Gut geschützt hinter dunklen Gläsern
Inhalt
Gesundheitstipp 6+7/2000
26.05.2000
Gefährliche UV-Strahlen: Nur eine gute Sonnenbrille kann Augenschäden verhindern
Zu viel Sonne schadet den Augen. Besonders Kinder sind gefährdet. Sehstörungen und grauer Star im Alter können die Folgen sein. An sonnigen Tagen ist deshalb eine gute Sonnenbrille ein "Muss" - auch für Erwachsene.
"Licht ist etwas Herrliches und Lebensnotwendiges", schwärmt die Professorin Charlotte Remé, Augenärztin und Leiterin des Labors für die Zellbiologie der Netzhaut a...
Gefährliche UV-Strahlen: Nur eine gute Sonnenbrille kann Augenschäden verhindern
Zu viel Sonne schadet den Augen. Besonders Kinder sind gefährdet. Sehstörungen und grauer Star im Alter können die Folgen sein. An sonnigen Tagen ist deshalb eine gute Sonnenbrille ein "Muss" - auch für Erwachsene.
"Licht ist etwas Herrliches und Lebensnotwendiges", schwärmt die Professorin Charlotte Remé, Augenärztin und Leiterin des Labors für die Zellbiologie der Netzhaut an der Universitäts-Augenklinik Zürich. Doch gleichzeitig warnt die Forscherin: "Aber wir sollten extreme Belastungen vermeiden."
Heimtückisch sind die UV-Strahlen vor allem für die Augenlinse. Die Schädigung tut im Moment nicht weh, deshalb nimmt man sie auch nicht wahr.
Dies hat fatale Folgen: Im höheren Alter kann die lebenslange UV-Belastung die Linse trüben - also zum grauen Star führen. Augenlinsen von 60-Jährigen nehmen fünfzig Mal mehr UV-Strahlen auf als jüngere. Warum dies so ist, wissen die Forscher noch nicht. Modellstudien zeigen jedoch: Je mehr die Augen UV-Strahlen ausgesetzt sind, desto häufiger entsteht der graue Star.
Gefahr für die Augen droht auch im Solarium
Besonders empfindlich ist die Netzhaut. Sie nimmt das einfallende sichtbare Licht auf und leitet es über den Sehnerv zum Gehirn weiter. Bei einer Sonnenfinsternis kann schon ein ungeschützter Blick in die Sonne von nur 30 Sekunden die Netzhautmitte schädigen.
Das tut nicht weh, hinterlässt aber kleine Narben im Sehzentrum. Diese Narben stören beim Lesen als lästige schwarze Punkte. Selbst Solariumsbesucher, die ihre Augen ungenügend schützen, können daran erkranken.
Doch nicht nur das unsichtbare UV-Licht schädigt die Augen, sondern auch ein Bereich im sichtbaren Licht, der kurzwellige Blauanteil. Dies haben neue Untersuchungen im Labor der Zürcher Universitäts-Augenklinik gezeigt. Der Blauanteil kann in den Sehzellen ein "Selbstmordprogramm" auslösen, die Zellen gehen zu Grunde.
Gegen solche verheerenden Augenschäden gibt es einen einfachen Schutz, sagt Charlotte Remé: "Die Sonnenbrille. Sie ist eine simple, wirksame Präventionsmethode gegen zu viel Sonnenlicht. Und sie kostet erst noch nicht alle Welt."
Seit einigen Jahren hat sich die Qualität der Brillen merklich verbessert. 1994 führte die Suva in Zusammenarbeit mit der Zürcher Augenforscherin strengere Messkriterien ein. Zudem lancierte die Suva das optimierte Schutzglas Suvasol. Für Jules Kaufmann von der Suva erfüllen heute "hundert Prozent der angebotenen Brillen den Standard UV 400". Auch der Schutz vor Strahlen aus dem Blaubereich ist laut Kaufmann "besser geworden".
Optiker nehmen die Warnungen der Augenforscher allerdings nicht sehr ernst. In vielen Optikergeschäften liegen die Suvasol-Gläser nicht auf. "Wissenschaftliche Beweise für die Schädlichkeit des Blaulichtes stehen noch aus", schreibt der Schweizerische Optikerverband im Internet.
Und er warnt, eine zu hohe Blaulichtabsorption verfälsche die Farbwahrnehmung. Warnlichter von Polizei- und Krankenwagen oder Verkehrsampeln könnten nicht mehr richtig wahrgenommen werden.
Besonders Kinder müssen ihre Augen schützen
Für die Augenärztin Charlotte Remé sind solche Argumente unverständlich: "Eine Reduktion auf 10 Prozent des Blaulichtes verfälscht die Farbwahrnehmung nicht. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Aber es schützt vor schädlichen Strahlen."
Bei intensivem Sonnenlicht sind vor allem folgende Bevölkerungsgruppen gefährdet:
° Kinder und Jugendliche, die viel im Freien sind, sollten unbedingt eine gute Sonnenbrille und eine Baseballmütze tragen. Ihre Netzhaut ist speziell gefährdet, weil ihre Linsen bis zur Pubertät UV-Strahlen durchlassen. Auch sichtbares Licht gelangt viel leichter durch die kindlichen Linsen. Schäden machen sich erst später bemerkbar.
° Menschen mit blauen oder hellen Augen haben ein grösseres Risiko, im Alter an der Netzhaut zu erkranken.
° Stärker gefährdet sind auch Personen, die Medikamente nehmen, welche die Lichtempfindlichkeit der Augen erhöhen. Dazu gehören Antiobiotika wie Tetrazyklin