Das Gemüse hängt an Schläuchen, seine Wurzeln stecken in einem haarähnlichen Teppich: So werden Tomaten, Gurken, Auberginen & Co. in modernen Anlagen gezüchtet. Die Anbaumethode nennt man «hors-sol». Das Gemüse wächst nicht im Erdboden, sondern in Kokosfasern oder Steinwolle. Es wird über ein Schlauchsystem mit Wasser und Nährstoffen versorgt.
Der unnatürliche Hors-sol-Anbau ist umstritten. Bei Bio-Gemüse ist er verboten. Ausnahmen: Pilze, Jungpflanzen und Topfkräuter.
Die meisten Detailhändler verschweigen den Anbau in Gemüsefabriken. Dies, obwohl zwischen dem Konsumentenforum und der Gemüse- und Obstbranche eine Vereinbarung über die Deklarierung von Hors-sol-Produkten besteht. Sie gilt auch für die angeschlossenen Grossverteiler Coop, Migros, Volg und Spar. Demnach muss Gemüse, das nicht unter freiem Himmel gewachsen ist, entweder mit «Gewächshaus» (in der Erde) oder «hors-sol» deklariert werden.
Stichprobe: Kaum korrekte Deklaration
Eine Stichprobe des K-Tipp zeigt, dass dies praktisch nirgends gemacht wird. Kontrolliert wurden Tomaten, Gurken, Peperoni und Auberginen in Filialen von Coop, Migros, Volg, Spar, Denner und Globus.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Spar und Globus: Wer hier einkauft, tappt bezüglich Anbaumethode völlig im Dunkeln.
- Denner: Auch hier fehlen Angaben. Einzige Ausnahme: eine abgepackte Tomatensorte.
- Volg: Deklaration fehlt, ausser bei den Mini-Peperoni in der Schale.
- Migros: Bei den M-Budget-Tomaten im Netz sowie im Offenverkauf fehlt die Deklaration. Auch Gurken und Auberginen waren nicht gekennzeichnet. Abgepackte Peperoni waren deklariert, die im Offenverkauf dagegen nicht.
- Coop: Bei den «Fine Food Pomodori Marmandino» fand sich weder am Preisschild noch auf der Verpackung ein Hinweis zur Anbaumethode. Ein solcher fehlte auch bei den Auberginen und Peperoni. Bei den Tomaten ist die Deklaration mehrheitlich vorhanden, auch im Offenverkauf. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Filialen. Dasselbe gilt auch für Gurken.
Die Detailhändler reagieren unterschiedlich auf die Resultate der K-Tipp-Stichprobe. Coop schnitt noch am besten ab und erklärt: «Die Auberginen werden aktuell zum Teil im Gewächshaus und zum Teil im Freiland angebaut. Bei den anderen Produkten kann es tatsächlich punktuell zu unzureichenden Deklarationen gekommen sein. Wir werden den Verkauf auf die Deklaration sensibilisieren.»
Volg gibt an, im Moment einzig Peperoni im Offenverkauf aus Hors-sol-Produktion zu verkaufen. Sprecherin Tamara Scheibli: «Es kann vorkommen, dass diese Offen-Peperoni nicht in allen Verkaufsstellen deklariert sind.»
Globus gelobt auf Anfrage des K-Tipp Besserung: «Wir werden in den nächsten Wochen Hors-sol-Produkte ebenfalls auf der Packung bzw. dem Preisschild auszeichnen.»
Und Spar schreibt dem K-Tipp, man wolle die Lieferanten nochmals auf die Angabe der Produktionsmethode aufmerksam machen.
Migros: «Keine Pflicht zur Deklaration»
Migros und Denner dagegen kümmert die Vereinbarung wenig. Beide verweisen darauf, dass es keine gesetzliche Deklarationspflicht gebe: «Wenn unsere Kunden wissen möchten, ob das Produkt aus Hors-sol-Kulturen stammt oder nicht, gibt das Personal in den Filialen gerne Auskunft», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel.
Coop und Migros: Salate aus dem Wasser
Ab diesem Frühling wollen Coop und Migros Schweizer Salat verkaufen, der ausschliesslich im Wasser gewachsen ist. Laut den beiden Grossverteilern soll diese Art der Produktion 70 Prozent weniger Wasser verbrauchen. Zudem würde überschüssiger Dünger nicht in den Boden gelangen, sondern im Kreislauf bleiben. Coop wird die Salate mit «hors-sol» kennzeichnen, Migros spricht von «Salaten aus Hydrokultur».