Guter Fisch - gutes Gewissen
Der wachsende Appetit der Menschen nach Fisch bedroht die Tierbestände der Gewässer. In einer Broschüre zeigt der WWF auf, welche Meerestiere man bedenkenlos essen kann.
Inhalt
K-Tipp 14/2004
08.09.2004
Kabeljau ist ein beliebter Speisefisch aus der Nordsee. Er ist so beliebt, dass sein Überleben heute in Frage gestellt ist. Ohne Rücksicht auf die Zukunft haben Hochseeflotten dem in riesigen Schwärmen lebenden Tier nachgestellt und es in den letzten Jahren praktisch ausgerottet.
Einen direkten Einfluss hat das beispielsweise auf die Fischstäbchen-Produktion.
Der Teufelskreis der Überfischung
Diese wurden früher hauptsächlich aus jungem...
Kabeljau ist ein beliebter Speisefisch aus der Nordsee. Er ist so beliebt, dass sein Überleben heute in Frage gestellt ist. Ohne Rücksicht auf die Zukunft haben Hochseeflotten dem in riesigen Schwärmen lebenden Tier nachgestellt und es in den letzten Jahren praktisch ausgerottet.
Einen direkten Einfluss hat das beispielsweise auf die Fischstäbchen-Produktion.
Der Teufelskreis der Überfischung
Diese wurden früher hauptsächlich aus jungem Kabeljau, Dorsch genannt, hergestellt. Weil er nun aber rar geworden ist, sind die Fischstäbchen-Hersteller auf Seelachs ausgewichen - und haben damit einen Teufelskreis eröffnet. Denn: Auch Seelachs wird nicht mehr lange in genügend grossen Mengen in den Netzen der Fangflotten zappeln.
Kabeljau und Seelachs sind zwei Beispiele von vielen für das von Menschen zu verantwortende Massensterben im Meer. Laut der UNO-Welternährungsorganisation FAO sind heute drei Viertel aller Speisefisch-Bestände ernsthaft bedroht - und trotzdem nimmt der Konsum von Meeresfrüchten laufend zu. Im Schnitt essen Europäer heute pro Kopf und Jahr 22 Kilo Fisch, fast doppelt so viel wie vor 30 Jahren.
Ein möglicher Weg aus der Misere sind Fischfarmen. 30 Prozent der heute gegessenen Fische stammen bereits aus Zuchten. Bis in 15 Jahren sollen es laut Joachim von Braun, Direktor des Internationalen Instituts für Ernährungspolitik in Hamburg, sogar 40 Prozent sein. Doch die meisten dieser Farmen werden noch konventionell betrieben, das heisst, die Fische werden mit aus dem Meer gefischtem Futter ernährt und bekommen vorbeugend Tonnen von Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika gegen verschiedene Krankheiten verabreicht.
Das verschmutzt nicht nur Meer und Binnengewässer, sondern hat auch zur Folge, dass viele Fischprodukte gar nicht so gesund sind, wie die Industrie den Konsumenten weismachen möchte.
Für Mensch und Natur weitgehend unbedenklich sind laut WWF nämlich nur Fischprodukte, die aus Zuchten mit anerkannten Bio-Labels stammen, oder solche, die nach den Richtlinien des Marine Stewardship Council (MSC) aus dem Meer gefischt werden. Das MSC-Label garantiert, dass keine Überfischung stattfindet und sich die Bestände wieder erholen können.
Unterstützt von K-Tipp und Saldo will der WWF sowohl das Angebot wie auch die Nachfrage nach umweltgerecht produzierten Fischen und Meeresfrüchten steigern. Bei Coop und Migros stammt mittlerweile zwar rund die Hälfte aller Fische aus Zuchten, aber längst nicht alle aus biologisch betriebenen - und auch nicht alle Wildtiere sind nach den Kriterien des MSC-Labels gefischt worden. «Darum haben wir die in der Schweiz am meisten verkauften Fischarten überprüft», sagt Jennifer Zimmermann vom WWF.
Labels, auf die man sich verlassen kann
Das Resultat dieser Überprüfung findet sich im nebenan beigefügten handlichen «Fisch-Einkaufsführer». Kurz und übersichtlich zeigt die kleine Faltbroschüre, auf welche Labels sich Konsumentinnen und Konsumenten beim Fischkauf verlassen können. Zudem listet sie auf, welche Meer- und Süsswasserfische, Muscheln und Krebse bedenkenlos gekauft werden können. Unter www.wwf. ch/fisch finden sich detaillierte Angaben über die Bewertungen im Einkaufsführer.
(kel)