Hilfe, die Schule brennt!
In Schweizer Schulhäusern wird der Brandschutz vernachlässigt: Drei Viertel aller Bauten weisen gravierende Mängel auf.
Inhalt
K-Tipp 2/2006
25.01.2006
Otto Hostettler - otto.hostettler@ktipp.ch
Eine brennende Schule mit vollen Klassenzimmern - ein Horrorszenario: Ein Glück, dass die letzten Brände in Schulen glimpflich abgelaufen sind. Denn fast überall, wo die Feuerpolizei Schulhäuser inspiziert, stösst sie auf Missstände: verriegelte Notausgänge, fehlende Feuerlöscher, mit Material und Möbeln versperrte Fluchtwege, ungenügende oder gar keine Notbeleuchtung. Die Feuerpolizei taxiert solche Zustände als «gravierende Mängel», weil sie mitnichten den Brandschutzvorschriften...
Eine brennende Schule mit vollen Klassenzimmern - ein Horrorszenario: Ein Glück, dass die letzten Brände in Schulen glimpflich abgelaufen sind. Denn fast überall, wo die Feuerpolizei Schulhäuser inspiziert, stösst sie auf Missstände: verriegelte Notausgänge, fehlende Feuerlöscher, mit Material und Möbeln versperrte Fluchtwege, ungenügende oder gar keine Notbeleuchtung. Die Feuerpolizei taxiert solche Zustände als «gravierende Mängel», weil sie mitnichten den Brandschutzvorschriften entsprechen.
Verbesserungen fast in jeder Schule nötig
Als der Kanton Basel-Stadt im Jahr 2005 in 12 der 80 Schulhäuser systematisch den Brandschutz kontrollierte, war das Resultat ernüchternd: «Verbesserungen drängen sich fast in jedem Schulhaus auf», bilanzierte Alfred Läuchli, Chef der Basler Feuerpolizei.
Das gleiche Bild zeigt sich in den Kantonen Zürich und Bern: Lässt man die allerneusten Gebäude ausser Betracht, so weisen im Kanton Zürich rund drei Viertel der Schulhäuser bauliche und betriebliche Mängel beim Brandschutz auf - oft sogar gravierende. Im Gegensatz zu andern Kantonen inspiziert Zürich seine rund 2000 Schulhäuser alle zwei, drei Jahre.
Bei der bernischen Gebäudeversicherung stellt Jürg Reinhard ähnliche Zustände fest, formuliert dies jedoch beschönigend: «Ein Viertel der Schulhäuser weisen keine Mängel auf.»
Der Kanton Bern will sich nun Stadt für Stadt vorknöpfen. Vor kurzem wurden sämtliche Schulen in Biel kontrolliert - mit ernüchterndem Fazit. Ein Problem sind etwa alte Schulhäuser. Dort öffnen sich die Flügeltüren meist gegen innen. Das könnte sich im Brandfall fatal auswirken, wenn die Kinder zur Türe stürmen. Da in Biel mehrere Schulhäuser ohnehin saniert werden müssen, will man auch den Brandschutz verbessern.
«Nachlässigkeit und Nichtwissen»
Während die Feuerpolizei bei Restaurants, Hotels und Trendlokalen seit Jahren immer wieder die teils krassen Mängel im Brandschutz anprangert - bis zu 80 Prozent der Betriebe missachten die Brandschutzvorschriften -, blieb es um die öffentlichen Gebäuden bisher ruhig. Ganz offensichtlich ignorierten Gemeinden landauf, landab jahrelang den gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz in ihren Schulhäusern und kümmerten sich damit wenig um die Sicherheit der Kinder. Während die Vorschriften verschärft wurden, berücksichtigte man die neuen Standards aber nur bei Sanierungen.
Jürg Neeracher, Chef der Feuerpolizei bei der Zürcher Gebäudeversicherung, spricht von «Nachlässigkeit und Nichtwissen». Gleichzeitig bezeichnet er die knappen Finanzen der öffentlichen Hand als «Riesenproblem». Mit sechs Millionen Franken subventioniert die Zürcher Gebäudeversicherung deshalb «freiwillige Verbesserungen» hinsichtlich Brandschutz bei Schulen, Heimen oder Hotels.
Die Verantwortlichen reagieren teils gereizt auf den Vorwurf, der Grund für den ungenügenden Brandschutz liege bei den knappen Finanzen der öffentlichen Hand.
Sicherheit ist nicht gratis
Niemand will offiziell aus Geldgründen die Sicherheit der Kinder hintenanstellen: «Wir haben das Problem erkannt. Kein Geld zu haben, ist kein Argument», sagt Johannes Bühler, im baselstädtischen Baudepartement zuständig für den Brandschutz. Der jahrelang vernachlässigte Brandschutz wird Basel teuer zu stehen kommen. Die gröbsten Sicherheitsmängel der Schulgebäude sollen in den nächsten zwei Jahren behoben werden. Doch der grosse Brocken kommt erst noch, denn der überwiegende Teil der Schulhäuser ist noch gar nicht feuerpolizeilich überprüft.
Brandschutz in Schulgebäuden: Haben Sie in Ihrer Gemeinde ähnliche Missstände festgestellt? Berichten Sie darüber auf www.ktipp.ch.