Ein Segment verstärkt bearbeiten»: So heisst es im Fachjargon, wenn eine Versicherungsgesellschaft vermehrt Kundinnen und Kunden gewinnen will. Die Mobiliar tut das gerade. Sie schreibt dem K-Tipp: «Junge Leute und Familien mit Kindern stellen für uns wichtige Zielgruppen dar, die wir dieses Jahr verstärkt bearbeiten. Eine Massnahme bestand darin, die Prämien für diese Segmente im Vergleich zu 2014 zu senken.»
Die Tabelle zeigt das Resultat. In diesem Jahr verlangt die Mobiliar von einer 24-jährigen Mieterin (mit Versicherungssumme 50 000 Franken) eine Prämie von Fr. 168.50. Letztes Jahr kostete das Fr. 185.40 – eine Prämiensenkung um über 9 Prozent.
Um fast 11 Prozent ist die Mobi-Prämie beim 4-Personen-Haushalt gesunken: von Fr. 562.30 im letzten Jahr auf aktuell Fr. 501.30.
Nur Einjahres-Vertrag abschliessen
Dass bei den Prämien viel Willkür und Verkaufs-überlegungen im Spiel sind, zeigt auch das Beispiel der Zürich-Versicherung. Sie hat den Tarif beim 2-Personen-Haushalt um 8 Prozent gesenkt. Die Mobiliar hingegen ist in diesem Bereich sogar minim teurer geworden gegenüber 2014.
Wichtig ist: Bei den vom K-Tipp veröffentlichten Prämien handelt es sich immer um die Ansätze für Neukunden. Das bedeutet dreierlei:
1. Bisherige Kunden haben meist nichts davon, dass ihre Gesellschaft die Prämien fürs Neugeschäft senkt. Die Gesellschaften lassen sie die bisherige höhere Prämie weiterzahlen. Der neue Tarif kommt jedoch zum Tragen, wenn bisherige Kunden einen Vertrag ändern, also zum Beispiel die Versicherungssumme erhöhen.
2. Wer von sinkenden Tarifen profitieren will, muss Offerten einholen und einen Wechsel der Gesell-schaft ins Auge fassen. Vielleicht kann schon allein die Drohung, den Versicherer zu wechseln, dazu führen, dass die bisherige Gesellschaft ein günstigeres Angebot macht.
3. Ein Wechsel ist nur möglich, wenn man flexibel bleibt, das heisst ausschliesslich Ein-Jahres-Verträge abschliesst. Diese verlängern sich jeweils automatisch, wenn sie von keiner Seite gekündigt werden.
Bei der Hausratversicherung hängt die Prämienhöhe nicht nur von der jeweiligen Gesellschaft ab. Entscheidend ist vor allem die Höhe der Versicherungssumme, also der Wert des gesamten Haushalts. Und der ist bei einer Familie mit gehobenem Lebensstandard in einem Einfamilienhaus naturgemäss grösser als bei einem weniger betuchten Single.
Hausrat zum Neuwert versichern
Die Versicherungssumme sollte dem Neuwert des gesamten Hausrats entsprechen. Das ist diejenige Summe, die man heute ausgeben müsste, um einen gleichwertigen Ersatz für die gestohlenen oder in Mitleidenschaft gezogenen Gegenstände zu beschaffen. Die Altersentwertung einzelner Sachen spielt hier also keine Rolle. Verbrennt ein altes Sofa, zahlt die Versicherung ein neues in der gleichen Qualität zum heutigen Preis.
Zudem ist der Deckungsumfang entscheidend. In der Prämientabelle ist zum Beispiel nebst der Basisdeckung die «Aussenversicherung» für Schäden bis 2000 Franken inbegriffen. Diese Deckung heisst offiziell «einfacher Diebstahl auswärts» und kommt zum Tragen, wenn der versicherten Person ausserhalb des Hauses die Handtasche oder das Velo gestohlen wird.
Die Bezeichnung «einfacher» Diebstahl deutet darauf hin, dass hier nicht von Beraubung mit Anwendung von Gewalt oder Einbruch die Rede ist, sondern von Taschen- oder Trickdiebstählen.
Umgekehrt gilt natürlich: Wer nie mit teuren Sachen unterwegs ist, braucht die Zusatzdeckung «einfacher Diebstahl auswärts» nicht.
Das sind wichtige Details, die Sie zum Thema Hausratversicherung wissen müssen:
- Der Geltungsbereich der Hausratversicherung ist der Standort gemäss Police, also die Wohnung beziehungsweise das Haus – inklusive Keller, Garage, Einstellhalle, Balkon, Terrasse, Abstellraum, Treppenhaus, Gartensitzplatz, Garten und Estrich.
- In der Tabelle oben sehen Sie auch Internet-Angebote. Diese sind meist günstiger. Allerdings sind es meist abgespeckte Varianten mit weniger Auswahlmöglichkeiten, höheren Selbstbehalten, geringeren Deckungssummen und einer kleineren Auswahl an möglichen Zusatzdeckungen.
- Einzig Smile direct verkauft ihr normales Standard-Produkt zusätzlich noch übers Internet. Online-Käufer erhalten die gleiche Deckung wie Kunden, die von einem Berater beim Abschluss begleitet werden – aber mit einem Rabatt von 10 Prozent.
- Überprüfen Sie alle fünf bis zehn Jahre oder nach grösseren Neuanschaffungen, ob die vereinbarte Versicherungssumme immer noch dem Neuwert Ihres Hausrats entspricht.
- Bei einer Unterversicherung droht nach einem Schaden eine Kürzung der Entschädigung. Umgekehrt zahlen Sie zu viel, wenn sie eine zu hohe Versicherungssumme haben – und mehr als den Neuwert ersetzt die Hausratversicherung ohnehin nicht.
- Wer immer wieder einzelne Schäden anmeldet, muss damit rechnen, dass die Versicherung den Vertrag kündigt oder sagt, sie führe ihn nur unter eingeschränkten Bedingungen weiter. Beispielsweise mit der Klausel, dass Velos gar nicht mehr versichert sind, wenn man regelmässig Fahrraddiebstähle gemeldet hat.
Umgekehrt gibt es Verträge mit Schadenfreiheitsrabatten, bei denen «brave» Kunden jedes Jahr weniger zahlen.