Händler erschweren Preisvergleiche
Im Internet finden Konsumenten schnell und einfach den günstigsten Preis. Was für sie praktisch ist, vermiest Händlern aber das Geschäft. Um Preisvergleiche zu erschweren, lassen sie Produkte minim verändern oder anders bezeichnen.
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K-Tipp 01/2015
14.01.2015
Darko Cetojevic
Die Siemens-Kaffeemaschine EQ.5 macchiatoPlus TE kostet bei Media Markt 999 Franken. Die volle Bezeichnung lautet TE 506509DE. Wer den Preis für diese Maschine im Internet vergleichen will, kommt nicht weit: Die TE506509DE gibt es in der Schweiz nur bei einem einzigen Verkäufer – nämlich Media Markt.
Unter der leicht abweichenden Bezeichnung TE506501DE findet man im Internet verschiedene Angebote für Siemens-Kaffeemaschinen – das günstigste ...
Die Siemens-Kaffeemaschine EQ.5 macchiatoPlus TE kostet bei Media Markt 999 Franken. Die volle Bezeichnung lautet TE 506509DE. Wer den Preis für diese Maschine im Internet vergleichen will, kommt nicht weit: Die TE506509DE gibt es in der Schweiz nur bei einem einzigen Verkäufer – nämlich Media Markt.
Unter der leicht abweichenden Bezeichnung TE506501DE findet man im Internet verschiedene Angebote für Siemens-Kaffeemaschinen – das günstigste laut dem Preisvergleichsportal Toppreise.ch bei Fust für 649 Franken. Der K-Tipp hat auf der Siemens-Website die wichtigsten technischen Daten der zwei Geräte verglichen. Resultat: Der einzige Unterschied ist die Farbe. Die 350 Franken teurere Kaffeemaschine unter der Bezeichnung TE506509DE ist in «Klavierlack schwarz» zu haben, die günstigere in Grau.
Die Erklärung für dieses Versteckspiel: «Die grossen Elektronikhandelsketten lassen Geräte mit minimalen Änderungen herstellen, damit die so geänderten Modellnamen von Preissuchmaschinen nicht mehr gefunden werden können», sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (D). Er hat die Masche schon vor rund vier Jahren bei deutschen Unterhaltungselektronik-Märkten wie Saturn und Media Markt aufgedeckt.
Kein Interesse an Transparenz
Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), bestätigt Trybas Befund: «Preistransparenz ist für den Kunden gut, für den Verkäufer nicht», meint er. Deshalb versuchten alle Branchen, sich Preisvergleichen zu entziehen.
Die Kaffeemaschine ist denn auch kein Einzelbeispiel:
- Waschtrockner: In der Schweiz bezeichnet Miele seinen Waschtrockner mit «WT 27-96 CH». Sucht man mit dieser Bezeichnung nach dem günstigsten Angebot, zeigt Toppreise.ch das Fust-Angebot für 2499 Franken. Doch Miele hat für denselben Trockner noch eine zweite Bezeichnung: In Deutschland heisst das Gerät WT 2796 WPM. Wer dies weiss, kann profitieren: Das Gerät mit der deutschen Bezeichnung ist günstiger – und zwar um 220 Franken (bei Waschturmcenter.ch).
- Fernseher: Unterhaltungselektronik-Händler verwirren ebenfalls mit unterschiedlichsten Bezeichnungen. Beispiel: der Full-HD-Fernseher Samsung UE55H7000. Laut Toppreise.ch ist das günstigste Angebot für diesen Fernseher im Internetshop PCHC.ch Fr. 1662.20. In der Schweiz wird ein fast identisches Gerät unter der Bezeichnung UE 55H7080 geführt – bei microspot.ch für 1099 Franken zu haben, also 563 Franken günstiger.
- Barhocker: Pfister und Micasa verkauften Ende November einen gleich aussehenden Barhocker aus Metall. Bei der Migros hiess er «Rocca». Preis: Fr. 34.95. Pfister verkaufte ihn unter dem Namen «Gaby» für Fr. 59.95. Einziger sichtbarer Unterschied: Der Lack des Pfister-Stuhls wurde an einigen Stellen abgeschliffen, um einen Gebraucht-Look zu simulieren. Solche Barhocker sind auch im Schweizer Ableger des Internetshops Maisonsdumonde.com zu finden. Dort kosten sie 103 Franken.