Haltbarkeitsdatum: Wer sucht, wird oft nicht fündig
Auf Getränken muss das Haltbarkeitsdatum gut sichtbar aufgeführt sein. Eine Stichprobe des K-Tipp zeigt aber: Auf vielen Flaschen lässt sich das Datum kaum finden oder gar nicht entziffern. Die Kontrollbehörden tolerieren die konsumentenfeindliche Praxis.
Inhalt
K-Tipp 02/2023
31.01.2023
Letzte Aktualisierung:
06.02.2023
Gery Schwager
Der Buchstabe des Gesetzes ist klar: Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss auch auf Getränkeflaschen «an einer gut sichtbaren Stelle deutlich, gut lesbar und dauerhaft» aufgeführt sein. So steht es in der Verordnung des Bundes zur Information über Lebensmittel. Davon ausgenommen sind Weine sowie generell Getränke mit einem Alkoholgehalt von mindestens 10 Volumenprozent.
Nur: Die Vorschrift bleibt häufig toter Buchstabe. Der K-Tipp fand in einer Stich...
Der Buchstabe des Gesetzes ist klar: Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss auch auf Getränkeflaschen «an einer gut sichtbaren Stelle deutlich, gut lesbar und dauerhaft» aufgeführt sein. So steht es in der Verordnung des Bundes zur Information über Lebensmittel. Davon ausgenommen sind Weine sowie generell Getränke mit einem Alkoholgehalt von mindestens 10 Volumenprozent.
Nur: Die Vorschrift bleibt häufig toter Buchstabe. Der K-Tipp fand in einer Stichprobe bei Coop, Denner, Migros und Co. über ein Dutzend Getränkeflaschen mit kaum lesbarem Haltbarkeitsdatum. Beispiele:
- Auf dem Appenzeller Bier «Quöllfrisch hell» (3,3 dl) der Brauerei Locher war das Datum in schwarzer Schrift auf der dunkelblauen Etikette angegeben. Auf der «Bio Traube» (1 l) von Coop Naturaplan war die schwarze Schrift auf der Flasche wegen der dunklen Farbe des Traubensafts kaum zu erkennen (siehe Bild). Und beim Süssgetränk «Fanta Shokata» (5 dl) hob sich das in blasser Farbe gravierte Datum optisch kaum von der blauen PET-Flasche ab.
- Auf dem alkoholfreien Bier «IPA Liberis 2+3» (3,3 dl) der deutschen Biermanufaktur Riegele, das bei der Migros im Sortiment ist, war das Haltbarkeitsdatum unscharf aufgedruckt und unvollständig. Einmal mit dem Finger übers Datum auf dem Flaschenhals gestrichen, war der Aufdruck weg.
- Steht das Haltbarkeitsdatum auf dem Schraubverschluss der Flasche, ist es wegen der gerippten Oberfläche nur schwer zu entziffern. Dieses Problem zeigte sich etwa beim «TeeFee Bio Tee+Saft Himbeere» (3,0 dl) der Frankfurter Firma La Marchante, erhältlich in der Migros, und bei der Maracuja-Limonade (3,3 dl) der Hamburger Firma Lemonaid, erhältlich bei Coop.
Behörden wimmeln den K-Tipp ab
Der K-Tipp schickte Fotos von Getränkeflaschen mit schlecht oder gar nicht lesbaren Haltbarkeitsdaten an das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit. Antwort: «Wir bitten Sie, sich an die Kantonschemiker zu wenden.» Also gelangte der K-Tipp mit seiner Anfrage inklusive Fotos an die Aargauer Kantonschemikerin Alda Breitenmoser, die den Verband der Kantonschemiker der Schweiz präsidiert. Doch auch sie wollte keine Einschätzung vornehmen: «Eine Beurteilung von konkreten Einzelfällen geben wir gegenüber Dritten grundsätzlich nicht ab.»
Anders tönt es bei Coop: «Ihre Einschätzung ist korrekt», schreibt der Detailhändler dem K-Tipp zur bemängelten Datumsangabe auf der Flasche «Bio Traube». Coop verspricht: Das Haltbarkeitsdatum werde «ab der nächsten Produktion weiter oben am Flaschenhals gedruckt, sodass Kontrast und Lesbarkeit gegeben sind».
Auch die Hersteller von «TeeFee» und «IPA Liberis 2+3» haben nach eigenen Angaben das Problem erkannt und bereits Korrekturen eingeleitet. Die Brauerei Locher sagt zum kaum erkennbaren Datum auf der Etikette des «Quöllfrisch hell», das Problem sei wegen eines «technischen Defekts am Laserdrucker» entstanden. Inzwischen sei das Datum wieder in Weiss und damit gut lesbar aufgedruckt.