Hausbau-Kritik unerwünscht
Ein Hausbau ist kostspielig. Um sich teuren Ärger zu ersparen, lohnt sich für künftige Bauherren ein Blick ins Haus-Forum. Der Betreiber weiss, welche Firmen zu meiden sind.
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K-Tipp 06/2010
20.03.2010
Letzte Aktualisierung:
23.03.2010
Beatrice Walder K-Tipp
Der Traum vom eigenen Haus drohte zum finanziellen Albtraum zu werden: Statt 634‘000 Franken sollte der Neubau plötzlich 938‘000 Franken kosten. Das erfuhr Fergus Miller aus Ossingen ZH einen Tag vor Baueingabe. Miller: «Wir haben wegen unserer Änderungswünsche mit Mehrkosten gerechnet, aber nicht mit 50 Prozent.
Wir hatten immer wieder auf unser Budget hingewiesen.» Miller und seine Frau hatten im Juli 2009 bei der Firma HLL Haus-Land-Leben ...
Der Traum vom eigenen Haus drohte zum finanziellen Albtraum zu werden: Statt 634‘000 Franken sollte der Neubau plötzlich 938‘000 Franken kosten. Das erfuhr Fergus Miller aus Ossingen ZH einen Tag vor Baueingabe. Miller: «Wir haben wegen unserer Änderungswünsche mit Mehrkosten gerechnet, aber nicht mit 50 Prozent.
Wir hatten immer wieder auf unser Budget hingewiesen.» Miller und seine Frau hatten im Juli 2009 bei der Firma HLL Haus-Land-Leben GmbH (HLL) mit Sitz in Schwyz einen «Projektierungsauftrag» unterschrieben. Wegen der hohen Mehrkosten blies die Familie das Projekt ab und verlor die 25‘000 Franken für die Projektierung.
40 negative Beiträge über HLL gelöscht
Miller warnt nun künftige Hausbauer auf der Internetplattform Haus-Forum.ch vor der Firma HLL. «Wir haben vor Vertragsunterzeichnung auf dieser Internetseite nachgeforscht, aber nur einen einzigen Eintrag zur HLL gefunden.» Was Miller damals nicht wusste: Es gab etwa 40 Beiträge über HLL, die jedoch wieder gelöscht wurden. Andreas Toscan, Gründer und Geschäftsführer des Haus-Forums, sagt: «Die meisten Forumsnutzer haben ihre Beiträge selbst gelöscht.» Er vermutet, dass HLL Druck gemacht hat.
Ex-Angestellter bestätigt Vorwürfe
Bei Forumsnutzerin Kalinka beispielsweise, die anonym bleiben möchte. Wie bei Millers wurden auch bei ihr die budgetierten Kosten massiv überschritten: Statt 590‘000 Franken hätte sie rund 100‘000 Franken mehr zahlen müssen. Kalinka sagte den Hausbau ebenfalls ab und verlor die 25‘000 Franken. Im Juli 2009 berichtete sie darüber im Haus-Forum. Sie fühlte sich jedoch von HLL bedroht und löschte den Eintrag wieder.
Die Firma übte auch auf das Haus-Forum direkt Druck aus. Toscan: «Kaum wurde ein kritischer Beitrag über HLL geschrieben, rief jemand von der Firma an – auch um Mitternacht.» HLL habe jeweils alles bestritten und mit rechtlichen Schritten gedroht. Toscan fühlte sich auch persönlich bedroht.
HLL-Geschäftsführer Beat Pfiffner bestreitet, Andreas Toscan je bedroht zu haben. Er räumt ein, dass Negatives aus dem Forum gelöscht wurde, nachdem sich seine Firma mit den Betroffenen gütlich geeinigt habe. Zum Fall Miller sagt Pfiffner, man habe darauf hingewiesen, dass die Änderungen Mehrkosten verursachten.
Ein ehemaliger Angestellter bestätigt das fragwürdige Vorgehen von HLL: Die Kunden würden die definitiven Baukosten erst kurz vor oder nach Landkauf oder Baueingabe erfahren. Die Architekturberater seien unprofessionell. Sie wüssten gar nicht, mit welchen Mehrkosten bei Änderungen zu rechnen sei. lHLL sei reiner Vermittler. Den Werkvertrag über den Hausbau schliessen die Kunden mit einem Generalunternehmer oder Architekten ab. HLL sagt dazu, Kaufpreis und Leistungsumfang würden beim Unterzeichnen des Planungsauftrags festgelegt, Änderungen wie üblich separat abgerechnet. Und die Architekturberater hätten fundierte Erfahrungen in der Bau- bzw. Immobilienbranche.
Fresta-Geschäftsführer verlangt Löschung
Auch andere Firmen bereiten Haus-Forum-Betreiber Toscan Sorgen. Darunter die Fresta AG in Aarau Rohr: Im Haus-Forum häuften sich negative Einträge über den Generalunternehmer. Der Geschäftsführer habe die Löschung verlangt und versichert, man werde allen Zahlungspflichten nachkommen.
Dem K-Tipp liegen indes Fälle vor, die dem widersprechen: Fresta-Kunden befürchten, dass sie im Preis inbegriffene Leistungen zweimal zahlen müssen. Grund: Handwerker haben ein Bauhandwerkerpfandrecht eintragen lassen. Zudem laufen laut Betreibungsregisterauszug vom 3. Februar 2010 insgesamt 24 Betreibungen gegen die Fresta AG – Gesamtbetrag: 559‘375 Franken. Dominik Fresta verspricht gegenüber dem K-Tipp, die offenen Handwerkerrechnungen zu zahlen. Zu den Betreibungen sei es gekommen, weil ein Kunde seine Rechnungen von total 292‘327 Franken nicht beglichen habe.