Internetshops ködern Kunden auf Preisvergleichsportalen
Wer einen Internetladen via Preisvergleichsportal aufsucht, kauft dort oft günstiger ein als Kunden, die den gleichen Shop direkt ansteuern. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe.
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K-Tipp 01/2022
11.01.2022
Gery Schwager
Der Unterschied ist massiv: Rund 50 Franken kostete eine Packung der Kontaktlinsen «Myday toric 30» vor Weihnachten beim Internethändler Discountlens.ch. Nur knapp 27 Franken zahlten jene Kunden, die diese Linsen auf dem Vergleichsportal Toppreise.ch suchten und per Link von dort zu Discountlens gelangten.
Eine K-Tipp-Leserin hatte bei Discountlens vor ei...
Der Unterschied ist massiv: Rund 50 Franken kostete eine Packung der Kontaktlinsen «Myday toric 30» vor Weihnachten beim Internethändler Discountlens.ch. Nur knapp 27 Franken zahlten jene Kunden, die diese Linsen auf dem Vergleichsportal Toppreise.ch suchten und per Link von dort zu Discountlens gelangten.
Eine K-Tipp-Leserin hatte bei Discountlens vor einigen Monaten sechs Packungen «Myday toric 30» gekauft. Sie gelangte via Toppreise auf diese Webseite und zahlte rund 180 Franken für die Linsen. Sechs Wochen später ermunterte sie der Shop per E-Mail zum neuerlichen Kauf der gleichen Linsen, «um einen Engpass zu vermeiden».
Der Klick auf die schon vorbereitete Neubestellung wäre allerdings teuer gewesen: Die Kundin hätte diesmal beim gleichen Verkäufer für die sechs Packungen über 300 Franken zahlen müssen – 120 Franken mehr als beim ersten Mal. Fazit der K-Tipp-Leserin: Discountlens ködert mit den tiefen Preisen auf Vergleichsportalen neue Kunden – und will diese später zu teureren Einkäufen direkt im Webshop verführen.
Weitverbreitete Preislotterie
Die Vision Group AG, Betreiberin des Internetshops Discountlens.ch, äussert sich dazu nicht. Marketingchef Marc Sommer bestätigt aber, man bespiele verschiedene Kanäle «mit verschiedenen Preisen und Aktionen, wie es viele andere Anbieter auch machen». Zu diesen Kanälen gehörten der Newsletter, die eigene Website, Presseanzeigen, Internet-Marktplätze und -Preisvergleichsportale. Vision Group betreibt auch die Kontaktlinsenshops Lensvision.ch, Mrlens.ch und Mclinsen.ch.
Diese «Preislotterie» ist im Internethandel verbreitet: Der K-Tipp fand in einer Stichprobe rasch über 15 Shops mit Schweizer Domain-Endung «.ch», die sie zumindest bei Teilen ihres Sortiments anwenden. Beispiele:
- Gigasport.ch verkaufte die Fussballschuhe «Future Z 2.2» von Puma für Fr. 155.90. Wer über eines der Vergleichsportale Shopping.google.ch, Toppreise.ch, Comparis.ch oder Preisvergleich.ch in den Shop gelangte, zahlte nur Fr. 132.50.
- Das Videokonferenzsystem «Meeting Owl Pro» kostete bei Internet.ch Fr. 1117.90. Mit dem Umweg über Toppreise oder Comparis fiel der Preis 53 Franken tiefer aus.
- Der Drucker «Imageprograf Pro-300» von Canon war bei Pc-ostschweiz.ch gut 23 Franken günstiger, falls man den Shop nicht direkt, sondern via Google-Shopping oder Toppreise ansteuerte.
- Pc-ostschweiz.ch sagt dazu: «Bei einer Herkunft via Preisvergleichsseite gehen wir davon aus, dass der Kunde sehr preissensitiv ist, und zeigen ihm den tiefstmöglichen Preis an, den wir – zum Teil gerade noch knapp – kalkulieren können.» Andere angefragte Händler argumentierten ähnlich.
- Übrigens: Beim Outdoorshop Campz.ch war es in der Stichprobe umgekehrt. Dort kostete die Reisetasche «Venturesafe Exp34» von Pacsafe via Google-Shopping 380 Franken –statt 266 Franken bei einem Direktkauf im Webshop.