Bei Lebensmitteln sind die Angaben zur Herkunft der Zutaten oft wenig aussagekräftig. Einige Beispiele:
- M-Budget-Mostmöckli der Migros: Sie werden laut Verpackung in der Schweiz hergestellt. Das Fleisch kann aber gemäss der Etikette aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Irland oder Polen stammen.
- Freiburger Möckli von Denner: Als Herkunft ist hier «Schweiz, Deutschland, Österreich» angegeben.
- Galbani Mozzarella Maxi von Coop: wird laut der Packung in «Italien» hergestellt, doch die Milch stammt aus der «EU».
- Feincremiger Blütenhonig der Migros: Er kommt laut Etikett aus «Lateinamerika, Europa».
Solche Tricks sind heute noch erlaubt. Der Grund: Bundesrat Alain Berset hat in der Verordnung «Information über Lebensmittel» den Detailhändlern viele Hintertüren offengelassen. Die Hersteller müssen bei der Herkunft der Zutaten in der Regel ein konkretes Land nennen. Doch bei verarbeiteten Produkten dürfen sie laut Verordnung eine Liste von Herkunftsländern angeben.
Eine weitere Ausnahme sind die «Mischprodukte». Wenn zum Beispiel die Milch für Mozzarella aus verschiedenen Ländern stammt und für die Weiterverarbeitung zusammengeschüttet wird, ist die Angabe eines «übergeordneten geografischen Raums» wie «EU» legal.
Die Verordnung zur Information über Lebensmittel enthält noch mehr Ausnahmen vom Grundsatz der Herkunftsangabe. Wenn etwa Fleisch weniger als 20 Prozent eines Produkts ausmacht, muss seine Herkunft nicht deklariert werden. Beispiele:
- M-Classic Dosenravioli Bolognese, Migros: Laut Verpackung «hergestellt in der Schweiz». Woher das Rindfleisch in den Ravioli kommt, erfahren die Konsumenten nicht. Grund: Die Ravioli haben einen Fleischanteil von bloss 10 Prozent.
- Findus-Poulet-Springrolls, Coop: Sie werden in den Niederlanden hergestellt. Die Herkunft des Huhns ist nicht deklariert, denn die Frühlingsrollen enthalten nur 14 Prozent Huhn.
Ketchup: Keine Infos zu Tomatenherkunft
Bei pflanzlichen Produkten müssen Hersteller die Herkunft der Zutaten sogar erst ab einem Anteil von 50 Prozent angeben. Beispiel:
- M-Classic-Ketchup: Es wird in der Türkei hergestellt. Zur Herkunft der Tomaten gibt es keine Angabe, weil ihr Anteil bloss 43 Prozent beträgt. Auch beim Ketchup von Heinz erfährt der Konsument nicht, woher die Tomaten stammen.
Vielen Politikern von links bis rechts ist diese Heimlichtuerei ein Dorn im Auge. Im März stimmte nach dem National- auch der Ständerat einem Vorstoss von SVP-Nationalrat Jacques Nicolet zu – gegen den Widerstand von Bundesrat Berset. Nationalrat Nicolet verlangt, dass die Herkunft der Zutaten von Lebensmitteln klarer deklariert wird.
Bundesrat Berset warnte bei der Behandlung des Vorstosses im Ständerat vor einem «administrativen Monster». Die Herkunft der Zutaten ändere immer wieder. Folglich müssten dann auch die Verpackungen jeweils neu beschriftet werden. Gemäss der Migros ist das nicht immer einfach. Darum sei eine «flächendeckende Angabe der Herkunft noch nicht möglich».
Doch die Migros beweist selbst, dass sich die Herkunft auf den Waren sehr wohl präzise angeben lässt, ohne die Verpackung immer wieder zu ändern. Beispiel: Beim Reis der Marke Mr. Rice druckt sie separat zusammen mit dem Haltbarkeitsdatum die genaue Herkunft auf die Verpackung.