Im Vorverkauf doppelt so teuer
Die Vorverkaufsstellen verdienen sich mit Billettverkäufen eine goldene Nase. Leidtragende sind die Besucher - aber auch die Veranstalter.
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K-Tipp 7/2004
07.04.2004
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Zwei 50-Franken-Gutscheine sind nicht unbedingt 100 Franken wert. Jedenfalls bei der Firma Ticketcorner. Das musste K-Tipp-Leser Martin Bähler aus Küsnacht ZH erfahren.
Zu Weihnachten hatte er zwei solche Gutscheine erhalten. Damit wollte er zwei Konzertbillette für insgesamt 106 Franken kaufen. Er rechnete damit, 6 Franken nachzahlen zu müssen. Doch er täuschte sich.
Die Angestellten am Ticketcorner-Schalter eines Zürcher Bahnhofs weigerten sich, die Gutschei...
Zwei 50-Franken-Gutscheine sind nicht unbedingt 100 Franken wert. Jedenfalls bei der Firma Ticketcorner. Das musste K-Tipp-Leser Martin Bähler aus Küsnacht ZH erfahren.
Zu Weihnachten hatte er zwei solche Gutscheine erhalten. Damit wollte er zwei Konzertbillette für insgesamt 106 Franken kaufen. Er rechnete damit, 6 Franken nachzahlen zu müssen. Doch er täuschte sich.
Die Angestellten am Ticketcorner-Schalter eines Zürcher Bahnhofs weigerten sich, die Gutscheine anzunehmen. Bähler müsse telefonisch bestellen, hiess es. Das tat er auch. Doch dafür stellte ihm Ticketcorner zusätzlich zum Billettpreis 14 Franken Bearbeitungs- und Versandgebühr in Rechnung. Bähler musste schliesslich 20 Franken nachzahlen.
Weko: Ticketcorner behindert Konkurrenz
«Es müsste doch möglich sein, Gutscheine kostenlos einzulösen», findet er. Ticketcorner ist da anderer Ansicht. Auf den Gutscheinen sei vermerkt, dass sie nur bei telefonischer Bestellung eingelöst werden könnten, beschied man Bähler.
Der Grund: Viele Ticketcorner-Schalter sind laut Pressesprecher Alex Beeler Geschäften angegliedert, die nur eigene Gutscheine akzeptieren. «Aber», sagt er, «wer bei uns Gutscheine kauft, wird vorgängig darauf hingewiesen.»
Doch für Ärger sorgen nicht nur die Gutscheine, sondern auch die Preise von Ticketcorner. Ein Beispiel: YB spielt diese Woche in der Fussballmeisterschaft gegen GC. Ein Stehplatz-Billett für Erwachsene kostet an sich nur 18 Franken. Doch die Firma Ticketcorner, die die Billette verkauft, schlägt happige Gebühren drauf: Fr. 12.90 für Bearbeitung und Versand. Weitere 6 Franken für die teure 0900er-Nummer. Macht insgesamt Fr. 18.90. Damit verdoppelt Ticketcorner den Preis glatt (siehe Tabelle).
Die Geschäftspolitik von Ticketcorner ist der Wettbewerbskommission (Weko) ebenfalls ein Dorn im Auge. Die Weko sagt, Ticketcorner verpflichte die Veranstalter, ihre Billette exklusiv über diesen Kanal zu verkaufen. Dies behindere die Konkurrenz. Deshalb verbot die Weko Ende letzten Jahres solche Verträge.
Doch die Firma Ticketcorner, die in der Schweiz einen Marktanteil von 70 bis 80 Prozent haben dürfte, reichte umgehend Beschwerde ein. Entschieden wird kaum vor Ende Jahr. Bis dann kann Ticketcorner weitergeschäften wie bisher.
Kunden bezahlen Wartezeit am Telefon
Zwar hat Ticketcorner die Gebühren auf Anfang April um 8 bis 40 Prozent gesenkt, gleichzeitig aber eine 0900er-Nummer eingeführt, die Fr. 1.19 pro Minute kostet. Und zwar auch dann, wenn der Kunde in der Warteschlaufe mit Musik berieselt wird.
«Uns wäre auch lieber, wenn das Warten gratis wäre», sagt Sprecher Alex Beeler, «aber die Swisscom erklärt, das sei nicht machbar.» Swisscom-Sprecher Sepp Huber bestätigt das.
Zur Kritik an den hohen Gebühren meint Beeler: «Zwei Drittel unserer Kunden zahlen mit Kreditkarte. Sie profitieren von günstigeren Gebühren. Zudem bestellen sie im Durchschnitt drei Billette aufs Mal. So zahlen sie die Gebühren nur einmal.»
Unzufrieden mit Ticketcorner sind nicht nur die Kunden, sondern auch die Veranstalter. Denn vom offiziellen Billettpreis zwackt ihnen Ticketcorner eine Vorverkaufsgebühr ab. Diese kann bei günstigen Billetten durchaus 20 Prozent ausmachen. Etliche Veranstalter haben sich deshalb in jüngster Zeit vom Fast-Monopolisten losgesagt.
Zum Beispiel das Openair St. Gallen. «Wir waren der erste grosse Veranstalter, der bei Ticketcorner ausstieg», sagt Finanzchef Andreas Meier. Ticketcorner wollte die Preise massiv erhöhen. «Wir hätten unsere Preise um zirka 13 Prozent anheben müssen», klagt Meier. Jetzt verkauft das Openair St. Gallen die Billette selber.
Das Openair Frauenfeld hingegen hat zum kleinen Konkurrenten Starticket gewechselt. «Diese Lösung ist für uns und für die Besucher günstiger», sagt Mediensprecher Joachim Bodmer. «Wir sparen so 5 Prozent. Und wir dürfen unsere Billette jetzt auch über die SBB-Schalter verkaufen.»
Auch das Gurtenfestival hat sich für Starticket als Hauptpartner entschieden. «Das ist günstiger», versichert Veranstalter Philippe Cornu. «Und vor allem: Bei Starticket kann der Kunde sein Billett zu Hause ausdrucken.» Sofern er mit Kreditkarte zahlt, entfallen sämtliche Gebühren.
Vergleichen lohnt sich
Wie der K-Tipp-Vergleich in der Tabelle zeigt, sind die Preisunterschiede bei den verschiedenen Verkaufsstellen beträchtlich. Beachten Sie deshalb folgende Tipps:
- Vergleichen Sie. Für manche Veranstaltungen gibt es mehrere Verkaufskanäle. Die Internetadressen finden Sie unten. Am günstigsten sind die Billette in der Regel direkt beim Veranstalter. Die meisten Vorverkaufsfirmen vertreiben ihre Billette am Schalter, via Telefon oder via Internet. Am billigsten sind die Billette am Schalter, am teuersten bei telefonischer Bestellung.
- Bestellen Sie möglichst viele Billette aufs Mal. Die Gebühren fallen so nur einmal an.
- Zahlen Sie mit Kreditkarte, das ist billiger.
- Drucken Sie, falls Sie Anschluss ans Internet haben, Starticket-Billette zu Hause aus. Werden Sie, wenn Sie bei Ticketcorner ohnehin via Internet bestellen, Webmember. Die Gebühren sind niedriger.
Wichtige Vorverkaufsstellen:
www.fnac.ch www.helloyellow.ch www.resaplus.ch www.sbb.ch (unter Reisen, Angebots-Info, Events) www.starticket.ch www.ticketcorner.ch www.tictec.ch