Günstige Einkaufsparadiese
Gute Qualität zu attraktiven Preisen gibts vor allem an drei Orten: in Fabrikläden, im Ausland und im Internet.
Inhalt
Haus & Garten 1/2004
07.01.2004
Bettwäsche, Biskuits, Schokolade, Polstermöbel, Modekleider, Spirituosen, Unterwäsche etc. - viele Waren kann man heute am Handel vorbei direkt beim Hersteller kaufen. Das lohnt sich, wie folgende Beispiele zeigen:
- Bally bietet in seinem Fabrikladen in Schönenwerd AG Schuhe um teilweise mehr als 50 Prozent billiger an als im Fachgeschäft. Herrenmokassins etwa gibt es in verschiedenen Farben für Fr. 99.- statt Fr. 249.-. Ein paar klassische Herrenschuhe sogar für Fr. 399.- statt F...
Bettwäsche, Biskuits, Schokolade, Polstermöbel, Modekleider, Spirituosen, Unterwäsche etc. - viele Waren kann man heute am Handel vorbei direkt beim Hersteller kaufen. Das lohnt sich, wie folgende Beispiele zeigen:
- Bally bietet in seinem Fabrikladen in Schönenwerd AG Schuhe um teilweise mehr als 50 Prozent billiger an als im Fachgeschäft. Herrenmokassins etwa gibt es in verschiedenen Farben für Fr. 99.- statt Fr. 249.-. Ein paar klassische Herrenschuhe sogar für Fr. 399.- statt Fr. 895.-. Allerdings haben die Schuhe einen meist nicht ersichtlichen Fabrikationsfehler und sind mit «2. Wahl» gekennzeichnet.
In den Läden der Kleider- und Möbelproduzenten sind Reduktionen von zirka 30 Prozent die Regel. Nicht ganz so gross sind sie bei Lebensmitteln:
- Der Fabrikladen der Frisco-Findus in Rümlang verkauft zum Beispiel Produkte wie Glaces, Tiefkühlprodukte, Fisch, Geflügel, Kaffee und Shampoo rund 20 Prozent günstiger als im Einzelhandel. Ein Glas Nescafé Gold Espresso kostet beispielsweise Fr. 7.-, im Coop in Zürich jedoch Fr. 8.50, ein Garnier-Fructis-Pflegeshampoo war im Frisco-Findus-Laden für Fr. 4.- zu haben statt für Fr. 4.95 (Coop).
Mehr als 500 Fabrikläden in der Schweiz
Die Fabrikläden können ihre Waren hauptsächlich deshalb so günstig anbieten, weil die Marge des Zwischenhändlers wegfällt. Aber auch deshalb, weil sie im Gegensatz zu den Fachgeschäften nicht Kleider, Schuhe oder Sofas der aktuellsten Kollektionen verkaufen. Fabrikläden haben vor allem Überproduktionen, Warenretouren, Kollektionen der vergangenen Saisons und Artikel mit Fabrikationsfehlern im Angebot.
In der Schweiz gibt es mittlerweile mehr als 500 Verkaufsstellen, die direkt dem jeweiligen Fabrikationsbetrieb angegliedert sind. Zudem sind in den letzten Jahren eigentliche Einkaufszentren mit Fabrikläden entstanden (siehe Kasten).
Allerdings befinden sich diese Geschäfte meist in einem Industriegebiet und weit voneinander entfernt. Es gilt deshalb, abzu-wägen, ob die Preisreduktion Fahrtkosten und Zeitaufwand tatsächlich rechtfertigt. Dies umso mehr, als die Auswahl in den Fabrikläden in der Regel nicht riesengross ist.
Auch ist nicht jeder Artikel in jeder Grösse und Farbe erhältlich. Bei den Kleidern sind beispielsweise häufig nur Randgrössen vorrätig, also sehr kleine oder sehr grosse Modelle.
Zudem gibt es in Fabrikläden üblicherweise kaum eine persönliche Beratung, und Ambiente sowie Warenpräsentation sind wenig einladend.
Deshalb gilt vor einer Einkaufstour:
- Informieren Sie sich zu Hause gut über Sortiment, Preise, Bezahlungsart und Anfahrtsweg - telefonisch beim Laden, über Kataloge oder im Internet.
