Anfang Februar dieses Jahres senkte die Postfinance für Privatkunden den Schwellenwert, ab dem sie ihnen Negativzinsen abknöpft. Anschliessend kamen die Geschäftskunden dran (K-Tipp 3/2021). Und nun sind schon wieder die Privatkunden an der Reihe: Ab Mitte Jahr gelten für sie neue Bedingungen.
Der K-Tipp hat die komplizierten Berechnungen und Konditionen der Postbank genauer angeschaut:
- Die Guthaben aller Konten, die auf den gleichen Namen lauten, werden zusammengezählt.
- Liegt die Summe über dem Schwellenwert von 100 000 Franken, zwackt die Postfinance für diesen Teil einen Negativzins von 0,75 Prozent ab.
- Wer in einem Postfinance-Depot Wertschriften von mindestens 25 000 Franken hält, profitiert je nach Wert der Wertschriften von einem höheren Schwellenwert.
- Das gilt auch für Hypothekarschuldner.
- Inhaber einer Lebensversicherung profitieren nicht mehr von Sonderkonditionen.
Von 0 auf 750 Franken pro Jahr
Die neuen Bedingungen können happige Auswirkungen haben, wie das Beispiel eines Kunden mit einem Kontosaldo von 200 000 Franken und Wertschriften von 10 000 Franken zeigt: Zurzeit verlangt die Postfinance wegen der Wertschriften keinen Negativzins. Künftig kassiert sie 750 Franken pro Jahr. Die Postfinance schreibt dem K-Tipp, der Kunde könne ja mehr Geld in Wertschriften investieren, dann zahle er keine Negativzinsen.
Und zur erneuten Verschärfung der Negativzinskonditionen schreibt die Postfinance: «Wir können die negativen Marktzinsen seit längerem nicht mehr selbst tragen und geben sie deshalb ab dem 1. Juli verstärkt an unsere Kunden weiter.» Doch noch immer verdient die Postfinance mit dem Zinsdifferenzgeschäft über eine halbe Milliarde Franken. Unter dem Strich erzielte sie sogar im Corona-Jahr 2020 einen Bruttogewinn von 211 Millionen Franken. Im Jahr davor waren es sogar 338 Millionen.
Und: Der Lohn von Postfinance-Chef Hansruedi Köng stieg im letzten Jahr von 809 044 auf 818 492 Franken. Für die Klagen seiner Kunden hat er kein Verständnis. Der «Aargauer Zeitung» sagte er: «Kunden, die nicht bereit sind, etwas zu bezahlen, und auch keine zusätzlichen Dienstleistungen nutzen, werden wir nicht vermissen.» Auf Deutsch: Wer nicht bereit ist, mehr zu zahlen, soll gehen.
Die Zeitschrift «Saldo» hat die aktuellen Gebühren der Privatkonten verglichen. Ergebnis: Mit Abstand am günstigsten ist die Migros-Bank («Saldo» 11/2021).