Hundekauf: Vorsicht, unseriöse Anbieter!
Übers Internet wird alles Mögliche feilgeboten - auch Hunde. Wer die Inserenten sind, wissen Plattformbetreiber aber oft selber nicht. Käufer riskieren so, dass ihnen Tiere zweifelhafter Herkunft angedreht werden.
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K-Tipp 10/2007
23.05.2007
Thomas Heer
Spätestens seit der tödlichen Attacke dreier Pitbulls auf den sechsjährigen Süleyman in Oberglatt ZH im Dezember 2005 hat diese Rasse in der Schweiz einen miserablen Ruf. Wer Pitbulls verkaufen will, erwähnt also ihre Rasse in der Öffentlichkeit besser nicht.
So geschehen auf der Internet-Verkaufsplattform ricardo.ch, wo 13 Welpen der Rasse American Staffordshire Terrier angeboten wurden. Der Inserate-Text jedoch machte Sandra Boutellier, Tierärztin und Zuchtexpertin in Sachen Ameri...
Spätestens seit der tödlichen Attacke dreier Pitbulls auf den sechsjährigen Süleyman in Oberglatt ZH im Dezember 2005 hat diese Rasse in der Schweiz einen miserablen Ruf. Wer Pitbulls verkaufen will, erwähnt also ihre Rasse in der Öffentlichkeit besser nicht.
So geschehen auf der Internet-Verkaufsplattform ricardo.ch, wo 13 Welpen der Rasse American Staffordshire Terrier angeboten wurden. Der Inserate-Text jedoch machte Sandra Boutellier, Tierärztin und Zuchtexpertin in Sachen American Staffordshire Terrier, stutzig. Der Beschreibung nach handle es sich bei den angebotenen Welpen gar nicht um American Staffordshire Terrier, sondern um Pitbulls, die von den Kynologen übrigens nicht als of?zielle Rasse anerkannt werden.
Inserenten: Erst beim fünften Mal überprüft
Wer genau hinter dem besagten Inserat steckt, ist aus dem Text nicht ersichtlich. Und ebenso wenig ist der Besitzer der aufgeführten Handy-Nummer über einen Auskunftsdienst identifizierbar. Das heisst: Wer als neu angemeldeter Ricardo-Inserent anonym bleiben will, kann das. Dazu sagt die stellvertretende Geschäftsleiterin von ricardo, Eveline Duschletta: «Erst ab fünf Kleinanzeigen überprüfen wir die Identität des Kunden.»
Illegaler Hundehandel mit coupierten Tieren
Auch auf der Tamedia-Internet-Plattform Piazza.ch werden Hunde angeboten. Dazu Christoph Zimmer, Sprecher des Zürcher Verlagshauses: «Inserate mit aggressiven Texten und solche ohne Angaben zum Wohnort sowie fehlenden Telefonnummern lehnen wir ab.»
Der Hundehandel via Internet bereitet dem St. Galler Kantonstierarzt Thomas Giger Kopfzerbrechen: «Als Grenzkanton sind wir vom illegalen Hundehandel besonders betroffen. Daher prüfen wir auch regelmässig die Inserate in den einschlägigen Publikationen. In der Anonymität des Internets ist das aber schwierig oder gar unmöglich.»
Dass via Web immer wieder Hunde angeschafft werden, die auch den Käufer in Schwierigkeiten bringen, weiss Ruth Baumgartner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zürcher Veterinäramtes. Ein Beispiel: Tiere mit coupierten Schwänzen und Ohren. Da in der Schweiz verboten, kann der Hund beschlagnahmt und der Halter mit bis zu 1500 Franken gebüsst werden.
Giger spricht von «einschlägigen Publikationen» und meint damit auch die «Tierwelt» aus Zo?ngen. Dieses jede Woche erscheinende Magazin schreibt Hunde-Inserenten zwingend vor, dass mindestens ein Festnetz-Anschluss oder die Adresse im Inserate-Text erscheinen muss.
Eigene Nachforschungen über diese Kunden stellen die «Tierwelt»-Herausgeber gemäss Anzeigenleiter Jürg Kilchenmann allerdings keine an. Das sei Sache der Veterinärämter. Diese würden, so Kilchenmann, fast jeden Monat intervenieren. Die Konsequenz: Die von den Ämtern beanstandeten Inserenten würden als Kunden nicht mehr berücksichtigt.
Die Macher der Publikationen «Hund» und «Schweizer Hunde Magazin» stellen an die Inserenten weit höhere Anforderungen. Charles Trolliet, Präsident der Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte, gibt sich bestimmt: «Das sind zuverlässige Inserate.»
Ohne klare Herkunft kein Inserat
Beide Magazine arbeiten vorwiegend mit Züchtern zusammen, die von der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) anerkannt sind. Chantal Ribi, Anzeigenleiterin beim «Hunde Magazin», erklärt: «Wer bei uns inserieren will, muss im Text Namen und Adresse sowie eine Festanschlussnummer aufführen.» Und Urs Rölli, Inseratechef beim «Hund»: «Handelt es sich beim Inserenten nicht um ein SKG-Mitglied, stellen wir eigenen Recherchen an. Wenn wir die Herkunft der Tiere nicht sauber überprüfen können, hat das Inserat bei uns keine Chance.»