Die französische Strahlenbehörde ANFR überprüft in Stichproben, ob Smartphones die Grenzwerte einhalten. Dabei stellt sie immer wieder fest, dass einige Geräte zu stark strahlen (K-Tipp 3/2023). In der aktuellen Stichprobe fiel unter anderem das iPhone 12 von Apple durch. Beim Tragen in der Hand strahlte dieses Modell mit 5,74 Watt pro Kilo Körpergewicht. Erlaubt wären laut den gesetzlichen Vorschriften nur 4 Watt pro Kilo.
Das Gerät darf daher zurzeit in Frankreich nicht verkauft werden. ANFR forderte Apple auf, die Strahlenwerte der bereits verkauften iPhone-12-Modelle mit einem Update zu verbessern. Andernfalls müsse der US-Konzern alle im Umlauf befindlichen Geräte zurückrufen.
In der Schweiz gelten die gleichen Grenzwerte wie in Frankreich. Eine zu starke Handystrahlung kann gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen und möglicherweise Krebs verursachen (K-Tipp 11/2017). Der K-Tipp wollte deshalb vom Bundesamt für Kommunikation wissen, welche Massnahmen das Amt ergreift. Und ob Apple auch in der Schweiz das iPhone 12 wegen überhöhter Strahlung vom Markt nehmen muss. Das Bundesamt gab keine Antwort.
Stattdessen verweist es auf eine Anfrage von Nationalrätin Marionna Schlatter (ZH, Grüne) zum gleichen Thema im Nationalrat. Der Bundesrat schrieb dazu Ende August: «Die Kontrolle der Konformität obliegt den Herstellerinnen und Herstellern.»
Schweiz kontrolliert Strahlenwerte nicht
Im Fall des iPhones heisst das: Apple muss selbst die Werte kontrollieren und sicherstellen, dass seine Geräte die gesetzlichen Vorgaben einhalten. Es gibt in der Schweiz keine Behörde, welche die Einhaltung der Grenzwerte überprüft. Apple darf das Gerät in der Schweiz also weiterhin verkaufen. Das Unternehmen behauptet, dass das iPhone 12 die Grenzwerte in eigenen Tests eingehalten habe.
Auf Nachfrage von Nationalrätin Schlatter in der Herbstsession Ende September sagte der Bundesrat noch: Ein Rückruf des iPhone 12 könne höchstens dann ein Thema werden, wenn die französischen Behörden eine Meldung an die EU-Kommission und die EFTA-Mitgliedstaaten machen würden.
Nur: Die Schweizer Behörden haben die nötigen Informationen aus Frankreich bereits erhalten. Das bestätigt das Bakom gegenüber dem K-Tipp. Obwohl das Bundesamt offiziell informiert ist, will es nun noch «die Ergebnisse des Verfahrens aus Frankreich abwarten».
Im aktuellen Test fielen auch die in der Schweiz erhältlichen Handys Wiko Y82, Oneplus 7 Pro und Xiaomi Poco X3 negativ auf. Deren Hersteller konnten die Strahlenbelastung aber mit einem Update senken.
Tipp: Wer wissen will, ob sein Smartphone zu stark strahlt, erfährt dies auf der Liste der französischen Strahlenbehörde. Alle Geräte, die beim Strahlentest die Grenzwerte überschritten, sind mit dem Begriff «Non Conforme» gekennzeichnet. Die Liste ist zu finden auf Ktipp.ch/handystrahlung.
So senken Sie die Strahlenbelastung
■ Halten Sie Telefonate mit dem Smartphone so kurz wie möglich.
■ Verwenden Sie zum Telefonieren Kopfhörer oder Headsets.
■ Schalten Sie das Handy aus, wenn Sie es nicht verwenden.
■ Telefonieren Sie nur bei gutem Empfang, nicht in Auto und Zug.