Renovero ist gemäss Eigenwerbung die am meisten genutzte Handwerkerplattform der Schweiz. Auftraggeber können auf dem Portal kostenlos Beschreibungen ihrer Aufträge publizieren – etwa für den Einbau einer Sauna oder das Malen von Zimmern.
Sie erhalten dann automatisch Offerten interessierter Handwerker, die sie miteinander vergleichen können. Eine Auftragspflicht besteht nicht. Betreiberin der Internet-Plattform ist das Unternehmen Olmero in Glattbrugg ZH.
Es wurde im Jahr 2000 von Mitarbeitern der ETH Zürich gegründet. Renovero verspricht, dass ein Inserat rund 8600 potenzielle Auftragnehmer erreiche. Die Auftraggeber könnten daher mit «einer guten Auswahl interessanter Offerten» rechnen.
Ob Renovero tatsächlich eine gute Auswahl attraktiver Offerten liefert, hat K-Geld mit vier verschiedenen Aufträgen geprüft:
- Auftrag 1: Zimmer streichen – Drei Zimmer in einer Eigentumswohnung in Zürich neu in Weiss streichen. Vorgängig sollten in allen Zimmern die Tapeten entfernt werden.
- Auftrag 2: Renovation Badezimmer – Badewanne, Lavabo, Wasserhahn, Duschkopf und WC komplett aus- und neu einbauen.
- Auftrag 3: Multimedia-Verkabelung – Über zwei Stockwerke sollten drei Zimmer multimedial verkabelt werden.
- Auftrag 4: Fenster/Türen ersetzen – Neun Fenster sollten durch bereits gekaufte Energiesparfenster ersetzt werden. Zudem sollten vier Glastüren eingebaut werden.
Bevor solche Aufträge auf der Renovero-Webseite erfasst werden können, muss sich ein Auftraggeber registrieren. Dazu werden ein Benutzername, ein Passwort und eine E-Mail-Adresse benötigt. Renovero verspricht im Anmeldeformular und im Kleingedruckten, Benutzerdaten nicht an Dritte weiterzuleiten.
Nach Angabe der Adresse muss man auch den Nutzungsbedingungen von Renovero zustimmen. Diese sind allgemein verständlich abgefasst und bergen für den Auftraggeber kei- ne juristischen Fallgruben.
Der Registrierungsvertrag wird zwar auf unbestimmte Dauer abgeschlossen, lässt sich vom Kunden aber jederzeit fristlos kündigen. Zum Schluss muss man eine Schweizer Handynummer angeben. Im Test erhielt K-Geld per SMS innert weniger Sekunden einen Aktivierungscode zur Freischaltung der Mitgliedschaft.
Wer keine Mobiltelefonnummer angeben will oder kann, erhält den Code per Post zugestellt. Damit will Renovero sicherstellen, dass sich niemand im Namen anderer Personen bei Renovero registriert. Eine Offertanfrage zu erfassen ist einfach:
Das entsprechende Formular ist übersichtlich gestaltet und die auszufüllenden Felder sind klar beschrieben. Die Testaufträge von K-Geld wurden innert weniger Minuten im Online-System erfasst.
Nebst Grundsätzlichem wie der Region oder der Zeit, die man den Handwerkern fürs Erstellen ihrer Offerte gibt, sollte man den Auftrag möglichst genau beschreiben.
Nur so können potenzielle Auftragnehmer seriöse und verbindliche Offerten erstellen. Sinnvoll ist es auch, dem Auftrag Baupläne und Bilder des Wohnobjekts beizufügen.
Renovero prüft und bestätigt jeden Auftrag
Jeder neu erstellte Auftrag wird von Renovero-Mitarbeitern auf «Vollständigkeit und Seriosität» geprüft, bevor er ins Internet gestellt wird. Im Test dauerte diese Prüfung rund zwei Stunden. Dann folgten per E-Mail Bestätigungen für drei von vier Aufträgen.
Der Auftrag für die Badezimmer-Renovation wurde von Renovero abgelehnt. Man solle sich telefonisch beim Unternehmen melden, hiess es. Die zuständige Sachbearbeiterin wies darauf hin, dass Keramikplatten verlegen und Sanitäranlagen aus- und einbauen grundverschiedene Arbeiten seien. Sie empfehle daher, zwei Inserate zu platzieren. Auf ausdrücklichen Wunsch schaltete sie die Anfrage trotzdem als Bündel auf.
24 Handwerker-Offerten innert sieben Tagen
Die erste Erkenntnis nach Ablauf der Eingabefrist: Für einfache Arbeiten melden sich am meisten Interessenten. Insgesamt 24 Handwerker bewarben sich innerhalb von sieben Arbeitstagen mit einer preislich verbindlichen Offerte, um in der Test-Wohnung in Zürich die Wände zu streichen. Weitere 12 Maler boten an vorbeizukommen, um nach einem Augenschein ein Angebot zu unterbreiten.
