Sind Sie ein guter Zuhörer? Haben Sie Spass am Umgang mit Menschen? Partnervermittlung sucht Persönlichkeit.» Lilian Keller entdeckte diese Max-Life-Anzeige auf der Internet-Plattform Jobwinner und fühlte sich sofort angesprochen. Schon mehrere Monate arbeitslos, hoffte die ausgebildete Paartanz-Lehrerin auf eine gute Stelle.
Die 49-Jährige rief bei Max-Life an: «Eine Mitarbeiterin schlug ein Treffen vor», erzählt Keller. Sie willigte ein, obschon ihr der Treffpunkt ziemlich merkwürdig vorkam - eine Autobahnraststätte. Im Restaurant der Raststätte Kemptthal ZH traf Lilian Keller die Max-Life-Mitarbeiterin.
«Sie erklärte mir, dass ich mit Singles aus der Mittelschicht Verträge abschliessen soll», schildert Keller. Je Partnervermittlungsvertrag würden 5400 Franken verrechnet. Und für Keller liege pro Vertrag eine Provision von 1500 Franken drin. So seien im Monat locker 6000 Franken zu verdienen. Keller: «Die Max-Life-Mitarbeiterin kritzelte eine wirre Kalkulation auf ein Blatt Papier.»
Spesen und Konsumationen seien selbst zu bezahlen, teilte ihr die Max-Life-Mitarbeiterin dann mit. «Ich fragte, ob ich die Singles denn nicht im Büro treffen würde», fährt Keller fort. Nein, Treffpunkt sei in Restaurants und dort komme die Partnervermittlerin für die Verpflegung auf.
Dass Max-Life nicht am Wohl der Menschen interessiert ist, wird spätestens beim Stichwort «Kaution» klar: «Ich sollte 6000 Franken als Sicherheit bezahlen.» Begründung: Frühere Mitarbeiter hätten sich mit dem Max-Life-Wissen selbständig gemacht - das billige die Firma nicht mehr. Keller erhalte das Geld zurück, wenn sie 90 000 Franken Umsatz innert 18 Monaten erreiche.
Lilian Keller erklärte, dass sie diese 6000 Franken nicht hat. «Die Mitarbeiterin wollte wissen, ob ich 3000 Franken als Anzahlung auftreiben kann. Ich erwiderte, dass ich es seltsam finde, für eine Anstellung bezahlen zu müssen.» Das Treffen in der Autobahnraststätte endete abrupt, ebenso das Telefongespräch zwei Tage später: Noch einmal wurden die 6000 Franken eingefordert. «Ich sagte, dass ich an derlei krummen Geschäften nicht interessiert bin. Daraufhin wurde der Hörer aufgelegt.»
Lilian Kellers Fazit: «Hände weg von dieser Partnervermittlung! Max-Life versucht, Jobsuchende und Singles über den Tisch zu ziehen.»
Betroffene wehren sich mit einer Strafanzeige gegen Max-Life
Max-Life-Opfer gehen in die Offensive: Rund 30 Betroffene ziehen gegen Max-Life-Chef Christian Süssli vor Gericht. Sie wollen zumindest einen Teil ihres Geldes zurück.
Die Strafanzeige werde demnächst eingereicht, bestätigt Rechtsanwalt Ralf Wiedler dem K-Tipp. Unterdessen beteuert Süssli, die Geschäftspraktiken seines Partnerinstituts mit Sitz in Fislisbach AG seien seriös: Es stimme, dass Vertragspartner 6000 Franken bezahlen müssen. Dies sei das Entgelt für Aus- und Weiterbildung, Infrastruktur und Firmen-Know-how, von dem die Vermittler profitierten. So könnten sie sich gleich auf die Kundenberatung konzentrieren.
Der K-Tipp forderte bei Süssli Unterrichtsmaterial an, das angeblich u. a. aus einem 67-seitigen «Basis-Schulungsordner» bestehen soll. «Sie verstehen sicherlich, dass wir unsere ganzen Schulungsunterlagen nicht versenden können», hiess es daraufhin. Der K-Tipp erhielt nur Werbeprospekte und -flyer.
Wie Saldo bereits berichtete, ist besagte Ausbildung eine Schnellbleiche. «Wir lernten während ein paar Stunden, wie man mit Partnersuchenden telefonisch Kontakt aufnimmt, und am Abend gabs ein Diplom; das wars», so ein Betroffener. Wer einen Arbeitsvertrag bei Max-Life unterzeichnet hat, sollte wissen:
- Solche Verträge können jederzeit gekündigt werden.
- Wer aussteigen will, muss sofort schriftlich mitteilen, dass er vom Vertrag zurücktritt. Gleichzeitig muss man das Geld zurückfordern.