Die Post bietet in rund 2000 Postautos seit 2012 kostenlosen Internetzugang mittels WLAN an. Laut Sprecher Benjamin Küchler wird dies gemäss Umfragen von den Fahrgästen sehr geschätzt. 2021 griffen Reisende über 14 Millionen Mal auf das Gratisinternet in Postautos zu.
In den Schweizer Zügen suchen viele Fahrgäste einen solchen Service vergeblich. Die SBB haben sich für ein System namens Freesurf entschieden. Damit können aber nur Kunden bestimmter Mobilfunkfirmen über eine App gratis im Netz ihres Mobilfunkanbieters in Intercity- und Interregio-Zügen surfen.
Kein Gratis-Internet mit Billig-Abos
Auf das Freesurf-System der SBB setzen unter anderem grosse Telecomfirmen wie Salt, Sunrise und seit kurzem auch die Swisscom. Doch für die Kunden von rund zwei Dritteln der Schweizer Mobilfunkanbieter besteht via Freesurf kein Zugang ins Internet. Darunter sind bekannte Marken wie M-Budget, Coop Mobile, Aldi Mobile, Yallo, Lebara und Wingo.
Dabei würden gerade die Kunden der günstigeren Handy-Abos vom kostenlosen Surfen am meisten profitieren. Denn die Datenmengen ihrer Abos sind begrenzt. Kommt hinzu: Mit Laptops lässt sich ebenfalls nicht auf Freesurf zugreifen. Nur über ein Smartphone oder Tablet mit entsprechendem Abo. Ausgeschlossen vom Gratis-Internet sind zudem ausländische Touristen ohne Schweizer Handy-Abo.
Die Interessengemeinschaft Pro Bahn kritisiert die SBB: «Wir erwarten kostenloses Internet im öffentlichen Verkehr – und zwar ungeachtet des Mobilfunkanbieters», sagt Präsidentin Karin Blättler.
Die SBB wären schon heute verpflichtet, eine für alle taugliche Lösung anzubieten. In der Fernverkehrskonzession schreibt der Bund vor: «Die SBB sind an ihre Aussage gebunden, im gesamten von ihr angebotenen Fernverkehr kostenlosen Internetzugang zu ermöglichen.»
Das Bundesamt für Verkehr stört sich allerdings am aktuellen Zustand nicht. Sprecher Michael Müller sagt: «Aus konzessionsrechtlicher Sicht haben die SBB die Auflage zum heutigen Stand erfüllt.» Die SBB könnten die Technik des Internetzugangs frei wählen. Zudem hätten sie für die vollständige Umsetzung noch bis ins Jahr 2029 Zeit.
Auch die SBB stellen sich auf den Standpunkt, sie erfüllten die Konzession. Mit den heutigen Mobilfunkpartnern seien rund 90 Prozent des Marktes abgedeckt. Tatsache ist aber: Die Benutzerzahlen sind extrem tief. Laut den SBB benutzen nur 3500 Personen Freesurf regelmässig – bei rund 450 000 Passagieren, die täglich in Fernverkehrszügen unterwegs sind.
«Die SBB müssen nachbessern»
Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer findet, die SBB erfüllten die Auflagen nicht. Er verlangte im Parlament bereits 2018 ein WLAN in den SBB-Zügen: «Es versteht sich von selbst, dass der kostenlose Internetzugang für alle Fahrgäste kostenlos nutzbar sein muss. Das ist mit dem jetzigen System nicht der Fall.» Aebischer fordert: «Die SBB müssen nachbessern.»
Übrigens: Anders als in den Zügen bieten die SBB an insgesamt 80 Bahnhöfen ein Gratis-WLAN an. Es ist während jeweils 60 Minuten nutzbar. Infos zu den verschiedenen Standorten findet man unter Sbb.ch, wenn man den Suchbegriff «SBB Wifi» eingibt. Registrieren kann man sich über die Telefonnummer. Via SMS erhalten Kunden darauf einen Zugangscode.