Gute Geschäfte mit Bio-Fleisch

Für tierfreundlich und biologisch produziertes Fleisch verlangen die Grossverteiler Coop und Migros happige Aufpreise. Aber die Bauern profitieren kaum davon.

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K-Tipp 18/2011

28.10.2011

Letzte Aktualisierung:
01.11.2011

Daniel Jaggi

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Die Nachfrage nach tierfreundlich und biologisch hergestelltem Fleisch ist stark gestiegen. Das zeigt die Studie «Tierschutz im Lebensmitteldetailhandel 2010» des Agronomen Hansueli Huber. Coop und Migros haben mit solchem Fleisch 2010 einen Umsatz von rund zwei Milliarden Franken gemacht.

Für Label-Fleisch müssen die Konsumenten tief in die Tasche greifen. Aktuelle Beispiele zeigen nun aber: Vom Aufpreis, den die Grossverteiler verlangen, erhalten die Bauern fast nichts. Der grösste Anteil des Mehrertrags bleibt bei den Grossverteilern.

Schweinefleisch von der Migros

Konventionell: Der Bauer verkauft der Migros das ganze Schwein. Dafür erhielt er Anfang Oktober pro Kilo Fr. 3.50 – egal, ob es daraus Plätzli, Filets oder andere Stücke gibt. Der Bauer bekommt also für edles und minderwertiges Fleisch gleich viel.

Tierfreundlich: Der Terra-Suisse-Bauer erhielt von der Migros für sein tierfreundliches Terra-Suisse-Fleisch Fr. 3.75 pro Kilo – also nur 25 Rappen mehr als fürs konventionelle Fleisch.

Biologisch: Der Bio-Bauer erhält hier Fr. 7.20 pro Kilogramm Schlachtgewicht.

Das ist zwar immerhin das Doppelte. Der Kunde zahlt in der Migros aber einen viel höheren Aufpreis für das Bio-Fleisch. Ein Kilo Bio-Schweinsplätzli kostet nämlich Fr. 47.50. Das sind Fr. 23.80 mehr als für ein Kilo konventionelle Schweinsplätzli. Der Bauer erhält davon nur Fr. 3.70 mehr.

Ähnlich sieht die Rechnung beim Vergleich von konventionellen und Terra-Suisse-Plätzli aus: Das Terra-Suisse-Plätzli gabs bei der Migros für Fr. 36.– das Kilo, also Fr. 12.30 Franken mehr als das konventionell produzierte Plätzli. Davon erhielt der Bauer nur die erwähnten 25 Rappen mehr.

Schweinefleisch von Coop

Dasselbe Bild bei Coop: Hier erhalten die Bauern für das Schweinefleisch praktisch den gleichen Preis wie bei der Migros. Im Laden verkauft Coop das konventionell produzierte Plätzli für Fr. 34.– pro Kilo, tierfreundlich produziertes Naturafarm für Fr. 37.– und Naturaplan (Bio) für Fr. 45.50.

Der K-Tipp hat bei Migros und Coop die Herstellungs- und Verkaufpreise von insgesamt 16 Frischfleisch-Produkten ermittelt (darunter auch Geflügel). Fazit: Der zusätzliche Ertrag für Label-Fleisch lag jeweils zwischen 2 und 20 Franken pro Kilogramm. Und das, obwohl Schlachtung und Vertrieb bei tierfreundlichem Fleisch nicht teurer sind als bei konventionellem.

Wo liegen die Gründe für die hohen Aufschläge? Migros-Sprecherin Monika Weibel begründet den zusätzlichen Ertrag bei tierfreundlich und biologisch produziertem Fleisch unter anderem mit dem Hinweis, eine Vollverwertung des Tieres als hochwertiges Fleisch sei nicht möglich: «Deshalb kann diverses Label-Fleisch nicht zu 100 Prozent innerhalb des Labels verkauft werden.» Von einem Bio-Schwein verkauft die Migros laut Weibel «nur die edlen Teile, weil nur für diese Stücke ein Kundenbedürfnis besteht».

Coop-Sprecher Urs Meier ergänzt: «Es ist nicht eine höhere Marge, die erzielt wird, sondern es sind die Mehrkosten, die auf das Produkt abgewälzt werden müssen.» Das Fleisch müsse separat gelagert und verkauft werden.

Tipp: Wer tierfreundlich produziertes Fleisch will, kann es auch direkt ab dem Bauernhof kaufen. Eine Liste mit allen Höfen und den Verkaufsstellen ist im Internet unter www.knospehof.ch zu finden.

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