Heiraten ist teuer – allein schon wegen der vielen Gebühren, die dafür zu entrichten sind. Ein Beispiel: Eine Luzernerin und ein Zürcher wollen heiraten und in Zürich in eine gemeinsame Wohnung ziehen.
Dazu muss die Braut zuerst eine Wohnsitzbestätigung (12 Franken) bei den Einwohnerdiensten in Luzern holen. Gemeinsam mit ihrem zukünftigen Mann geht sie damit fürs Ehevorbereitungsverfahren (150 Franken) ins Zürcher Stadthaus und unterschreibt eine Erklärung.
An einem Samstagmorgen werden die beiden im Stadthaus getraut (150 Franken, werktags 75 Franken). Sie erhalten dann einen Eheschein (30 Franken) und einen Familienausweis (50 Franken mit schöner Hülle, ohne Hülle 40 Franken).
Der frischgebackene Ehemann muss bei seinem Bürgerort in Bern einen neuen Heimatschein (30 Franken) bestellen, den er beim Personenmeldeamt in Zürich abgibt. Seine Frau bestellt ihren neuen Heimatschein (30 Franken) in Luzern, den sie ebenfalls auf dem Amt in Zürich hinterlegt.
Strassenverkehrsamt verlangt 123 Franken
Vor der Trauung suchte das Paar eine Wohnung in Zürich. Der Vermieter verlangte von beiden einen Auszug aus dem Betreibungsregister. Der Mann holte auf dem Betreibungsamt in Zürich seinen Auszug (17 Franken), die Frau ihren in Luzern (17 Franken). Nachdem sie ihre Wohnung bezogen haben, melden sie sich beim Kreisbüro in Zürich an (40 Franken für die Frau, für den Mann gratis).
Das Hochzeitsfest feiern sie mit Freunden im Quartier. Dazu brauchen sie von der Zürcher Stadtpolizei eine Bewilligung (mindestens 80 Franken plus 15 Franken Schreib- und 9 Franken Kopiergebühr). Luzern hätte nichts dafür verlangt.
Die frischvermählte Frau trägt den Namen ihres Mannes. Sie holt auf dem kantonalen Passbüro in Zürich einen neuen Identitätsausweis und einen Pass (158 Franken, inklusive Porto).
Auf dem kantonalen Strassenverkehrsamt in Zürich bestellt sie einen neuen Führerausweis mit ihrem neuen Namen (15 Franken), einen neuen Fahrzeugschein (38 Franken) und ein Paar neue Kontrollschilder (40 Franken) für ihr Auto. Zudem muss sie noch Einlösegebühren bezahlen (30 Franken). Total lässt die Frau auf dem Strassenverkehrsamt also 123 Franken liegen. Da das Paar keine Garage fürs Auto hat, kauft es eine Jahreskarte fürs Parkieren (300 Franken).
Ihren Hund meldet die Frau bei der Stadtpolizei an (20 Franken). Ab sofort zahlt sie in Zürich Hundesteuer (160 Franken, 40 Franken mehr als in Luzern).
Fazit: Schon zu Beginn ihres gemeinsamen Ehelebens muss das Paar insgesamt Gebühren von 1231 Franken entrichten – Hundesteuer nicht mitgerechnet.
Städte kassieren über Gebühr
Der K-Tipp erhob über 30 Gebühren in 20 Kantonshauptorten. Das sind die wichtigsten Ergebnisse.
Strassenverkehrsamt: Für Autokontrollschilder, Fahrzeugausweis und Führerausweis verlangt der Kanton St. Gallen mit insgesamt 100 Franken am wenigsten, Graubünden mit 180 Franken am meisten. Alleine der Führerausweis kostet hier 70 Franken, mehr als doppelt so viel wie in St. Gallen.
Behörden dürfen nur so viel Gebühren verlangen, wie sie die Erbringung einer Dienstleistung kostet (K-Tipp 2/2020).
Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert, dass Graubünden mehr von seinen Bürgern nimmt, als zur Deckung der Kosten nötig wäre. Er forderte den Kanton mehrmals auf, die Preise zu senken. Doch das Parlament sagte Nein. Meierhans: «Die Regierung verstösst wissentlich gegen das verfassungsrechtliche Kostendeckungsprinzip.»
Immerhin: Acht Strassenverkehrsämter verlangen heute weniger Gebühren als vor zehn Jahren. Baselland senkte die Gebühren am stärksten, von 175 Franken auf 115 Franken.
Parkkarte: Fürs Parkieren im Zentrum zahlen Solothurner 120 Franken pro Jahr. In Sarnen OW sind es 960 Franken.
Hundesteuer: Zug senkte als einzige Gemeinde die Hundesteuer. Vor zehn Jahren kostete ein Hund 100 Franken pro Jahr. Heute zahlen Hundehalter nichts mehr. Freiburg verlangt 225 Franken. Stans NW erhöhte in den vergangenen zwanzig Jahren die Hundesteuer von 15 auf 120 Franken.
Kehrichtsackgebühr: Für zehn 35-Liter-Abfallsäcke zahlen Solothurner mit Fr. 9.90 am wenigsten. Zuger müssen 25 Franken zahlen – dafür entfällt die Abfallgrundgebühr. Liestal BL senkte die Kosten am stärksten, von 28 Franken auf 15 Franken.
Einwohnerkontrolle: Wohnsitzbestätigung, Anmeldung, Schriftenempfangsschein, Adressauskunft, Lebensbestätigung: Für diese fünf Dokumente zahlen Schaffhauser 130 Franken. Altdorf UR verlangt dafür nur 5 Franken. Die Gemeinde schreibt: «Wir erbringen Leistungen grundsätzlich kostenlos, da wir der Überzeugung sind, dass mit den Steuern auch Dienstleistungen der öffentlichen Hand abgegolten sind.» Eine löbliche Ausnahme, wie die Erhebung des K-Tipp zeigt.
Eine Liste der Gebühren aller 20 Gemeinden siehe www.ktipp.ch/gebuehren