Frisch, ökologisch und ohne teuren Zwischenhandel: So stellen sich viele den Kauf von Gemüse und Früchten vom Bauernhof vor. Verkaufsportale wie Vomhof.ch preisen den Hofladen als sinnvolle Alternative zum Grossverteiler an.
Doch in der Realität verkaufen viele Bauern nicht nur Selbstproduziertes, sondern auch Zugekauftes von «Partnerhöfen» – und sogar aus dem Grosshandel. Beispiele:
- Der Hofmärt Kuhn in Bietenholz in der Nähe von Effretikon ZH verkauft unter anderem Papayas aus Brasilien und Ananas aus Ghana. Bei einer Stichprobe Mitte August fand der K-Tipp keine Angebote aus der Eigenproduktion des Hofes.
- Der Demeterhof Breitlen in Hombrechtikon ZH verkauft nebst Gemüse aus Eigenanbau auch Honigmelonen aus Spanien, Bananen aus der Dominikanischen Republik und Pfirsiche aus Frankreich.
- Die Jucker-Farm in Seegräben ZH verkauft nebst Eigenem viele Produkte von Partnerhöfen und Händlern: etwa Dinkelmilch von Soyana, Dinkelzwieback von Voland sowie Müesli und Risotto von Biofarm.
- Der Biohof Schönboden in Schongau LU verkauft nicht nur eigene Produkte, sondern lässt sich auch von den Händlern Regiofair, Biodis, Somona und Biopartner Schweiz beliefern. Im Winter werden Gemüse und Salate auch aus Italien oder Frankreich importiert. So steht es auf der Website.
- Der Talacherhof in Illnau ZH verkauft nebst eigenem saisonalem Gemüse auch Trauben, Pfirsiche und Bananen.
Die Bauern begründen ihr breites Sortiment mit der Nachfrage. Die Kunden hätten ausdrücklich gewünscht, dass sie für Bananen nicht noch extra in ein anderes Geschäft müssten, erklärt Annemarie Vollenweider vom Talacherhof. Laut Jürgen Käfer vom Demeterhof Breitlen ist es zudem nicht ökologisch, wenn der Kunde mit dem Auto in mehrere Geschäfte fahren muss. Beat Riedweg vom Biohof Schönboden sagt: «Vom Biogrossisten beziehen wir nur Produkte, die bei kleineren Anbietern nicht erhältlich sind.»
Herkunft ist nicht immer klar deklariert
Störend: Nicht immer wird klar deklariert, was vom Hof stammt und was dazugekauft wurde. Vorbildlich deklariert der Hofladen Waldegg in Gockhausen ZH: Bei jedem Produkt stehen Name und Adresse des Produzenten. So wissen Konsumenten ganz genau, von welchem Hof die Lebensmittel stammen.
Und die Jucker-Farm in Seegräben gibt sogar an, wie viele Kilometer ein Produkt transportiert wurde.
Das Einkaufen im Hoflädeli lohnt sich im Vergleich zum Grossverteiler preislich vor allem beim Fleisch – besonders bei den edlen Stücken. So verlangt die Familie Berweger in Bietenholz bei Effretikon für Entrecôtes aus Freiland-Mutterkuhhaltung nur 56 Franken pro Kilo. Bei Migros und Coop muss man für ein vergleichbares Stück (Terra Suisse beziehungsweise Natura-Beef) Fr. 70.96 respektive Fr. 82.– pro Kilo hinblättern.
Oder: Für Bio-Schweinsgeschnetzeltes zahlen Kunden bei Migros und Coop rund 31 Franken pro Kilo. Beim Biohof Niggenberg in Grüningen ZH erhalten Kunden das Gleiche direkt ab Hof für nur Fr. 27.50 pro Kilo.