Hüst und hott bei der CSS

Einige Krankenkassen kennen Prämienrabatte für «schadenfreie» Jahre – wie bei der Autoversicherung. Doch die Umsetzung ist nicht bei allen Krankenkassen kundenfreundlich.

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K-Tipp 10/2008

19.05.2008

Letzte Aktualisierung:
05.05.2009

Ernst Meierhofer

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Bei der Autoversicherung gilt: Wer einen Schaden hat und ihn der Versicherung meldet, kann selber entscheiden, ob die Versicherung wirklich einspringen soll. Oder ob er die Kosten selber trägt.

Vorteil des Selberzahlens bei kleineren Schäden: Falls die Versicherung nichts übernehmen muss, verlieren Versicherte ihren Rabatt nicht. Autofahrer behalten damit ihre günstige Bonusstufe, die Prämie bleibt im folgenden Jahr gleich – oder kann sogar weiter sinken.

Auch einige Krankenkassen kennen bei den Zusatzversicherungen Schadenfreiheitsrabatte. Hier gilt ebenfalls: Wer in einem bestimmten Zeitraum von der Kasse keine Vergütung erhält, zahlt im darauffolgenden Jahr weniger Prämie oder behält seinen bisherigen Rabatt.

Werden jedoch Leistungen bezogen, ist der Prämienrabatt ganz oder teilweise weg. Nur: Werden die Versicherten vorgängig über den drohenden Rabattverlust informiert? Und können sie das Geld der Krankenkasse nachträglich zurückzahlen, um ie Prämienermässigung zu behalten?

Nein, schrieb die CSS ihrem Versicherten Helmut Richter aus Ettingen BL im Januar 2008. Richter war im Juli 2007 im Spital, die Rechnung über 1395 Franken ging direkt an die Krankenkasse, die sie beim Spital beglich. Weil Richter in seiner halbprivaten Spitalzusatzversicherung eine Franchise von 1000 Franken hat, musste die CSS letztlich nur gerade 395 ranken übernehmen.

Grosser Rabattverlust für geringe Kosten

Diese 395 Franken wollte Richter der CSS zurückzahlen, um seinen Rabatt nicht zu verlieren. Denn dieser
Verlust hätte ihn in den nächsten drei Jahren 1886 Franken Mehrprämie gekostet.

Begründung für das «Nein» der CSS: Eine solche Rückzahlung sei in den Versicherungsbedingungen nicht vorgesehen.

Die Haltung der CSS ist inkonsequent. Im Jahr 2004 hatte die CSS auf die Frage des K-Tipp («Ist eine Rückzahlung möglich?») mit «Ja» geantwortet. Doch im gleichen Jahr wehrte sich die CSS sogar vor Gericht gegen eine Rückzahlung – und gewann! Das Sozialversicherungsgericht Basel-Stadt entschied: Die CSS sei nicht verpflichtet, auf das Rückzahlungsangebot eines Kunden einzugehen, weil diese Möglichkeit in den Versicherungsbedingungen nicht erwähnt sei.

Inzwischen hat die CSS erneut eine Kehrtwendung vollzogen. Als sich der K-Tipp nach dem Fall Richter erkundigte, hiess es plötzlich, Kunden könnten die Summe zurückschicken und ihren Rabatt behalten – auch Richter. Es sei intern ein Fehler passiert.

Der Fall zeigt: Zwar haben etliche Krankenkassen das System des Leistungsfreiheitsrabatts von der
Autoversicherung übernommen. Doch bei der Kundenfreundlichkeit haben sie Nachholbedarf.

Mit der Information hapert es bei einigen

Etwa die Visana. Sie findet es nicht nötig, ihre Kundinnen und Kunden mit der Leistungsabrechnung auf den drohenden Rabattverlust aufmerksam zu
machen – was bei Autoversicherungen eine Selbst- verständlichkeit ist. Visana-Kunden können auch das Geld nicht zurückzahlen, damit sie den Rabatt nicht verlieren. Bei der Supra gilt das Gleiche.

Die Sympany (vormals ÖKK Basel) informiert ebenfalls nicht über den Rabattverlust, sagt aber, eine Rückzahlung sei «grundsätzlich möglich».

Bei der Groupe Mutuel ist eine Rückzahlung nur möglich, wenn die Krankenkasse die Rechnung des Arztes direkt zahlt – aber nicht, wenn die Rechnung an den Patienten geht und er sie dem Arzt bereits selber bezahlt hat.

Vorbildlich hingegen die Helsana. Sie schreibt dem K-Tipp, Versicherte mit einem sogenannten Bonus-Produkt würden Ende Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass «eine Rückzahlung der bezogenen Leis-tungskosten vorteilhaft wäre», falls die Prämienersparnis höher sei als die bezogene Leistung.

Bei der Sanitas sind Rückzahlungen gemäss den Versicherungsbedingungen ebenfalls möglich, ein Hinweis auf den drohenden Rabattverlust erfolgt aber nicht. Die
versicherte Person muss es also selber merken.

Der volle Rabatt als Einstiegs-Zückerchen

Details zum Leistungsfreiheitsrabatt:

Eine Rückzahlung mit dem Zweck, einen Rabatt nicht zu verlieren, ist nur attraktiv, wenn die Rechnung nicht so hoch ausfiel. Wenn also der selber bezahlte Betrag kleiner ist als der verlorene Rabatt.

Leistungsfreiheitsrabatte sind vor allem bei den teuren Spital-Zusatzversicherungen halbprivat und privat üblich. Einige wenige Kassen kennen sie auch bei den günstigen Krankenpflege-Zusatzversicherungen.

Bei einigen Kassen gibt es den vollen Rabatt schon zu Beginn ganz oder teilweise als Einstiegs-Zückerchen, bei anderen Kassen muss man ihn mit schadenfreien Jahren «abverdienen».

Erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse nach den genauen Modalitäten. Die Sanitas hat sogar den sogenannten Bonusschutz aus der Autoversicherung übernommen: Ab einer gewissen Zeit erfolgt nach einem Spitalaufenthalt keine Herabsetzung der Rabattstufe.

Fragen Sie vor einem Spitaleintritt, ob und wie Sie Ihren Rabatt in der pital-Zusatzversicherung allenfalls erhalten können. Das kann etwa der Fall sein, wenn Sie für einen kurzen, kleinen Eingriff freiwillig in die allgemeine Abteilung gehen.

Wenn Ihre Prämie nach dem Verlust des Schadenfreiheitsrabatts im nächsten Jahr höher wird, so berechtigt Sie dies nicht zu einer Kündigung infolge Prämienerhöhung.

Von den grossen Kassen haben die folgenden gar keinen Leistungsfreiheitsrabatt: Atupri, Concordia, EGK, Intras, Swica und Wincare. Die Concordia sagt, ein solcher Rabatt entspreche nicht «der Solidarität zwischen Gesunden und Kranken».

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