Noch immer wird in der Schweiz am häufigsten mit Öl geheizt. 41 Prozent aller Heizungen sind gemäss Bundesamt für Statistik Ölheizungen. Das sind 630 000 Stück. Darauf folgen 350 000 Heizungen, die mit Gas funktionieren (23 Prozent). Damit beim Heizen eines Tages die CO2-Ziele erreicht werden, müssen in den nächsten zwei Jahrzehnten rund eine Million Heizungen ersetzt werden – und zwar durch sauberere, möglichst fossilfreie Heizsysteme.
Lage, Gebäudeart und Nutzung entscheidend
Bei Neubauten ist in den meisten Kantonen die Installation von Öl- und Gasheizungen verboten. Beim Heizersatz in bestehenden Gebäuden dagegen können Hauseigentümer in vielen Kantonen weiterhin zwischen rund einem halben Dutzend unterschiedlicher Systeme auswählen. Sollen sie die bestehende Ölheizung nochmals durch eine Ölheizung ersetzen? Oder durch eine Erdgasheizung, eine Erdwärmepumpe, eine Luftwärmepumpe, eine Pelletheizung, eine Fernwärmeheizung oder ein anderes System?
Beat Fischer, Experte für Heizlösungen und VR-Präsident der Fischer Wärmetechnik AG in Sursee LU, sagt: «Die Frage, welches das beste Heizsystem ist, hängt von der Lage, dem Gebäude und der Nutzung ab.» Ziel sei ein hoher Wohnkomfort bei minimalen Kosten und minimaler Umweltbelastung.
Bei jedem Sanierungsvorhaben überprüft Heizungsfachmann Fischer zuerst das bestehende Heizsystem und die Dämmung von Fassaden, Fenstern und Dach. Aufgrund des bisherigen Energieverbrauchs und allfälliger Isolationsmassnahmen kann er ermitteln, wie viel Wärme das Haus benötigt und welche Wärmeleistung das neue Heizsystem erbringen sollte.
Der Entscheid für ein System hängt stark von der Lage des Hauses und der finanziellen Situation des Eigentümers ab. Allenfalls eignet sich der Standort nicht für eine Bohrung, zum Beispiel wegen Grundwassers oder eines Bahntunnels im Untergrund. Eine Erdwärmelösung käme somit nicht in Frage. Eine Luftwärmepumpe wiederum saugt die Umgebungsluft an und ist oft aus Lärmgründen in vielen Fällen kein Thema.
Vor allem im urbanen Raum sind Fernwärme und Gas weiterhin verbreitete Varianten, zumal die entsprechenden Netzanschlüsse dort meistens vorhanden sind. Auf dem Land sind Holzfeuerungen (Pellets) oft eine beliebte Alternative.
Neben dem Standort spielen bei der Heizungssanierung verschiedene weitere Kriterien eine wichtige Rolle: etwa die Gebäudehülle, das vorhandene Wärmeverteilsystem, die Anschaffungskosten, die jährlichen Energie- und Servicekosten, die Finanzierungsmöglich-keiten (Erspartes oder Aufstockung der Hypothek) sowie allfällige Lärmimmissionen.
Der Entscheid wäre einfach, wenn das umweltfreundlichste Heizsystem auch das komfortabelste und wirtschaftlichste wäre – und zwar über die ganze Lebensdauer von 30 Jahren hinweg. Doch gerade Letzteres lässt sich nicht genau berechnen. Am meisten Kopfzerbrechen bereiten die Betriebskosten für die Energie. Diese sind angesichts der ständig wechselnden Preise für Strom, Öl, Gas und Holz kaum auf Jahre hinaus kalkulierbar.
Ölheizung nur auf den ersten Blick günstiger
Trotzdem lassen sich Heizsysteme vergleichen. Die Berechnungen beim Fallbeispiel in der Tabelle beziehen sich auf ein Einfamilienhaus, bei dem eine Ölheizung mit einem neuen Heizsystem mit einer thermischen Leistung von 10 Kilowatt ersetzt werden soll. Bezüglich des Standorts gibt es keine besonderen Einschränkungen. Folgendes kam dabei heraus:
Investitionskosten: Beim Blick auf die Investitionskosten sind die Ölheizung und die Erdgasheizung mit Abstand am günstigsten. Wärmepumpen sind zwei- bis dreimal so teuer – aber am klimafreundlichsten. Denn sie setzen auf saubere und kostenlose Wärme aus Luft oder Erdwärme. Öl und Erdgas dagegen sind fossile Energieträger und somit endliche Ressourcen, die nichts zum Erreichen der Klimaziele beitragen.
Nutzungsdauer: Hauseigentümer möchten die bestehende Ölheizung oft durch eine neue Ölheizung ersetzen, weil sie das für die günstigste Lösung halten. Das mag zwar mit Blick auf die Investitionskosten stimmen. Aber über die gesamte Nutzungsdauer hinweg ist eine Ölheizung deutlich teurer als eine Wärmepumpe. Hinzu kommt, dass die Ölheizung, wenn die Gesetze weiter verschärft werden, mehr und mehr zum Auslaufmodell werden dürfte. Schon heute schränken verschiedene Kantone den Ölheizungsersatz ein.
