Happige Aufschläge

Die Händler zahlen für 1 Kilo Rucola im Einkauf 16 Franken. Die Kunden zahlen bei Migros und Coop dann aber das Doppelte.

Inhalt

K-Tipp 12/2011

13.06.2011

Letzte Aktualisierung:
29.06.2011

Darko Cetojevic

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

Gemüse und Obst sind bei Coop und Migros meist teurer als in Quartierläden. Das zeigt ein Preisvergleich des K-Tipp (10/11). Eine der Rechtfertigungen: Man ziehe Schweizer Produkte vor und sei darum teurer.

Was die Migros und Coop nicht offenlegten: Sie schlagen bei den Preisen für Schweizer Gemüse und Obst gehörig drauf, wie Recherchen des K-Tipp zeigen. Die Redaktion hat auf dem Gemüse- und Engrosmarkt Zürich die Grosshandelspreise für Schweizer Gemüse und Obst erhoben.

Zudem wurden auch die nationalen Richtpreise der Schweizer Gemüse- und Obstproduzenten sowie diejenigen der regionalen Gemüsebörsen Zentralschweiz, Seeland und Zürich eruiert. Diese Händlerpreise hat der K-Tipp mit den Ladenpreisen von Migros und Coop sowie den Quartierläden verglichen. Einige Beispiele:

Rucola

Stichtag war der 3. Juni. An diesem Tag kostete ein Kilo Rucola an der Seeländer Gemüsebörse Fr. 6.–. Waschen und Verpacken kosten weitere Fr. 10.– pro Kilo. Ein Händler zahlt also Fr. 16.– für regionalen Rucola. Auf dem Weg in die Migros-Filiale am Bubenbergplatz in Bern steigt der Preis für diesen Rucola auf Fr. 32.–. Das ist eine Verdoppelung des Beschaffungspreises.

Ähnlich bei Coop: Für Schweizer Rucola verlangt Coop in Zürich für das Kilo Fr. 29.50. Verglichen mit dem nationalen Richtpreis beträgt hier der Aufschlag somit 84 Prozent. Zum Vergleich: Im Zürcher Quartierladen Huber kostete ein Kilo Schweizer Rucola nur 27 Franken.

Spinat

Für ein halbes Kilo Spinat – verpackt, aus Schweizer Produktion – liegt der Grosshandelspreis bei Fr. 2.80.–. Bei Coop in Zürich kostet das halbe Kilo Fr. 4.30. Das ist ein Aufschlag von mehr als 50 Prozent. Bei der Migros ist die 500-Gramm-Packung Spinat für Fr. 3.90 zu haben – ein Aufschlag von 40 Prozent. In Quartierläden liegt der Durchschnittspreis bei Fr. 2.95.

Erdbeeren

Am Engros-Markt in Zürich kostete ein Kilo Thurgauer Erdbeeren Fr. 6.40. In der Migros und im Coop lag der Normalpreis bei Fr. 10.60. Beim Normalpreis schlagen die beiden Grossverteiler also über 60 Prozent auf den Einkaufspreis drauf.

Am Stichtag aber Aktionen: Bei Migros gabs die Erdbeeren für Fr. 8.40, bei Coop für Fr. 7.90. Zum Vergleich: In Quartierläden zahlte man zwischen Fr. 7.90 und Fr. 9.–.

Die Migros erklärt, sie gehe «von anderen Einstandspreisen aus». Anzunehmen ist aber: Weil die Grossverteiler in viel grösseren Mengen einkaufen können als kleine Läden, dürften ihre Einstandspreise eher noch tiefer liegen.

Auf die Frage, warum bei Früchten und Gemüse so viel draufgeschlagen wird, hält die Migros fest: Auf den Einstandpreisen «rechnen wir unsere Bruttomarge dazu, mit der unsere sämtlichen Kosten wie Infrastruktur, Personal, Verluste usw. gedeckt werden müssen».

Die Verluste durch Verderb könnten recht hoch sein, sodass einige Margenprozentpunkte allein zur Deckung dieser Verluste nötig seien.

Coop behauptet: «Die vom K-Tipp erhobenen Grosshandelspreise liegen grösstenteils deutlich unter unseren tatsächlichen Einstandspreisen.» Nur: Diese könne Coop «aus Konkurrenzgründen nicht im Detail offenlegen».

Dass die Unterschiede zwischen Beschaffungs- und Ladenpreisen gross sein können, bestätigt eine Studie des Bundesamtes für Landwirtschaft. Dort heisst es: «Die Konsumentenpreise für Früchte haben sich in den letzten 18 Jahren deutlich erhöht.

Die Einstandspreise wiesen hingegen nur einen leichten Anstieg aus.» Beim Gemüse stellte das Amt für die ersten drei Monate 2011 fest: «Bei den Tomaten sank der Einstandspreis im März, während der Ladenpreis anstieg.» Das heisst: Die Produzenten erhielten weniger, die Händler verdienten mehr.

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Das Handbuch zu Trennung und Scheidung

Clever einkaufen

Betreibung, Pfändung, Privatkonkurs