Weniger Rückmeldungen ergaben die drei anderen Inserate:
- Für eine Kompletterneuerung des Badezimmers bewarben sich 14 Betriebe. Es gingen 5 verbindliche Offerten ein.
- Für die Multimedia-Verkabelung offerierten 3 Elektriker verbindlich.
- Für den Aus- und Einbau von Fenstern und Türen meldeten sich 7 Handwerker, 2 davon mit verbindlicher Preisofferte. Die weiteren 5 Auftragnehmer fragten einerseits nach Besichtigungsterminen, andererseits erkundigten sie sich nach Details. Etwa ob Silikon- oder Acrylfugen gewünscht sind oder ob das Montagematerial vom Auftraggeber gestellt wird.
Die wichtigste Erkenntnis: Die Offerten unterscheiden sich stark im Preis. Beim Malerauftrag lag das teuerste Angebot fast fünfmal so hoch wie das günstigste (siehe Tabelle «Zimmer streichen» im pdf-Artikel).
Rudy Zimbardi aus Höri ZH, der den Auftrag für 1076 Franken annehmen wollte, wundert sich über die Preise der Konkurrenz: «4000 bis 6000 Franken berechne ich für ein ganzes Haus.»
Der Maler mit der teuersten Offerte, Jörg Frauendorf mit Geschäftssitz in Schlattingen TG, spricht dagegen von Schleuderpreisen: «Über die tiefen Preise bei Renovero kann ich nur den Kopf schütteln», sagt er. Damit könne man Material und Arbeit niemals bezahlen.
Günstigangebot, «um die Arbeiter zu beschäftigen»
Bei der Badezimmer-Renovierung sind Mustafa Memeti aus Adliswil ZH und die Emini Reinigungen aus Frauenfeld TG mit 3228 Franken die günstigsten Anbieter. Zum Vergleich die teuerste Offerte von der Aurora Haustechnik aus Dintikon AG: Sie war viermal höher. Aurora verlangte für dieselbe Arbeit 13 450 Franken.
Memeti erklärt: «3000 Franken plus Mehrwertsteuer rechnet sich nicht.» Es gehe ihm bei solchen Aufträgen lediglich darum, seine Arbeiter zu beschäftigen. Memeti schätzt, dass sich der Auftrag ab 4500 Franken lohnen würde.
«Kunden stützen sich stark auf Bewertungen»
Der Elektriker Süleyman Yagci aus Effretikon ZH bewarb sich um den Auftrag zur Multimedia-Verkabelung. Er klagt: «Ohne Tiefstpreise bekommt man auf Renovero keine Aufträge.» Er kalkuliere eng, und trotzdem habe er nach 27 Offerten erst einen Zuschlag bekommen.
Auf Renovero können sich Handwerker und Auftraggeber gegenseitig mit den Noten «schlecht», «neutral» oder «gut» bewerten. Auftraggeber sehen somit, wie die Offertensteller von früheren Auftraggebern benotet wurden. Damit haben sie die Möglichkeit, die Qualität und Zuverlässigkeit der einzelnen Handwerker zu beurteilen und in ihren Vergabeentscheid mit einzubeziehen.
«Aus unseren Befragungen wissen wir, dass die Arbeiten selten einfach an den billigsten Handwerker vergeben werden», sagt Markus Schulte von Renovero. «Unsere Kunden stützen sich stark auf die Bewertungen früherer Auftraggeber.» Und das sichere letztlich auch die Qualität der Arbeit. Trotzdem sollten sich Auftraggeber nicht alleine auf diese Bewertungen verlassen und weitere Abklärungen treffen (siehe unten «Online-Offerten»).
Um zu verhindern, dass sich Handwerker selbst durch vorgetäuschte Aufträge gute Noten vergeben, hat Renovero ein Sicherheitssystem integriert, das Manipulationsversuche aufspüren soll. Wie es genau funktioniert – das will Schulte nicht verraten. Einige Handwerker seien aber bereits ausgeschlossen worden.
Online-Offerten
- Auftrag möglichst detailliert beschreiben
- Nebst detaillierter Beschreibung möglichst Fotos, Pläne oder Skizzen anfügen.
- Exakte Masse und gewünschte Materialien genau angeben.
- Unterschiedliche Arbeiten möglichst in einzelne Anfragen unterteilen.
- Bei komplexen Arbeiten einen Besichtigungstermin anbieten.
- Bei Tiefstpreisen neben Renovero-Bewertungen zusätzlich Referenzen beim Anbieter einholen und prüfen.
- Verbindliche Kostenvoranschläge verlangen. Falls nur ein Richtpreis offeriert wird, darf ein Handwerker einen allfälligen Mehraufwand verrechnen.
- Vergleichsofferten von Handwerksbetrieben in der Nähe einholen.