Ende Juni war auf dem Internetportal Jobs.ch eine attrakive Stelle ausgeschrieben: «Texter (m/w) im Homeoffice 20 %, Arbeitsbeginn: 1. September oder nach Vereinbarung. Ihre Aufgabe: Als Texter sind Sie bei uns für das Verfassen von Fach-, Werbe- und anderen Texten zuständig. Sie bringen mit: Kreativität, ein Talent für Recherche sowie eine gute Schreibe.»
Die freischaffende Journalistin Lena Wirth (Name geändert) aus Zürich fühlte sich angesprochen. Denn als Arbeitgeber wurde ein bekannter Zürcher Werber genannt.
Wirth: «Ich bewarb mich unverzüglich.» Kurz darauf erhielt sie ein E-Mail des angeblichen Arbeitgebers. Die Mailadresse enthielt Namen und Firma des prominenten Werbers. Der Verfasser der Nachricht schrieb, er sei an ihrer Bewerbung interessiert und bat sie, ein Formular auszufüllen. Dabei musste Wirth Fragen über ihre familiären und finanziellen Verhältnisse beantworten – wie zur Anzahl Kinder oder allfällig laufenden Betreibungen und Krediten. «Eigentlich hätten bei mir alle Warnglocken läuten müssen», sagt Wirth. Doch der angebliche Arbeitgeber war ja eine bekannte Grösse in der Schweizer Kommunikationsbranche. «Davon liess ich mich blenden.»
Rund 70 Personen tappten in die Falle
Erst ein paar Tage später realisierte Lena Wirth, dass das Inserat gefälscht war und sie Opfer einer sogenannten Phishing-Attacke geworden war. Dabei versuchen Kriminelle, mit falschen Angaben persönliche Daten zu ergaunern.
Auch der Zürcher Werber bemerkte nach mehreren Anrufen von verärgerten Jobsuchenden, dass sein Name für ein betrügerisches Inserat missbraucht worden war. «Ich habe keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte», sagt er zum K-Tipp. Das Internetportal Jobs.ch habe jegliche Verantwortung von sich gewiesen, als er es kontaktierte. «Ich erstattete schliesslich eine Anzeige gegen unbekannt», erzählt der Werber. Das Inserat ist mittlerweile gelöscht.
Bei Jobs.ch will man sich zu konkreten Fragen über die Auftraggeber der gefälschten Anzeige und des damit zusammenhängenden Formulars nicht äussern. Eine Sprecherin sagt, Jobs.ch lösche ein gefälschtes Inserat bei einer Meldung sofort, empfehle eine Anzeige und sichere die Unterstützung bei der Aufklärung zu.
Recherchen des K-Tipp zeigen: Rund 70 Personen füllten das Formular aus. Dieses wurde auf der Internetplattform der Firma New Definition GmbH in Wiesbaden (D) erstellt. Die Verantwortlichen sagen nicht, wer dahintersteckt. Auf Anfrage des K-Tipp heisst es lediglich: Aus Datenschutzgründen könne man keine konkrete Auskunft geben, sei aber «bereit, bei einer Polizeianfrage zu helfen».
Solch illegal gesammelte Daten werden meist weiterverkauft. Oder die Betrüger benutzen sie selbst, um im Internet auf Kosten der Betroffenen einzukaufen.