Zahlreiche Helsana-Versicherte erhielten im August Post von ihrer Krankenkasse. Wie viele, will die Helsana nicht sagen. Einem 82-jährigen K-Tipp-Leser aus Unterägeri ZG schrieb sie, dass seiner Spitalzusatzversicherung «Hospital Comfort Bonus» in den letzten Jahren «zu wenig neue Versicherte zugeführt wurden». Deshalb gelte das Produkt als «geschlossener Bestand» und er könne freiwillig per Anfang 2019 ohne Gesundheitsprüfung in das neue Modell «Hospital Privat» wechseln. Für die «Hospital Comfort Bonus» bezahlt der Leser rund 450 Franken pro Monat, die «Hospital Privat» würde ihn 390 Franken kosten.
Hintergrund: Nimmt eine Krankenkasse in einem Versicherungsmodell keine Jungen mehr auf, kann das für die Versicherten teure Folgen haben. Fehlt der Nachwuchs, führt das zu überdurchschnittlichen Prämienerhöhungen. Versicherte in geschlossenen Beständen haben deshalb das Recht, ohne Gesundheitsprüfung in ein vergleichbares Versicherungsmodell zu wechseln.
Finanzmarktaufsicht schaltete sich ein
Vor gut einem Jahr bestritt Helsana gegenüber dem K-Tipp noch, beim Versicherungsmodell «Hospital Comfort Bonus» zu wenig Neuabschlüsse zu machen (K-Tipp 8/17). Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht kam zu einem anderen Schluss. Sie erachtete folgende Versicherungsmodelle ebenfalls als geschlossen: «Hospital Plus Bonus», «Hospital Plus Classica» und «Hospital Comfort Classica». Die Helsana hat zudem entschieden, auch die nicht beanstandeten Produkte «Hospital plus» und «Hospital Comfort» per Ende 2018 zu schliessen.
Sieben Spitäler ohne Kostendeckung
Gemäss Schreiben der Helsana können die Versicherten nun in das Modell «Hospital Privat» oder «Hospital Halbprivat» wechseln – entsprechend der bisherigen Versicherung. Aber: Diese neuen Versicherungsprodukte beschränken die freie Arzt- und Spitalwahl. Konkret können die Versicherten nur noch «von der Helsana anerkannte Ärzte» und «von der Helsana anerkannte Spitäler» wählen.
Bisher galt bei der Spitalwahl, dass bei nicht anerkannten Abteilungen oder Tarifen keine volle Kostendeckung bestand. Neu besteht gar keine Kostendeckung mehr. Laut Helsana-Sprecher Stefan Heini kann die Krankenkasse so Belegärzte und Spitäler mit schlechtem Preis-Leistungs-Verhältnis ausschliessen. Bei den Belegärzten sind zurzeit sämtliche anerkannt. Keine Kosten mehr gedeckt sind zurzeit bei sieben Spitälern.
Tipp: Die Liste der Spitäler und Belegärzte ohne Kostendeckung ist im Internet zu finden unter: www.ktipp.ch/helsana.
Auch bei der CSS gelten zahlreiche Zusatzversicherungen als geschlossen, etwa die «Spitalversicherung privat» und die «Spitalversicherung halbprivat». Auch dort können die Betroffenen ohne Gesundheitsprüfung das Versicherungsmodell wechseln (Css.ch ! Für Private ! Zusatzversicherungen ! Mehr Versicherungen ! Übertritt in neue Produkte).
Wer unsicher ist, kann zuwarten
Bei Zusatzversicherungen mit geschlossenen Beständen ist mit Prämienanstiegen zu rechnen, da die Kosten auf immer weniger Versicherte verteilt werden. Deshalb lohnt sich für den 82-jährigen K-Tipp-Leser aus Unterägeri ZG der Umstieg: Er zahlt jetzt in der Stufe «81- bis 85-jährig» für «Hospital Comfort Bonus» Fr. 448.10, neu wären es für «Hospital Privat» Fr. 390.85. Seine 77-jährige Ehefrau würde bis zur Stufe «81 bis 86 Jahre» im neuen Modell weniger zahlen. Wer unsicher ist oder zurzeit noch nicht wechseln möchte, kann zuwarten. Die Versicherten können lebenslang jeweils auf den 1. des Folgemonats in die neue Spitalzusatzversicherung wechseln.