Prämienzahler finanzieren nicht nur Ärzte und Spitäler, sondern auch Fussballer wie etwa die Berner Young Boys. Auf dem Rücken der YB-Trikots prangen die Buchstaben der Krankenkasse KPT. Sie und weitere Versicherer stecken viel Geld in den Profisport – Geld, das von den Versicherten stammt, die 2023 zum Teil markant mehr Prämien zahlen.
Auch Energieversorger unterstützen Spitzenklubs, während Privathaushalte ihren Lieferanten nicht auswählen können und gezwungen sind, immer höhere Monopoltarife zu bezahlen. Das stösst vielen Konsumenten sauer auf: «Ich frage mich, wie es sich die Krankenkasse KPT leisten kann, als Hauptsponsor der Young Boys aufzutreten», schrieb etwa ein Leser Anfang Oktober im «Langenthaler Tagblatt».
Krankenkassen, Stromkonzerne und Vereine halten die Höhe ihrer Sponsoringbeträge geheim. Doch dem K-Tipp liegen klubinterne Preislisten sowie die Einschätzungen von Sponsoringverantwortlichen und Werbeagenturen vor. Allein das KPT-Logo auf den Trikots der Spieler kostet gemäss der offiziellen Preisliste des Klubs 400 000 Franken. Hinzu kommen für die KTP die Werbeflächen im Stadion. Fachleute gehen davon aus, dass die KPT ein Sponsoringpaket abgeschlossen hat und rund 800 000 Franken bis 1 Million pro Saison zahlt – je nach Anzahl internationaler Spiele.
Die KPT sponsert zudem den Schweizer Eishockeyverband und die Nationalmannschaft sowie die Vereine SC Bern und SCL Tigers. Insgesamt dürfte die KPT für Eishockey und Fussball jährlich zwischen 2,35 Millionen und 3,25 Millionen Franken ausgeben, schätzen Branchenkenner.
KPT: 6 Millionen aus dem Prämientopf
Die KPT nennt auf Anfrage keine Zahlen, sagt aber, sie seien «viel zu hoch». Tatsache ist: Die Kasse zahlte 2021 für Sponsoring und Werbung 6,2 Millionen Franken aus dem Prämientopf der obligatorischen Krankenversicherung (Vorjahr: 4 Millionen). Das belegen Zahlen, die das Bundesamt für Gesundheit im Rahmen seiner Aufsichtsfunktion jedes Jahr von den Kassen einfordert und die dem K-Tipp vorliegen.
Die Krankenkasse Helsana wiederum ist «Goldsponsor» beim HC Lugano und beim HC Ambri Piotta. Sie sponsert zudem den EHC Biel und den FC Sion. Kosten gemäss Branchenkennern: mindestens 1 Million Franken pro Jahr. Laut dem Bundesamt für Gesundheit gab die Helsana 2021 für Sponsoring und weitere Werbung 9 Millionen Franken aus der Grundversicherung aus.
Auch die Krankenkasse Swica ist mit ihrem Logo auf Banden in Fussballstadien und auf Helmen von Eishockeyspielern präsent. Sie sponsert die Fussballklubs Basel, Luzern und Winterthur sowie den Hockeyverein Fribourg-Gottéron. Das kostet laut Sponsoringfachleuten mindestens 500 000 Franken pro Jahr. Die Swica gab allein im letzten Jahr 7,8 Millionen Franken für Sponsoring und Werbung aus.
Bei der Visana waren es 4,3 Millionen. Sie gibt mehr als eine halbe Million Franken für die Young Boys, den EHC Biel und den SC Bern aus. Die Kassen Helsana, Swica und Visana haben die Höhe der Beträge gegenüber dem K-Tipp weder bestätigt noch dementiert.
Millionen für Velofahrer und Schwinger
Unter den Elektrizitätsversorgern sponsert Primeo Energie Sportklubs besonders grosszügig. Der Strompreis für einen Haushalt mit einem Energiebedarf von 4500 Kilowattstunden steigt beim Baselbieter Monopolbetrieb im nächsten Jahr um 47,2 Prozent von 941 auf 1386 Franken («Saldo» 14/2022).
Primeo unterstützte das Eidgenössische Schwingfest und ist Hauptsponsor der Tour de Suisse. Das kostet den Stromversorger gemäss internen Quellen rund 2 Millionen Franken.
Dieser «tiefe einstellige Millionenbetrag» sei «vollständig irrelevant», kommentiert Primeo-Sprecher Jo Krebs. Man finanziere diese Ausgaben nicht über die Stromgebühren, sondern über Tochterfirmen auf dem freien Strommarkt. Allerdings: Gemäss Primeo läuft das Sponsoring über die Holdinggesellschaft, die alle Gesellschaften besitzt.
EWB: 1,2 Millionen für lokale Vereine
Energie Wasser Bern EWB erhöht die Stromkosten 2023 um rund 23 Prozent. Der Berner Monopolbetrieb ist «Premiumpartner» der Young Boys und «Silberpartner» des Hockeyvereins SC Bern. Das Unternehmen bestätigt Sponsoringausgaben von jährlich 1,2 Millionen Franken.
Auch das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich EWZ erhöht die Stromkosten im kommenden Jahr um 3 Prozent und ist mit jährlich 800 000 Franken Hauptsponsor der ZSC Lions.
In Zürich muss das Stadtparlament das Sponsoring absegnen, die Beträge sind öffentlich. Die Stadtregierung möchte, dass der Monopolbetrieb EWZ ab 2024 jährlich bis zu 1,8 Millionen Franken fürs Sponsoring ausgeben darf. Das Parlament muss das aber noch bewilligen.