Wer in der Internetsuche «Velohelm Test 2020» eingibt, findet unter den ersten Treffern den Eintrag der deutschen Zeitschrift «Stern». Der Titel verspricht: «Die besten 10 Fahrradhelme im Vergleich – sicher unterwegs – 2020 Test und Ratgeber». Unter dem «Stern»-Logo stehen Fotos und Tabellen mit Produktedaten.
Auf den ersten Blick hat man einen seriösen Helm-Test des «Stern» vor sich. Doch bei den aufgelisteten Produkteinfos handelt es sich lediglich um Angaben der Hersteller. Getestet wurden die Helme nicht.
Nur wer genau hinschaut, erkennt, dass es sich beim Vergleich um Werbung handelt. Gut versteckt findet sich der Hinweis «Anzeige. Ein Angebot der Heidorn GmbH». Wer auf die Links in den Testtabellen klickt, landet direkt bei Internethändlern wie Amazon und E-Bay.
Die deutsche Firma Heidorn betreibt Internetmarketing. Das heisst: Sie erhält von Amazon und Co. eine Provision, wenn jemand ein Produkt kauft. Und der «Stern»-Verlag kassiert mit. Was er daran verdient, wollte der Verlag auf Anfrage nicht sagen.
Benotung ergibt sich aus Kundenbewertung
Auch das deutsche Magazin «Focus» veröffentlicht auf seiner Website unter der Rubrik «Focus Produktvergleich» fragwürdige Warenvergleiche – von Tablets über Brotmesser bis zu Zahnpasta. Die Inhalte stammen vom Berliner Shopping- und Vergleichsportal Netzsieger.de. Es gibt im Kleingedruckten zu, dass der jeweilige Verfasser bei Vergleichen «keinen der vorgestellten Artikel in die Hand genommen und getestet» habe. Die Benotung ergebe sich «aus den Kundenbewertungen und den Nutzerrezensionen auf den Online-Plattformen unserer Partner». Der «Focus»-Verlag Burda wollte sich dazu nicht äussern.
Verwirrung stiftet auch der Axel-Springer-Verlag: Seine Fachzeitschrift «Autobild» testet regelmässig Autos und Zubehör. So werden etwa Autos nach 100 000 zurückgelegten Kilometern demontiert und nach objektiven Kriterien auf Verschleiss untersucht.
Doch auf der Website finden sich auch Vergleiche von E-Bikes, Actionkameras oder GPS-Uhren. Sie werden unter dem «Autobild»-Logo als «Ein Service von Vergleich.org» deklariert. Zudem ist klein ein Hinweis eingeblendet: «Wir verlinken hier auf ausgewählte Online-Shops, in denen das jeweilige Produkt erhältlich ist. Dafür erhalten wir ggf. eine Vergütung von den verlinkten Shops.»
Das Portal Vergleich.org schreibt dem K-Tipp, es führe auch eigene Warentests durch. Der K-Tipp nahm auf Vergleich.org als Beispiel einen Test von Stabmixern unter die Lupe. Dabei fiel auf: Der «Testsieger» und der «Preis-Leistungs-Sieger» in der Tabelle waren nicht die gleichen Produkte wie im dazugehörigen Testbericht. Zudem sind Produkte abgebildet, die in der Testtabelle nicht vorkommen.
Auf die Fehler hingewiesen, schreibt Vergleich.org: Eine Redaktorin habe im Juni 2019 vier neue Stabmixer getestet, da einige Produkte nicht mehr verfügbar gewesen seien. Der Bericht zum Test enthielt also zehn Monate lang Fehler. Sie wurden erst auf Hinweis des K-Tipp korrigiert.
Der Axel-Springer-Verlag sagt auf Anfrage, externe Produktevergleiche auf der «Autobild»-Website würden «von den Lesern sehr geschätzt». Die Frage nach den Verkaufsprovisionen beantwortet auch dieser Verlag nicht.
So entlarven Sie Scheintests
Die angeblich getesteten Produkte schneiden meistens gut oder sehr gut ab.
Nirgends ist angegeben, welches Labor oder Institut nach welchen Kriterien getestet hat.
Die Produkte sind mit Internetshops verlinkt. Die Testergebnisse seriöser Prüforganisationen sind jedoch nie mit einer direkten Kaufoption verknüpft.
Seriöse Tests, wie sie K-Tipp, «Saldo», «Gesundheitstipp» oder die Stiftung Warentest durchführen, sind aufwendig und teuer. Die Resultate werden deshalb nicht gratis ins Internet gestellt, sondern stehen ausschliesslich Abonnenten zur Verfügung.