Am weitesten geht dabei der Kanton Zürich, der Ölheizungen nur noch erlaubt, wenn diese klar wirtschaftlicher sind als etwa Wärmepumpen. Andere Kantone bewilligen den Öl-durch-Öl-Ersatz zum Beispiel nur in gut isolierten Häusern. Um die dann vorgeschriebenen Dämmungswerte zu erreichen, werden zusätzliche Investitionen in die Gebäudehülle notwendig. Damit können sich die ursprünglichen Kosten schnell einmal verdoppeln oder verdreifachen. Noch höher werden die Investitionskosten, wenn das neue Heizsystem kostenintensive Anpassungen beim Verteilsystem, den Boilern oder gar Veränderungen an der Bausubstanz erfordert.
Betriebskosten: Beim Blick auf die Betriebskosten schneiden Wärmepumpen unter allen Heizsystemen mit Abstand am günstigsten ab, allen voran die energieeffizienten Erdwärmepumpen. Rund 2300 Franken lassen sich damit im Vergleich zu einer Ölheizung jährlich einsparen (Stand: 1. Oktober 2022; 1 Liter Heizöl kostete Fr. 1.45). Berücksichtigt man Subventionen und Steuervergünstigungen, macht die Erdwärmepumpe gegenüber der Gas- und der Ölheizung die höheren Investitionskosten in 12 bis 15 Jahren wett.
«Wärmepumpen verursachen auch weniger Ärger, denn man muss sie weniger warten», sagt Experte Beat Fischer. «Bei Öl ist der Verschleiss grösser, und Reparaturen sind häufiger. Ausserdem fallen regelmässig Kosten für Kaminfeger, Feuerungskontrolle und Tankreinigung an.»
Preisentwicklung: Niemand kann vorhersagen, wie teuer Strom in 20 Jahren sein wird. Trotzdem lassen sich die Betriebskosten von Wärmepumpen recht zuverlässig kalkulieren: Der Vorteil einer Wärmepumpe gegenüber fossilen Heizsys- temen wie Öl oder Gas würde erst hinfällig, wenn der Strompreis von rund 26 Rappen auf 70 Rappen/kWh steigen und Öl und Gas auf ihrem aktuellen Preisniveau verharren würden. Anders sähe es aus, wenn Öl und Gas günstiger würden.
«Die wirtschaftlichen und ökologischen Fakten sprechen klar für Wärmepumpen», sagt Beat Fischer. Hinzu kommt, dass sie auch bedienungsfreundlicher und verlässlicher sind.
Wärmepumpen mit Solarstrom betreiben
Warum also sind Hauseigentümer nicht längst auf Wärmepumpen umgestiegen? Neben einem ungeeigneten Standort liegt es auch daran, dass Wärmepumpen nicht ohne Strom funktionieren. Zudem sollten Luftwärmepumpen bei Aussentemperaturen von unter minus 7 Grad von einer kleinen Zusatzheizung (Elektro- oder Gasheizung) unterstützt werden.
Installiert ein Hauseigentümer aber im Rahmen einer Heizungssanierung eine Solaranlage, kann er die Wärmepumpe mitsamt der allenfalls benötigten elektrischen Zusatzheizung mit sauberem Ökostrom vom eigenen Dach betreiben – eine auch bezüglich Klimaschutz perfekte Lösung.
Heizungssanierung: Wie Bund und Kantone Hausbesitzer unterstützen
Wer wissen will, wie viel Bund und Kantone an energetische Sanierungen zahlen, erfährt dies auf Energiefranken.ch. Grundsätzlich gilt: Die Kantone fördern Projekte zur Reduktion des Energieverbrauchs von Gebäuden und des CO2-Ausstosses von Heizungen ähnlich, unterschiedlich ist die Höhe der Beiträge. Die kantonalen Gebäudeprogramme fördern Verbesserungen der Wärmedämmung sowie den Ersatz fossiler (Gas und Öl) und elektrischer Heizungen durch Heizsysteme für erneuerbare Energien wie Erd- und Umgebungswärme, Pellets oder Solarwärme. Kein Geld gibt es für Heizungen in Neubauten.
Der Aargau etwa zahlt beim Heizersatz durch eine Luftwärmepumpe einen Sockelbeitrag von 4000 Franken plus 80 Franken pro Kilowatt (kW) thermische Leistung. Bei einer 10-kW-Luftwärmepumpe für ein durchschnittlich grosses Einfamilienhaus gibt es also total 4800 Franken. Beim Ersatz durch eine ebenso leistungsfähige Erdwärmepumpe kann der Hausbesitzer mit einer Unterstützung von total 7800 Franken rechnen. Bei einer automatischen Holzfeuerung (Stückholz oder Pellet) sind es 3500 Franken. Ein Extrazuschlag winkt, wenn bei der Sanierung ein Verteilsystem – 3500 Franken für Wasser, 1600 Franken für Wärme – installiert werden muss. Wer im Aargau über die kantonale Förderung hinaus auf weitere Unterstützung hofft, wird vom Kanton an die Gemeinden, an Energieversorger sowie an private Institutionen wie Firmen und Stiftungen verwiesen.
Die Kantone Aargau und Zürich repräsentieren den schweizerischen Durchschnitt. Grosszügiger sind Basel-Stadt, Wallis, Zug und Baselland, zurückhaltender die Kantone Schwyz, St. Gallen, Obwalden und Uri. Vergleichsweise grosszügig ist Zürich beim Dämmen, wo es je nach Wandbereich 40 Franken/m2 oder 70 Franken/m2 gibt.
Investitionen in energetische Sanierungen lassen sich von der direkten Bundessteuer und in vielen Kantonen auch von den Staats- und Gemeindesteuern abziehen. Auch gewähren bestimmte Banken bei energetischen Sanierungen günstigere Hypothekarkredite.