringen öfter auch Freunde mit.» Das Vegi-Tagesmenü kostet 12 Franken. Mensaleiterin Susanne Herger erklärt: «Wer ein Tagesmenü bestellt, kann sich ohne Aufpreis vom vegetarischen Buffet bedienen. So werden auch Fleischliebhaber an vegetarische Speisen herangeführt und bestellen beim nächsten Mal vielleicht das Vegimenü.»
Die Mensa in Zug setzt zu 30 bis 40 Prozent auf vorgefertigte Produkte. Pro Tag werden rund 180 Menüs zubereitet. Laut Susanne Herger liegen die Warenkosten pro Tagesmenü bei Fr. 6.30. Studenten zahlen dafür 8 Franken, Gäste 12 Franken. «Wir sind nicht kostendeckend», so Herger. Die Schule finanziert den Mensabetrieb mit.
Ebenfalls eine grosse Auswahl und gute Qualität bietet die von der SV Group AG geführte Mensa der Hochschule für Technik Rapperswil. Das Unternehmen leitet auch die Mensa der Alten Kantonsschule Aarau. Dort waren die Tagesmenüs allerdings eher fettig und kalorienreich.
Manuela Stockmeyer, Mediensprecherin der SV Group: «Wir haben täglich als Alternative auch ein grosses Salatbuffet oder frisch zubereitete Müesli im Angebot. Würden wir aber nur gesunde Speisen anbieten, gingen die Schüler anderswo essen.»
Anders seien die Bedürfnisse an der Technischen Hochschule Rapperswil: «Die Studenten verlangen ausgewogenes Essen», so Stockmeyer. Sie seien im Gegensatz zu den Kantonsschülern auch bereit, dafür mehr zu zahlen.
Für den Warenkorb der Tagesmenüs in den Mensen in Aarau und Rapperswil stehen den Küchenchefs laut Stockmeyer Fr. 3.50 bis Fr. 5.– zur Verfügung. «Wir erhalten keine Subventionen von der Kantons- oder der Hochschule», sagt sie. In Aarau werden täglich 150 Menüs gekocht, in Rapperswil rund 600.