Hormone auf dem Teller
Tierparks und Zoos brüsten sich, alles fürs Tierwohl zu tun. Doch in ihren Beizen gibt es keineswegs nur Bio-Fleisch.
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K-Tipp 20/2006
29.11.2006
Gery Schwager - gery.schwager@ktipp.ch
Der Wildpark Langenberg in Langnau ZH hat sich viel vorgenommen. Er will unter anderem «durch Tierschutz und artgerechte Haltung das Leben der Tiere im Wildpark lebenswert machen» und seinen Besuchern helfen, «über das Tierindividuum eine Beziehung zur Natur aufzubauen».
Auch der Zoo Zürich versteht sich «als Botschafter zwischen Mensch, Tier und Natur». Zudem verpflichtet er sich als Mitglied der Vereinigung Zooschweiz zur «hochstehenden Tierhaltung», deren Qualität «...
Der Wildpark Langenberg in Langnau ZH hat sich viel vorgenommen. Er will unter anderem «durch Tierschutz und artgerechte Haltung das Leben der Tiere im Wildpark lebenswert machen» und seinen Besuchern helfen, «über das Tierindividuum eine Beziehung zur Natur aufzubauen».
Auch der Zoo Zürich versteht sich «als Botschafter zwischen Mensch, Tier und Natur». Zudem verpflichtet er sich als Mitglied der Vereinigung Zooschweiz zur «hochstehenden Tierhaltung», deren Qualität «weit über die gesetzlichen Mindestvorschriften» hinausgeht und sich am Wohlbe?nden der Tiere orientiert.
Landauf, landab haben fast alle Tiergärten hehre Prinzipien auf ihre Fahnen geschrieben, was Haltung und Schutz der Tiere betrifft. Die Besucher vernehmen es mit Freude und lustwandeln reinen Gewissens entlang naturnahen Gehegen voller glücklicher Tiere.
Bloss ins Restaurant sollten sie nicht gehen. Der Blick in die Speisekarte könnte ihre Stimmung trüben.
Fleisch aus Brasilien, Ungarn und den USA
Im Zürcher Zoo-Restaurant Outpost etwa gibts unter anderem Rindfleisch aus den USA und Geflügel aus Brasilien; beides kann «mit Antibiotika und/oder anderen antimikrobiellen Leistungsförderern», das US-Beef zudem «mit Hormonen» erzeugt worden sein. Auch das Fleisch der Beiz im Wildpark Langenberg stammt zum Teil aus Brasilien, Neuseeland, Österreich und Ungarn.
In einer Umfrage des K-Tipp gaben sieben von zwölf Tiergärten preis, dass ihre Restaurants Fleisch aus Übersee servieren. Das wäre leichter zu verdauen, wenn das Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren stammte. Doch diese Garantie gibts nirgends.
Aber auch jene Gaststätten, die nach eigenen Angaben nur Schweizer Fleisch zubereiten, können nicht glänzen. Unter dem Strich führt keine einzige der vom K-Tipp befragten Zoo- und Tierpark-Beizen ausschliesslich Fleisch, das über das Knospe-Label oder ein vergleichbares, die artgerechte Tierhaltung vorschreibendes Gütezeichen verfügt.
Wieso das? Gilt das Bekenntnis zum Tierwohl nichts mehr, wenn es um gewöhnliche Nutztiere geht? Doch doch, beteuern die Verantwortlichen allenthalben, man achte beim Einkauf durchaus auf Herkunft und Produktion des Fleisches. Aber man müsse halt auch den Preis beachten.
«Das Ausflugspublikum ist extrem preissensibel», sagt zum Beispiel die Wirtin des Restaurants im Wildpark Langenberg. Der Leiter Gastronomie des Zoos Zürich prophezeit eine «Margenschrumpfung», würde man ausschliesslich auf Bio-Qualität setzen. Und auch der Pächter des Restaurants im Berner Tierpark Dählhölzli vermutet, «dass unsere preisbewussten Gäste die teuren Label-Produkte nicht bezahlen würden».
Womit wenigstens klar ist, wer nach Meinung von Beizenbetreibern in Zoos und Tierparks für die «Fleisch-Misere» verantwortlich ist: die Kundschaft.
Was halten Sie davon, dass Zoo-Restaurants mit Antibiotika und Hormonen erzeugtes Fleisch anbieten? Diskutieren Sie mit auf www.ktipp.ch.