Gute Bewertung, üble Folgen
Mehr als 60 000 Franken haben 28 Teilnehmer einer Auktion auf Ricardo.ch verloren. Grund: Sie haben ans Bewertungssystem geglaubt.
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K-Tipp 8/2007
25.04.2007
Gery Schwager
Wer bei Versteigerungen im Internet mitbietet, sollte prinzipiell misstrauisch sein. Die Bewertungen, mit denen sich Anbieter und Käufer nach getätigtem Geschäft gegenseitig Noten erteilen, tönen zwar oft sehr gut. Doch zuweilen taugen sie nicht viel.
Schon mehrmals haben sich Betrüger zunächst über die korrekte Versteigerung billiger Artikel viele positive Bewertungen «erarbeitet» - um danach zum Beispiel Notebooks anzubieten, das Geld einzukassieren und ohne Lieferung a...
Wer bei Versteigerungen im Internet mitbietet, sollte prinzipiell misstrauisch sein. Die Bewertungen, mit denen sich Anbieter und Käufer nach getätigtem Geschäft gegenseitig Noten erteilen, tönen zwar oft sehr gut. Doch zuweilen taugen sie nicht viel.
Schon mehrmals haben sich Betrüger zunächst über die korrekte Versteigerung billiger Artikel viele positive Bewertungen «erarbeitet» - um danach zum Beispiel Notebooks anzubieten, das Geld einzukassieren und ohne Lieferung abzutauchen. Auch kann ein Anbieter Bewertungen manipulieren, indem er etwa unter anderem Namen als Käufer der eigenen Ware auftritt.
Über ein ausschliesslich positives Bewertungspro?l verfügte auch Verkäufer «Lanso». 28 Teilnehmer einer Auktion auf Ricardo.ch ahnten deshalb nichts Böses, als sie bei ihm Plasma-TV-Geräte im Gesamtwert von über 60 000 Franken ersteigerten und sogleich bezahlten. Die Ware erhielten sie nie.
Was sie nicht wussten: «Lanso» hatte bereits mehrere negative Bewertungen erhalten. Doch konnte er in diesen Fällen die Bewerter durch Rückzahlung des Geldes und gutes Zureden offenbar dazu bewegen, bei Ricardo.ch die Löschung der schlechten Note zu veranlassen.
Ebenfalls keine Kenntnis hatten die Betroffenen von der Tatsache, dass «Lanso» schon zwölfmal blockiert worden war, weil er die Gebührenrechnungen von Ricardo.ch nicht fristgerecht bezahlt hatte. In seiner Funktion als Verkäufer oder Käufer seien «Lanso» vor der Plasma-TV-Sache aber keine Reglementsverstösse vorzuwerfen gewesen, heisst es bei Ricardo.ch. Man habe somit nie Anlass gehabt, ihn zu verwarnen oder gar auszuschliessen.
Gegen «Lanso» läuft eine Strafuntersuchung. Doch ihr Geld müssen die Opfer abschreiben, denn zu holen ist wohl nichts mehr. Und bestätigt hat sich damit wieder einmal:
- Ein positives Bewertungspro?l garantiert nicht für die Seriosität des Anbieters.
- Ware sollte man nie im Voraus bezahlen, sondern erst nach Erhalt und Prüfung entweder gegen Rechnung oder bei einem Treffen mit dem Verkäufer.