Hotels langen kräftig zu
690 statt 250 Franken, 580 statt 220 Franken: An Spieltagen der kommenden Fussball-Europameisterschaft Euro 08 kann die Nacht im Schweizer Hotel ganz schön ins Geld gehen.
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K-Tipp 02/2008
28.01.2008
Gery Schwager
Benedikt Weibel hob schon im Mai letzten Jahres den Mahnfinger: Er hoffe, dass die Gäste während der Europameisterschaft nicht mit überteuerten Preisen etwa für Übernachtung und Verpflegung brüskiert würden, sagte der Delegierte des Bundesrats für die Euro 08 an einer Session des Swiss Economic Forum in Thun.
Weibels Hoffnung dürfte sich nicht erfüllen. Darauf deutet eine Stichprobe hin, die der K-Tipp am...
Benedikt Weibel hob schon im Mai letzten Jahres den Mahnfinger: Er hoffe, dass die Gäste während der Europameisterschaft nicht mit überteuerten Preisen etwa für Übernachtung und Verpflegung brüskiert würden, sagte der Delegierte des Bundesrats für die Euro 08 an einer Session des Swiss Economic Forum in Thun.
Weibels Hoffnung dürfte sich nicht erfüllen. Darauf deutet eine Stichprobe hin, die der K-Tipp am 18. Januar durchgeführt hat.
Konkret wurde in 20 zufällig ausgewählten Hotels in und bei den Spielorten Basel, Bern und Zürich abgeklärt, wie viel eine Übernachtung für zwei Personen an Match-Tagen der Euro 08 im Juni kostet – und welcher Preis für dasselbe Zimmer zwei bzw. vier Monate früher oder später zu bezahlen ist (siehe Tabelle im Artikel-pdf).
Resultat: Lediglich das Hotel Fly Away in Kloten wies für alle Daten den gleichen Zimmerpreis aus. In den übrigen Häusern war die Juni-Nacht am teuersten. In drei Fällen – «Hilton» und «Du Commerce» in Basel sowie «Congress» in Olten – kostete sie sogar mehr als doppelt so viel wie eine Übernachtung an den anderen Terminen. Zehn Gaststätten verlangten zwischen 100 und 200 Franken mehr.
Die Zimmerpreise richteten sich eben nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage, erklären die meisten Hotels. Oder, wie es Peter F. Vogel vom Hotel Comfort Inn Royal in Zürich formuliert: «Die Hotellerie hat von den Fluggesellschaften gelernt und arbeitet zunehmend mit dynamischen Tagespreisen.»
Will heissen: Wenn sich viele Leute um wenige Zimmer streiten, wirds teuer. Und das ist nicht nur während der Fussball-EM so. Mehrere Hoteliers geben an, ihre Maximalpreise kämen zum Beispiel auch an Messeterminen zum Tragen. Dass der gewöhnliche Fussballfan mit deutlich schmalerem Budget auskommen muss als Geschäftsleute, die zu einer Messe zusammenströmen, scheint keine Rolle zu spielen.
Schweiz Tourismus hält sich nobel zurück
Der Branchenverband Hotelleriesuisse will sich laut Sprecherin Nora Fehr «in die Preispolitik der einzelnen Hotels grundsätzlich nicht einmischen». Wen wunderts.
Aber auch Schweiz Tourismus haut nicht gerade auf den Tisch. «Es liegt im unternehmerischen Entscheid des Hoteliers, seine individuelle Preispolitik zu gestalten», sagt Direktor Jürg Schmid. Und: «Wenn einzelne Hoteliers die Zimmerpreise über die üblichen Inflationsanpassungen hinaus erhöhen, wäre dies vom Standpunkt des Marketings für die touristische Schweiz her gesehen weder im Sinne der Gäste noch nachhaltig.» Die Angesprochenen dürften kaum erzittern.
Auch Jugis kosten mehr
Während der Fussball-EM werden nicht nur Hotels, sondern auch Jugendherbergen teurer: Pro Nacht erheben Herbergen in den Spielorten einen Zuschlag von 10 Franken, jene im Einzugsgebiet einen Zuschlag von 5 Franken.
Dahinter stecke keine Bereicherungsabsicht, beteuert Tobias Thut, Sprecher der Schweizer Jugendherbergen. «Das Geld dient zur Verstärkung der Sicherheit vor Ort.» Man werde Securitypersonal beiziehen und strenge Eingangskontrollen durchführen lassen.