Im Laden haben Konsumenten die Wahl: Sie können sich für konventionelles Fleisch oder solches aus tiergerechter Bio-Haltung entscheiden. Bio-Tiere haben mehr Platz im Stall und müssen regelmässig Auslauf ins Freie haben.
Doch woher stammt das Fleisch in Betriebskantinen, Schulmensen und Kindertagesstätten? Insgesamt bereitet die Gemeinschaftsgastronomie jeden Tag rund 750 000 Menüs mit Fleisch zu – pro Jahr also über 200 Millionen.
Der Schweizer Tierschutz hat dazu drei Branchenriesen befragt. Die ZFV-Unternehmungen betreiben Personalrestaurants, unter anderem von Firmen wie der UBS, dem Schweizer Radio und Fernsehen und den SBB. Die SV Group führt mehr als 600 Kantinen. Menu and More AG beliefert knapp 600 Kindertagesstätten.
Resultat der Erhebung: Zu 95 Prozent kommt in den Kantinen und Kindertagesstätten konventionelles Schweizer Fleisch auf den Teller. Das bedeutet, dass die Tiere nach den Minimalanforderungen des Tierschutzgesetzes gehalten wurden. Mit Tierwohl hat das Gesetz aber nichts zu tun, wie eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft 2013 ergab. Demnach legt das Gesetz nur fest, «was dem Tier noch zugemutet werden kann». Cesare Sciarra vom Tierschutz sagt: «Das Angebot an Menüs mit tiergerecht erzeugtem Fleisch ist in der Gemeinschaftsgastronomie bedenklich tief.»
Die ZFV versprechen auf Anfrage, sie würden «die Erhöhung des Anteils an Tierwohlprodukten» vorantreiben. Menu and More sagt, mit teurerem Bio-Fleisch sei es schwierig, konkurrenzfähig zu sein.
Laut dem Tierschutz wäre der Bio-Aufpreis zu verschmerzen: Der Verband geht von einem Aufpreis pro Menü von Fr. 1.– bis 1.50 aus. Gemäss einer aktuellen Demoscope-Umfrage bei über 1000 Personen wären 60 Prozent bereit, diesen Aufpreis zu zahlen.
Bei Eiern und Milch bereits umgestellt
Laut SV Group stammt ihr Fleisch zu 70 Prozent aus Betrieben, die die Vorschriften der Bundesprogramme «Besonders tierfreundliche Stallhaltung» und «Regelmässiger Auslauf im Freien» erfüllen. Diese würden über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen. Fakt ist: Ein Masthuhn hat im Stall trotz «besonders tierfreundlicher Haltung» nur Platz in der Grösse eines A4-Blattes («Saldo» 20/2018).
Dass es auch anders geht, beweisen die Gastrofirmen bei Eiern und Milch: Der grösste Teil der Eier ist aus Freilandhaltung, und ein Grossteil der Milch aus Bio-Betrieben. Laut Menu and More ist die Preisdifferenz zu konventionellen Produkten dort weniger gross.