Das Handy piepst, ein neues SMS ist eingetroffen. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm – und schon ist es passiert: Das Auto kracht in den vorderen Wagen.
Ablenkung und Unaufmerksamkeit sind auf Schweizer Strassen laut offizieller Statistik die Unfallursache Nummer eins. Deshalb ist Telefonieren mit dem Handy am Ohr oder SMS-Tippen beim Autofahren verboten.
Autohersteller behaupten jedoch: Vor allem die Jungen wünschten Autos, in denen sie das Smartphone mit all seinen Funktionen verwenden können. Darum werden schon in Kleinwagen grosse farbige Displays eingebaut. Über diese kann der Fahrer dann das Smartphone bedienen und nutzen – per Sprachsteuerung. Bei Ford heisst das System «Ford Sync» und ist beim rund 26 000 Franken teuren Ford B-Max Titanium serienmässig eingebaut.
«Unterwegs Facebook-Seite pflegen»
Auch günstige Kleinwagen werden mit solchen Systemen ausgerüstet: Nach der Probefahrt mit dem Kleinwagen Toyota Aygo schrieb der «Tages-Anzeiger» begeistert von «tollen Extras wie dem grossen Touchscreen», mit dem man unterwegs seine «Facebook-Seite pflegen» könne.
Am Genfer Autosalon zeigte mit Apple zudem der erste Handy-Hersteller ein Kommunikationssystem für Autos. Mit dem Gerät könne der Fahrer sein iPhone auch unterwegs spassig und intelligent nutzen.
Bedenken bezüglich Sicherheit haben die Autohersteller keine. Die Multimediasysteme sollen dank Sprachsteuerung kinderleicht zu bedienen sein und den Fahrer nicht ablenken. Laut Ford kann der Fahrer «seine Hände auf dem Steuer lassen und sich auf die Strasse konzentrieren». Auch Renault verspricht: Das Multimedia-System könne bedient werden, «ohne dass man dafür den Blick von der Strasse abwenden muss».
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) ist anderer Ansicht. In ihrem Faktenblatt «Unaufmerksamkeit und Ablenkung» hält sie fest: Alle Formen elektronischer Kommunikation lenken die Fahrer ab. Laut dem BFU-Unfallforscher Uwe Ewert dürfte die Sprachsteuerung zwar sicherer sein als Systeme mit manueller Bedienung. Dennoch beschäftige man sich mit einer Sache, die mit dem eigentlichen Fahren nichts zu tun hat. Ewert: «Das ist auch problematisch.»