Die Kundinnen und Kunden sollen nicht mehr erfahren, ob das Gemüse und die Früchte im Regal aus künstlichem oder natürlichem Anbau stammen. Das hat der Verband des Schweizer Früchte- und Gemüsehandels kürzlich zusammen mit Coop und Migros beschlossen (K-Tipp 19/2016). Dass eine Tomate aus einer Hors-Sol-Produktion stammt, muss in der Schweiz nicht angeschrieben werden. Trotzdem deklarierten die Grossverteiler, mit Ausnahme von Aldi, bisher die unnatürliche Anbaumethode.
Vier von fünf Konsumenten wollen wissen, wie das Gemüse und die Früchte angebaut werden, die sie kaufen. Das zeigte eine K-Tipp-Umfrage vor Coop- und Migros-Filialen. Auch die Flut der Leserzuschriften machte klar: Das Verschweigen der Anbaumethode lässt die Konsumenten nicht kalt. Hors-Sol-Gemüse und -Früchte werden in Gewächshäusern ohne Erde angebaut, die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen künstlich ernährt. Qualitativ sind sie nicht gleichwertig.
Coop, Lidl, Manor und Globus deklarieren
Die Proteste zeigen nun Wirkung: Coop hat seinen Entscheid überdacht. Sprecherin Andrea Bergmann: «Aus Gründen der Transparenz gegenüber unseren Kundinnen und Kunden wird Coop Hors-Sol-Gemüse weiterhin deklarieren, auch wenn einige Argumente für einen Verzicht auf die Deklaration sprechen.»
Die Migros hingegen hält an ihrem Entscheid fest. Auch Denner, Spar und Volg wollen die Deklaration auf Anfang Jahr abschaffen, die Kehrtwende von Coop ändert nichts daran. Migros-Sprecherin Christine Gaillet: «Falls jemand auf Hors-Sol-Produkte verzichten will, kann er Bio-Produkte kaufen. Bio-Landwirten ist die bodenunabhängige Produktion nicht erlaubt.»
Erfreulich: Lidl, Manor und Globus machen bei der konzertierten Aktion anderer Grossverteiler nicht mit. Sie sagen klar: Die Deklaration erfolge auf Wunsch der Kundinnen und Kunden. Deshalb werde sie beibehalten. Globus-Sprecherin Marcela Palek erklärt: «Unsere Gemüselieferanten müssen uns darüber informieren, ob Gemüse oder Früchte aus dem Hors-Sol-Anbau stammt.» Die einzelnen Globus-Filialen würden die Waren dann manuell beschriften.
«Das lassen wir uns nicht bieten!»
Leserreaktionen zum Artikel in K-Tipp 19/16 über nicht deklarierte Hors-Sol-Produkte
Ich will wissen, ob das Gemüse im Regal aus Hors-Sol-Produktion stammt. Die Begründung von Coop und Migros ist scheinheilig. Das lassen wir uns nicht bieten!
Hans Haudenschild, Brügg BE
Es ist ganz einfach: Ich will wissen, was ich esse. Wenn Coop und Migros die Gemüsebranche vorschieben, um Hors-Sol nicht mehr zu deklarieren, klingt das nach einer billigen Ausrede.
Jon Bühler, Basel
Das optisch attraktive Erscheinungsbild der Hors-Sol-Tomaten ist geradezu eine Täuschung der Kunden: Im Mund fehlt das charakteristische Geschmackserlebnis vollständig. Der Verzicht auf die Deklaration ist nicht akzeptabel. Ich würde nie ein Hors-Sol-Produkt kaufen.
Thomas Loosli, Boll BE
Ich danke dem K-Tipp für diesen Bericht. Die Abschaffung der Deklaration ist eine Frechheit gegenüber den Kunden. Es zeigt: Geld und Bschiss regieren die Welt.
Heidi Calianno, Aesch BL
In der Erde gezogene Bio-Tomaten enthalten mehr gesunde Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole. Daher meide ich Hors-Sol-Produkte.
Sylvia Hayward, Montreux VD
Ich verstehe nicht, warum die Landwirtschaft sich von den natürlichen Gegebenheiten immer weiter entfernt und warum diese Art auch noch geschützt und politisch unterstützt wird. Mit dem Weglassen der Hors-Sol-Deklaration werden die Leute manipuliert, diese Produkte zu kaufen.
Rahel Guggisberg, Mittelhäusern BE
Selbstverständlich will ich wissen, was aus der Hors-Sol-Produktion stammt. Es ist eine Frechheit, dies unterschlagen zu wollen. Die Gemüsebranche und die Grossverteiler wollen es sich einfach bequem machen! Vermutlich haben sie bemerkt, dass viele Konsumenten diese Produkte nicht kaufen – und wollen sie ihnen einfach unterjubeln.
Christoph Schmid, Zürich
Seit Jahren achten wir darauf, keine Hors-Sol-Produkte zu kaufen – und zwar aus ökologischen und qualitativen Gründen. Wir finden es eine Katastrophe und absolute Frechheit der Bauernlobby, wenn diese Deklaration wegfällt.
Herbert Moser, Winterthur ZH
Es muss Pflicht sein, die Hors-sol-Produktion von Lebensmitteln sichtbar zu deklarieren. Ich kaufe keine solchen Produkte. Sollte diese Deklaration wegfallen, würde ich bei Migros und Coop entsprechende Produkte nicht mehr einkaufen und anderweitige Quellen mit klaren Produktionsangaben wählen.
Peter E. Ochsner, Frenkendorf BL
Ich kaufe keine Hors-Sol-Produkte. Fällt jetzt noch die Deklaration dahin, werde ich noch mehr Bio-Produkte kaufen.
Edith Loosli, Dällikon ZH
Es ist eine Schande, dass uns die Produzenten und die Händler die chemischen Tomaten still und heimlich unterjubeln wollen. Vor allem im Winter verwende ich gehackte Tomaten aus der Büchse, denn sie werden in der Hochsaison zum Beispiel in Italien auf den Feldern reif geerntet und enthalten die entsprechenden gesunden Inhaltsstoffe.
Clara Jörger, Zürich
Das Traurige an heutigen Tomaten: Alle Sorten schmecken nach rein gar nichts. Würde man nicht mit Kräutern, mit aromatischem Essig und Olivenöl nachhelfen, könnte man ebenso gut ein Glas Wasser löffeln. Warum bringen es die Produzenten nicht fertig, eine Sorte zu züchten, die nach Tomate schmeckt?
Hans Gfeller, Dietlikon ZH
Wir haben immer darauf geachtet, keine Hors-Sol-Produkte zu kaufen. Wir werden in Zukunft so viel wie möglich auf dem Wochenmarkt oder bei bekannten Produzenten kaufen. Wir hoffen, dass viele Kunden das ebenfalls machen werden.
Monika Kämpfer und Hans Rudolf Zwahlen, Thun BE
Zuerst schafft man die Pflicht ab, die Verkaufspreise auf den Verpackungen aufzudrucken. So merkt der Konsument nicht, dass die Produkte immer teurer werden. Und jetzt ist man bereits so weit, dass schlechtere Qualität nicht mehr deklariert werden soll.
Elisabeth und Fritz Zingg, Oberwil-Lieli AG
Ich möchte weiterhin entscheiden können, welche Tomaten ich kaufe: nämlich nur solche aus Erdkultur.
Brigitte Delemeschnig, Stäfa ZH
Ich möchte wissen, woher die Ware kommt und welche Qualität sie hat. Deshalb sollen Händler und Verkäufer Hors-Sol deklarieren.
Roman Inderbitzin, Trimbach SO