- Besuchen Sie nicht nur einen, sondern gleich mehrere Läden in einer bestimmten Region. Die Chance, dass Sie wirklich etwas Passendes finden, steigt.
- Prüfen Sie die Waren genau. Waren mit Fabrikationsfehlern sind nicht immer als solche gekennzeichnet, bei grossen Preisnachlässen sollten Sie deshalb nach dem Ermässigungsgrund fragen.
- Adressen von Läden finden Sie im Branchenteil dieses SPEZIAL, in Fabrikführern, im Internet und in Zeitschriften wie der «Fundgrueb» (siehe Seite 28).
Viel für wenig Geld gibts im Ausland
Das grenznahe Ausland konkurrenziert den inländischen Detailhandel immer mehr. Nur Migros und Coop sind umsatzstärker.
Allein bei den Lebensmitteln flossen im Jahr 2002 1,4 Milliarden Franken ins Ausland.
Die Ersparnis für Konsumenten ist gross: In Deutschland gibt es bei Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs fast doppelt so viel fürs Geld wie in der Schweiz. K-Tipp-Testeinkäufe haben gezeigt, dass Aldi und Marktkauf 25 bis 35 Prozent billiger sind als Denner, der damals billigste Schweizer Anbieter (siehe K-Tipp 11/03).
Doch die tiefen Preise sind nicht allein ausschlaggebend: Eine Coop-Studie zeigt, dass auch längere Öffnungszeiten und eine Riesenauswahl die Konsumenten über die Grenze locken.
Aber auch bei Autos, Möbeln und zum Teil Haushaltwaren sind Deutschland und Frankreich deutlich günstiger. Ein Trip über die Grenze lohnt sich unter Umständen auch für Dienstleistungen: Wer beispielsweise im Ausland eine Reise bucht oder einen Zahnarzt konsultiert, kann schnell einige Hundert Franken sparen.
Bloss: Fahrt- und Verpflegungskosten können ohne weiteres 100 Franken oder mehr betragen. Wer ennet der Grenze Waren für über 300 Franken pro Person und Tag einkauft, zahlt je nach Produkt unterschiedlich hohe Zollgebühren: beispielsweise für Fleisch pro Kilo Fr. 20.-, für Butter und Rahm pro Kilo Fr. 16.- (siehe www.zoll.admin.ch).
Bieten, bis der Hammer fällt
Ein Eldorado für Leute mit Internet und Spass an Auktionen sind www.ricardo.ch und www.ebay. ch. Bei Ebay bieten weltweit über 85 Millionen Menschen für Artikel wie Autos, Computer, Kleider, Bücher, Möbel, Antiquitäten, Spielzeug, Musikinstrumente und Schmuck. Ständig sind mehr als 19 Millionen Artikel im Angebot.
Laut Meike Fuest, Pressesprecherin von Ebay Deutschland, sind 95 Prozent der Ebay-Nutzer Private und kleine Firmen. Zunehmend bieten jedoch auch Markenartikelhersteller, Konkursverwalter sowie Gross- und Kleinhändler Produkte an. So gibts auch Restposten von Fabriken - neuwertige, aber nicht mehr topaktuelle Produkte. Ebay und Ricardo sind zwar bekannt für Online-Auktionen, man kann aber auch zu festen Preisen kaufen. Dieser Bereich macht bei Ebay bereits mehr als 28 Prozent des Handelsvolumens aus. Doch aufgepasst, diese so genannten Sofortpreise haben mit Tiefpreisen oft nichts zu tun, wie ein Vergleich via Preisdatenbanken zeigt (siehe Seite 22).
Profis greifen erst spät ein
Internetauktionen dauern bis zu zehn Tagen. In dieser Zeit kann ein Interessent beliebig Angebote platzieren. Er muss ein Maximalgebot abgeben. Ein «Bietagent» überbietet dann andere Gebote automatisch um einen kleinen Betrag, bis der vom Interessenten festgesetzte Maximalpreis erreicht ist. Wird man am Ende nicht überboten, erhält man den Zuschlag.
