Jungbrunnen für Autobatterien?
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K-Tipp 9/2002
01.05.2002
Nutzen und Preis des Megapulse ist bei Fachleuten umstritten
Tests belegen: Der Megapulse erhöht die Leistung von alten Auto- und Solarbatterien. Der Hersteller verspricht eine Verlängerung der Lebensdauer - Fachleute sind skeptisch.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Das Ding heisst Megapulse, ist gerade mal so klein wie eine Zigarettenpackung und verspricht Wunder. Konkret: Das blaue Kästchen will altersschwachen und sogar totgesagten Ble...
Nutzen und Preis des Megapulse ist bei Fachleuten umstritten
Tests belegen: Der Megapulse erhöht die Leistung von alten Auto- und Solarbatterien. Der Hersteller verspricht eine Verlängerung der Lebensdauer - Fachleute sind skeptisch.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Das Ding heisst Megapulse, ist gerade mal so klein wie eine Zigarettenpackung und verspricht Wunder. Konkret: Das blaue Kästchen will altersschwachen und sogar totgesagten Bleibatterien neues Leben einhauchen, indem es mit schwachen Stromstössen die so genannte Sulfatierung rückgängig macht. Sie ist häufig dafür verantwortlich, dass alte oder lange nicht benützte Batterien den Dienst quittieren.
Bei den Lagerhäusern Aarau und dem Migros-Verteilbetrieb Neuendorf, wo dutzende von Elektrofahrzeugen in Betrieb sind, hat man das Gerät mit gutem Erfolg getestet. Ähnliches berichtet auch Markus Tenisch aus Binn VS. Der Schreiner betreibt in Ferienhäusern und SAC-Hütten rund 50 Solaranlagen. Wo die Batterien über 10 Jahre alt und kurz vor dem Aus waren, hat er Megapulse «versuchsweise» angeschlossen. Fazit: «Sie leisten wieder annähernd so viel wie neue», sagt er.
40 von 50 Batterien wieder einsatzfähig
Dass der Megapulse die Sulfatierung rückgängig macht, bestätigt auch ein Laborversuch der Technischen Universität Wien. Von 50 Schrottbatterien, so das Prüfattest, hätten nach dem Einsatz von Megapulsen deren 40 wieder bedenkenlos in Autos eingebaut werden können.
Aufgrund der Wiener Resultate zieht der deutsche Megapulse-Hersteller Klaus Ernst Krüger den Schluss: «Das Gerät verhindert nicht nur die Sulfatierung, sondern es verlängert das Leben von Batterien bis zu 5-mal.» Wären alle Autobatterien serienmässig mit einem Megapulse bestückt, würde das die Umwelt entlasten und Milliarden von Franken sparen, meint Krüger.
Beim TCS ist man nicht halb so euphorisch. Dass der Megapulse die Sulfatierung alter Batterien rückgängig machen kann, bestreiten die Autospezialisten nicht. Skepsis löst bei ihnen jedoch Krügers Prophezeiung in Sachen Lebensverlängerung aus. Stimmt sie, würden Batterien bis zu 30 Jahre alt; doch bewiesen ist das bis jetzt noch nicht - der Megapulse ist erst seit drei Jahren auf dem europäischen Markt.
Ohne den Beweis der mehrfachen Lebensverlängerung stimmt für den TCS auch das Preis-Leistungs-Verhältnis vorläufig nicht. Der Schweizer Importeur des Megapulse, die Firma Neogard in Gontenschwil AG, verkauft das Gerät für die in Booten, Autos und Motorrädern gängigen 12-Volt-Batterien zum Stückpreis von 98 Franken. Eine günstige neue Autobatterie kostet aber nur unwesentlich mehr.
«Im Alltagsbetrieb ist Megapulse unnötig»
Zurückhaltend meint der TCS deshalb, «dass die gut gewarteten Personenwagen in der Schweiz nicht auf spezielles Batteriezubehör angewiesen sind, vor allem, wenn die Lebensdauer-Verlängerung nicht garantiert wird.»
«Im Alltagsbetrieb ist der Megapulse unnötig», meint auch der Berner Solar- und Batterie-Ingenieur Urs Muntwyler. Anders sehe es bei Batterien in saisonal benützten Booten, Motorrädern oder Oldtimern aus. Dort könnte das Kästchen eventuell die Lebensdauer der Batterie zumindest erhalten. Einen grossen finanziellen Vorteil sieht Muntwyler beim Megapulse jedoch nicht.
Markus Tenisch hingegen schon. Ohne den Megapulse hätte er nächstens neue Batterien für seine Solaranlagen kaufen müssen. «Und die», sagt er, «kosten locker einige tausend Franken.»