Verseuchtes Fleisch von Poulet kann zu Bauch- krämpfen und Durchfall führen, teils sogar zu Erkrankungen des Nervensystems oder zu Nierenschäden. Dafür verantwortlich sind Bakterien wie Campylobacter, Salmonellen und E. Coli.
In der Schweiz werden jährlich 7000 bis 8500 Campylobacterfälle registriert. Doch die Zahl der Patienten ist massiv höher, weil längst nicht alle bei Durchfall zum Arzt gehen.
Poulet kann auch von Bakterien befallen sein, die sich beim Menschen nicht auf Anhieb bemerkbar machen – von sogenannten ESBL bildenden Bakterien. Diese sind antibiotikaresistent und können zum Beispiel Darm- oder Harnblasenentzündungen verursachen. ESBL bildende Bakterien selbst machen zwar nicht in jedem Fall krank. Sie können jedoch die Antibiotikaresistenz leicht auf andere Bakterien übertragen.
Infektionen durch antibiotikaresistente Erreger können dann nur noch mit sehr wenigen Antibiotika behandelt werden.
Wie verseucht ist das Pouletfleisch, das in den Läden liegt? Der K-Tipp hat 30 Produkte – 20 aus der Schweiz, 10 aus dem Ausland – ins Labor geschickt und auf Durchfallerreger und auf antibiotikaresistente Bakterien untersuchen lassen.
Das Fazit ist unerfreulich: Mehr als jedes zweite Poulet war infiziert. Das Schweizer Poulet schnitt im Vergleich besser ab: 8 der 20 Proben enthielten schädliche Bakterien (siehe Tabelle in PDF). Bei den ausländischen Pouletprodukten sind 8 der 10 belastet. Die beiden guten Poulets ohne problematische Bakterien stammten aus Deutschland und waren bei Aldi im Verkauf.
Beim Fleisch aus Schweizer Ställen fand das Labor in jeder fünften Probe Campylobacter. Besonders wenig Lust aufs Grillieren machen die Testresultate der «IP-Suisse Pouletbrust» von Manor und der «Naturafarm Pouletbrust» von Coop. In beiden fand das Labor nicht nur Campylobacter, sondern auch noch antibiotikaresistente Bakterien. Das gilt auch für das «Qualité & Prix Pouletbrust-Geschnetzelte» von Coop mit Herkunft Slowenien.
In drei Fleischproben fand das Labor Salmonellen: In der «Prix Garantie Pouletbrust» und in der «Qualité & Prix BBQ Pouletbrust gewürzt» von Coop sowie im «M-Budget Pouletschnitzel» aus der Migros.
Der K-Tipp-Test zeigt auch: Antibiotikaresistente Bakterien sind ein immer grösser werdendes Problem: 10 der 30 Proben waren mit solchen Bakterien infiziert.
Eine erhöhte E.-Coli-Zahl fand das Labor in der «Pouletbrust» der Fine-Food-Linie von Coop: 300 koloniebildende Einheiten pro Gramm (KBE/g). Laut Coop-Sprecher Urs Meier sind die Messungen «nicht beunruhigend», da das Fleisch gegart und die Keime abgetötet würden. Der E.-Coli-Wert liegt unter dem Schweizer Toleranzwert von 1000 KBE/g.
Coop und die anderen Poulet-Produzenten und Händler verweisen auf die Hygieneregeln (siehe Kasten unten). Wenn das Fleisch gut durchgebraten werde und rohes Pouletfleisch nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung gerate, sei das Infektionsrisiko äusserst klein.
Auf diese Bakterien wurde das Pouletfleisch getestet
ESBL: «Extended-Spectrum Beta-Laktamase». ESBL produzierende Bakterien sind gegen einige häufig eingesetzte Antibiotika resistent. Durch den Einsatz von Antibiotika in der Mast werden resistente Bakterien gefördert und können sich weiterverbreiten. ESBL produzierende Bakterien führen vor allem in Spitälern zu Problemen. Deshalb sind Händedesinfektion und -reinigung sehr wichtig.
Campylobacter: Diese Bakterien verursachen Bauchkrämpfe, Durchfall Fieber, und in seltenen Fällen eine Erkrankung des Nervensystems. In den ersten neun Wochen dieses Jahres meldeten Ärzte in der Schweiz bereits 1388 Erkrankte mit Campylobacteriose («Saldo» 5/2016). Das sind 37 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Bundesamt für Gesundheit ist «beunruhigt». Nur: Die Behörden kennen die Problematik seit Jahren, unternehmen aber wenig. Andere Länder haben das Ganze besser im Griff, wie der K-Tipp mehrmals berichtet hat.
Salmonellen: Sie können zu heftigem Durchfall führen. Wie bei Campylobacter kann man sich durch mit Salmonellen befallenes Fleisch anstecken.
E. Coli: Diese Bakterien können Durchfallerkrankungen auslösen. Infektionen können mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden sein und zu lebenslangen Spätschäden – etwa Bluthochdruck oder Niereninsuffizienz – mit möglicherweise tödlichem Ausgang führen.
So schützen Sie sich
Wer einige Regeln befolgt, kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durch Poulet deutlich reduzieren:
- Geflügel gut durchbraten. Bakterien werden erst abgetötet, wenn die Temperatur im Innern des Poulets für mindestens 2 Minuten über 70 Grad Celsius erreicht.
- Rohes Geflügel immer getrennt von anderen Lebensmitteln lagern und Verpackungen sofort in den Abfalleimer werfen.
- Hände nach dem Berühren von rohem Geflügel mit Seife und heissem Wasser waschen.
- Küchenutensilien, die mit rohem Geflügel in Berührung kommen, sofort gründlich abwaschen.
- Geflügel nie waschen: Wasserspritzer können die Bakterien im Haushalt weiterverbreiten.
- Roher Fleischsaft darf nicht mit anderen Lebensmitteln in Kontakt geraten.