Profibieter greifen übrigens erst im letzten Moment ins Geschehen ein: Laut Ebay werden 37 Prozent aller Gebote in der letzten Minute abgegeben, 12 Prozent warten sogar bis zu den letzten zehn Sekunden. Denn je früher man bietet, umso mehr treibt man den Preis hoch. Tipp: Bei Ricardo lässt man sich eine Stunde vor Auktionsende ein SMS schicken. Ebay hat einen entsprechenden Anrufdienst.
Nach dem Zuschlag tauscht das Auktionshaus die Adressen von Meistbietendem und Verkäufer aus; alles Weitere machen die Parteien untereinander ab. Die Auktionshäuser verdienen mit: Der Anbieter bezahlt eine vom Warenwert abhängige Angebotsgebühr und bei einem Verkauf eine Provision. Der Käufer zahlt nur den von ihm gebotenen Preis.
Stephan Pfäffli
Versteigerungen im Internet: So funktionierts
1. Um bei Ebay und Ricardo Waren ersteigern zu können, ist eine Anmeldung auf der Startseite erforderlich. Sie ist kostenlos. Man gibt persönliche Daten, E-Mail-Adresse, Name und Passwort ein. Diese Daten werden überprüft. Danach erhält man vom Auktionshaus als Bestätigung eine E-Mail oder bei anonymen E-Mail-Adressen einen Brief, kann so seine Mitgliedschaft aktivieren, und schon ist man dabei.
2. Von der Startseite aus gehts mit einem Klick direkt in die gewünschte Produktekategorie.
3. Wer sich für einen Artikel interessiert, sollte sich informieren, welche Erfahrungen andere Mitglieder mit dem Verkäufer gemacht haben. Dies tut man via «Bewertungen ansehen» oder «Rating». Absolute Sicherheit bieten diese Bewertungssysteme aber nicht.
4. Die Artikelbeschreibung, Liefer- und Zahlungsbedingungen des gewünschten Produkts studieren.
5. Ein Gebot auf ein bestimmtes Produkt gibt man im Bietbereich ab: Den Maximalpreis definieren und auf «Bieten» klicken. Prüfen Sie aber vorher via Preisdatenbanken, dass das Produkt anderswo nicht unter dem von Ihnen gesetzten Maximalpreis zu haben ist.
6. Sobald das Gebot mit Mitgliedsnamen und Passwort bestätigt ist, sieht man, ob man der Höchstbietende ist. Ein Bietagent überbietet in der Folge andere Gebote automatisch jeweils um einen geringen Betrag, bis der Maximalpreis erreicht ist.
7. Wer überboten wird, erhält eine E-Mail mit einem Link, der direkt zur betreffenden Artikelseite führt: Hier kann man sein Maximalgebot erhöhen.
8. Wenn man nach Auktionsende der Höchstbietende ist, erhält man eine E-Mail mit den Kontaktinformationen des Anbieters.
Vorsicht beim Bezahlen
Misstrauen ist angebracht, Kontrolle unbedingt nötig. Der Verkäufer legt die Bezahlungsmodalität fest. Nicht jede ist zu empfehlen. Tipps:
- Niemals Geld überweisen, bevor die Ware da ist: Der häufigste Fall von Auktionsbetrug besteht nämlich darin, dass ein Verkäufer kassiert, aber nicht liefert.
- Auch das Bezahlen per Nachnahme hat Tücken: Der Käufer sieht zwar, dass eine Lieferung eintrifft. Ob sie aber die richtige Ware in gutem Zustand enthält, kann er erst nach Aushändigung des Geldes kontrollieren.
- Das geringste Risiko besteht, wenn sich Verkäufer und Käufer treffen: Der Käufer kann die Ware begutachten und allenfalls bar bezahlen.
- Ebenfalls ein sicherer Weg ist, das Geschäft über einen Treuhandservice abzuwickeln. Für Beträge ab 300 Franken ist dies sogar empfehlenswert. Besondere Vorsicht ist aber am Platz, wenn der Verkäufer den Handel unbedingt über einen ganz spezifischen Treuhandservice durchführen will: Es könnte sich um einen Betrüger handeln, der Leute zu einem falschen Treuhandservice zu locken versucht. Käufer sind deshalb gut beraten, selber einen Treuhanddienst vorzuschlagen.
