Internet-Service lässt zu wünschen übrig
Der Gang zum Amt ist vielen ein Gräuel. Doch wers stattdessen online versucht, landet in manchem Kanton rasch einmal in der Sackgasse.
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K-Tipp 13/2005
24.08.2005
Gery Schwager - gery.schwager@ktipp.ch
Die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zürich haben es recht bequem: Wenn sie zum Beispiel ein Baugesuch einreichen, den Militärdienst verschieben oder den Lernfahrausweis bestellen wollen, können sie via Internetportal des Kantons das entsprechende Formular herunterladen und gleich am Computer ausfüllen. Adressänderungen zum neuen Führerausweis dürfen sie gar online übermitteln.
Damit ist den Zürcherinnen und Zürchern in manchen Bereichen möglich, was sich Studie...
Die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zürich haben es recht bequem: Wenn sie zum Beispiel ein Baugesuch einreichen, den Militärdienst verschieben oder den Lernfahrausweis bestellen wollen, können sie via Internetportal des Kantons das entsprechende Formular herunterladen und gleich am Computer ausfüllen. Adressänderungen zum neuen Führerausweis dürfen sie gar online übermitteln.
Damit ist den Zürcherinnen und Zürchern in manchen Bereichen möglich, was sich Studien zufolge viele Schweizerinnen und Schweizer wünschen: «Behördenkram» wie Adressmeldungen, Gesuchseingaben und Ausweisanträge am Computer zu erledigen. Klar ist: Den Ärger über starre Schalteröffnungszeiten und langes Warten erspart man sich gerne, wenns irgendwie geht.
Bloss geht das häufig nicht sehr gut. Darauf weist die Stichprobe des K-Tipp hin, welcher die Internetportale der 19 Deutschschweizer Kantone etwas genauer unter die Lupe genommen hat. Konkret wurde für insgesamt zehn Behördengeschäfte abgeklärt, ob und wie weit sich diese elektronisch erledigen lassen (siehe Tabelle).
Resultat: In einem Punkt sind sämtliche Kantone durchaus willens, ihren Einwohnern Erleichterung zu verschaffen - beim Ausfüllen der Steuererklärung. Diese bei den Bürgern ziemlich unbeliebte Arbeit zu Gunsten der Staatskasse lässt sich überall am Computer verrichten.
Wenn es hingegen darum geht, einen Lernfahrausweis zu beantragen, ein Stipendienbegehren einzureichen, den Militärdienst zu verschieben oder ein Gesuch um Ergänzungsleistungen zur AHV/IV-Rente zu stellen, zeigen sich diverse Kantone schon weniger hilfsbereit. Das entsprechende Formular kann man zwar häufig noch herunterladen, in vielen Fällen aber nicht mehr am Computer ausfüllen. Zuweilen gibts gar nur ein paar Informationen - oder nicht mal das.
Adressänderungen: Fast nie via Internet
Wenig Service wird ferner zum neuen Führerausweis im Kreditkartenformat geboten. Weil die Adresse darauf nicht verzeichnet ist, muss man bei Adressänderungen den Ausweis nicht mehr einreichen, sondern bloss noch das Strassenverkehrsamt informieren. Doch direkt via Internetportal geht das erst in Solothurn, Bern, Basel-Landschaft und Zürich.
Besonders oft aber landen all jene in der Sackgasse, die sich mit eher speziellen Anliegen an den kantonalen Online-Schalter wenden. Wer etwa eine Forderungseingabe ans Konkursamt machen oder sich um eine kantonale Mietwohnung bewerben möchte, sucht auf sechs beziehungsweise zehn Kantonsportalen vergeblich nach Informationen und elektronischen Unterlagen.
Online-Schlusslichter: Obwalden und Uri
Unter dem Strich kann in der K-Tipp-Stichprobe kein einziger Kanton mit einem lückenlosen Angebot an elektronischen Dienstleistungen auftrumpfen. Die Unterschiede zwischen den Ständen sind allerdings beträchtlich. Obwalden und Uri am Ende der Tabelle erreichen nur gerade halb so viele Punkte wie das erstplatzierte Zürich.
Für gewisse Lücken gibts indes Gründe: Die Kantone Aargau, Schwyz und Zug zum Beispiel besitzen nach eigenen Angaben nur sehr wenige Mietwohnungen, weshalb sie kein Anmeldeformular anbieten. Und solange die digitale Unterschrift - obwohl rechtlich der handschriftlichen Signatur bereits gleichgestellt - technisch noch nicht einsatzreif ist, lassen sich viele Geschäfte halt nicht vollumfänglich online erledigen.
Immerhin: Diverse Kantone sind daran, ihre Palette an elektronischen Dienstleistungen zu vergrössern. Uri und Obwalden, die Schlusslichter in der Stichprobe, planen wie Nidwalden und Glarus nicht nur einen Serviceausbau, sondern überarbeiten gleich auch ihren Internetauftritt. Besonders wichtig seien elektronische Lösungen im datenreichen Verkehr mit Unternehmungen, betont man in Uri und verweist auf den eigenen Online-Grundbuchservice für Notare, der schweizweit als Vorzeigeobjekt gelte.
Schaden können diese Anstrengungen nicht. Das zeigt auch die aktuellste Vergleichsstudie der Beratungsfirma Capgemini zum Online-Serviceangebot der öffentlichen Hand. Die Schweiz belegt darin unter 28 europäischen Nationen gerade mal den beschämenden 20. Rang.
Mehrgleisig suchen
Angebote von Bund, Kanton oder Gemeinde finden sich am leichtesten so:
- Die Internetadressen aller Deutschschweizer Kantonsportale werden mit dem jeweiligen Kantonskürzel gebildet. Man findet die Aargauer Site also unter www.ag.ch, das Berner Portal unter www.be.ch usw.
- In Fällen, in denen eine Dienstleistung via Kantonsportal nicht angeboten wird, kann es sich lohnen, auch die Website der Gemeinde zu durchforsten. Ohnehin angezeigt ist das natürlich, wenns um kommunale Belange geht.
- Am ergiebigsten ist es aber fast immer, direkt die Homepage der zuständigen Stelle anzusteuern - sofern man diese kennt. Wer etwa spezifische Formulare zur Alters- oder Invalidenrente sucht, hat gute Chancen, unter www.ahv.ch fündig zu werden.
- Die Suche nach einer bestimmten Dienstleistung der öffentlichen Hand kann man auch über die von der Bundeskanzlei betriebene Website www.ch.ch starten. Die Seite versteht sich als Wegweiser zu diversen elektronischen Verwaltungsangeboten auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene.