«Ich wurde hinters Licht geführt»
Gemischte Versicherungen haben einen gravierenden Nachteil: Wer frühzeitig kündigt, verliert viel Geld. Und die Verkaufsberatung ist oft mangelhaft. Das zeigt der Fall von Mark Butcher.
Inhalt
- Rendite bei gemischten Versicherungen von Generali
K-Tipp 18/2009
26.10.2009
Letzte Aktualisierung:
28.10.2009
Ernst Meierhofer
Mark Butcher hat 2003 zwei Sparversicherungen bei der Swiss Life abgeschlossen. 2009 verlangte er den Rückkauf. Der Engländer, der in Rütihof AG wohnt, hat insgesamt 90’000 Franken eingezahlt, aber nur gerade rund 63’000 Franken zurückerhalten. Verlust: zirka 27’000 Franken. Mit der einen Versicherung wollte der Selbständig- erwerbende seine Familie absichern. Bei seinem vorzeitigen Tod hätten die Hinterbliebenen über 150'000 Franken erhalt...
Mark Butcher hat 2003 zwei Sparversicherungen bei der Swiss Life abgeschlossen. 2009 verlangte er den Rückkauf. Der Engländer, der in Rütihof AG wohnt, hat insgesamt 90’000 Franken eingezahlt, aber nur gerade rund 63’000 Franken zurückerhalten. Verlust: zirka 27’000 Franken. Mit der einen Versicherung wollte der Selbständig- erwerbende seine Familie absichern. Bei seinem vorzeitigen Tod hätten die Hinterbliebenen über 150'000 Franken erhalten. Zudem war die sogenannte Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit versichert: Wäre er invalid geworden, hätte die Swiss Life die Prämien für ihn weitergezahlt. Das empfand er als sinnvoll.
Sinnloses Produkt angedreht
Doch dann erzählte er der Swiss-Life-Beraterin, er wolle noch mit der 3. Säule sparen. Diese habe darauf von einem guten Sparprodukt gesprochen – ohne Kosten und mit nur kleinem Versicherungs- schutz. Und sie habe ihm gleich noch eine Sparpolice aufgeschwatzt. Heute weiss Butcher: «Ich wurde hinters Licht geführt. Die Verkäuferin hat mein Vertrauen ausgenutzt und mir ein sinnloses Produkt angedreht, das nur ihr und der Swiss Life diente.»
Nach sechs Jahren hatte er in die zweite Police, die ihm als reine Sparangelegenheit verkauft wurde, insgesamt 30’000 Franken eingezahlt. Auf dem Bankkonto wäre diese Summe selbst bei bescheidener Verzinsung auf über 31’000 angewachsenen. Die Police hingegen hatte nur einen Rückkaufswert von 22’500 Franken.
In seiner Enttäuschung über die Fehlberatung kündigte er gleich beide Versicherungen. Die bittere Erfahrung des Swiss-Life-Kunden ist typisch für Sparer, die sich an eine Versicherung wenden. Die Verkäufer erzählen, bei der Versicherung sei man besser aufgehoben, der Ertrag sei höher, ein Zahlungsunterbruch spiele keine Rolle, und das Spargeld sei jederzeit verfügbar. Alles irreführend. Viele Kunden übersehen, dass sie langjährige Verträge unterschreiben und viel Geld futsch ist, wenn sie vor Vertragsende aussteigen. Denn die Versicherung kassiert mindestens eine Jahresprämie für ihre Kosten und Verkäuferprovisionen. Doch so klar bekommen das die Kunden beim Abschluss nicht zu hören.
Mit anderen Worten: Kapitalbildende Lebensversicherungen – auch gemischte Versicherungen genannt – sind nur für Leute geeignet, die felsenfest überzeugt sind, dass sie die Prämie bis zum Schluss zahlen wollen und können. Und die gleichzeitig einen Versicherungsschutz brauchen. Alternative dazu: Sparen bei der Bank, sich versichern bei der Versicherung. Dass diese Variante sogar günstiger sein kann, zeigt diese Übersicht.
Anzeige für Scala 3plus bei Lesern umstritten.
Der «Kassensturz» hat in seiner Sendung vom 13. Oktober die gemischten Versicherungen thematisiert. Hauptaspekt: Wer früher aussteigt als vereinbart, verliert viel Geld. Am nächsten Tag erschien im K-Tipp ein Inserat der Generali für ihre gemischte Versicherung Scala 3plus. Das störte einige Leserinnen und Leser.
Dieses zeitliche Zusammentreffen war purer Zufall. K-Tipp und «Kassensturz» sind zwei voneinander unabhängige Redaktionen. Der K-Tipp hat schon viele Male auf Schwachpunkte der gemischten Versicherung hingewiesen. Die entsprechenden Bemerkungen stehen auch in allen unseren Ratgebern zum Thema. Der K-Tipp publiziert keine täuschenden Inserate von Firmen, die die Unwissenheit, die Leichtgläubigkeit oder die Notlage der Leser ausnützen wollen. Auch Inserate mit unwahren Angaben werden abgelehnt.
Das Inserat der Generali für Scala 3plus gehört nicht in diese Kategorie. Gemischte Lebensversicherungen sind anerkannte Angebote der Versicherungswirtschaft, die man zwar kritisieren kann, die aber sehr weit verbreitet sind und im Einzelfall durchaus nützlich – und bequem – sein können. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass der Kunde die vereinbarte Vertragsdauer einhält. Und dass er richtig beraten wird.
Mehr Informationen zur Rendite von gemischten Lebensversicherungen bei Generali