Willigt der Verkäufer nicht ein: Hände weg vom Geschäft! Adressen von Treuhändern gibts unter www.sos4auctions.com. Dort lässt sich eine umfangreiche Liste mutmasslich betrügerischer Treuhanddienste abrufen. Verzeichnet sind aber auch seriöse Online-Treuhänder. Dieser Dienst kostet allerdings rund 2 Prozent des Verkaufspreises.
- Automatische Versicherung: Überprüfen Sie in den Geschäftsbedingungen des Auktionshauses, ob es eine automatische Versicherung anbietet. Abgedeckt sind dabei Schadenfälle, wenn der Verkäufer das Produkt nicht liefert, obwohl der Käufer bezahlt hat oder die Ware wesentlich von der Auktionsbeschreibung abweicht. Bei Ricardo sind die meisten Transaktionen bis Fr. 250.- versichert, bei Ebay bis Fr. 300.-
Fabrikladenzentren: Viele Läden unter einem Dach
Manche Fabrikläden schliessen sich zu so genannten Factory Outlet Centers oder Outletparks zusammen. Sie funktionieren im Prinzip gleich wie ein Fabrikladen. Über die Theke gehen auch hier Überproduktionen, Waren der Vorsaison, Musterkollektionen und Produkte zweiter Wahl.
Aber Achtung: Nebst Herstellern bieten hier auch Fachgeschäfte ihre Restbestände aus dem Einzelhandel an - und nicht immer stark herabgesetzt. So etwa Ochsner Sport im Outletpark Murgenthal AG. Beispiel: Jogging-Schuhe Nike Air TR9000 für Fr. 129.90 statt Fr. 159.90 -; in der Ochsner-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse gab es sie ebenfalls für Fr. 129.90.
- Das grösste Fabrikladenzentrum ist in Mendrisio TI - der Foxtown Factory Store. Auf mehreren Etagen sind rund 130 Läden von Markenherstellern.
- In der Deutschschweiz gibt es zwei Zentren: das Foxtown in Rümlang ZH mit rund 20 Läden und den Outletpark in Murgenthal AG (siehe Seite 27).
Outletparks führen immer Waren verschiedener Branchen und Hersteller. In Murgenthal etwa Damen-, Herren- und Kindermode, Bettwaren, Bücher, CDs, Lederwaren und Sportartikel wie Velos und Skis.
Diese Vielfalt erlaubt es, Preise, Marken und Qualität zu vergleichen. Passen Adidas-Schuhe nicht, probiert man halt Nike.
Einkauf in der EU: Mehrwertsteuer zurückfordern - ganz einfach
Wer sich die Mehrwertsteuer (MwSt.) für die im Ausland gekauften Waren zurückerstatten lässt, profitiert: Die Mehrwertsteuersätze liegen in der EU im Durchschnitt bei 17,5 Prozent, in Deutschland bei 16 Prozent. Sind die Waren für den Privatgebrauch bestimmt, kann man die MwSt. zurückfordern. Am besten so:
- Beim Verkäufer das amtliche Formular verlangen und den Einkauf beim ausländischen Zollbüro bestätigen lassen. Mit dem Formular können Sie die MwSt. beim Geschäft, wo Sie eingekauft haben, einfordern (zum Beispiel per Post).
- Noch einfacher geht es, wenn das Geschäft einem Tax-free-System (Steuer-frei-System) angeschlossen ist. Ein blau-schwarz-weisses Logo an der Ladentür weist darauf hin. Im Geschäft ein entsprechendes Formular verlangen und ausfüllen lassen. Dieses beim ausländischen Zollbüro abstempeln lassen und an das entsprechende Tax-Refund-Unternehmen (das die MwSt. zurückzahlt) schicken. Der Betrag wird Ihnen gutgeschrieben. Die Adresse steht jeweils auf dem Formular. Der Anspruch auf Rückerstattung ist drei Monate gültig.
Bei grösseren Zollübergängen und auch an Flughäfen haben die Tax-Refund-Unternehmen übrigens meist Filialen; dort kann man sich den Betrag bar auszahlen oder auf Bank beziehungsweise Post überweisen lassen.