Die Ski des letzten grossen Schweizer Skiherstellers Stöckli sind in vielen Sportgeschäften unübersehbar platziert. Das fiel dem K-Tipp bei einer Stichprobe Mitte November auf. Im Schaufenster: Meistens nur Stöckli. Gleich hinter der Ladentür: Stöckli. Und zuvorderst im Skiregal: Stöckli. Es macht den Anschein, als ob die Sportgeschäfte gehalten wären, Stöckli-Ski besonders prominent zu präsentieren.
Doch die Wettbewerbskommission (Weko) hat das Unternehmen aus Malters LU aus anderen Gründen im Visier. Sie leitete am 22. Oktober gegen Stöckli eine Untersuchung ein. Dabei geht es um folgende Punkte:
Die Weko hegt den Verdacht, Stöckli lege die Verkaufspreise nicht nur für die eigenen Geschäfte fest, sondern auch für die unabhängigen Händler. Es geht also um den Vorwurf von Preisabsprachen.
Stöckli verbiete den Internethandel.
Und Stöckli untersage den Händlern, einander mit fehlenden Modellen oder Längen auszuhelfen.
Stichprobe in zehn Sportgeschäften
Alle drei Punkte wären unzulässig. Bis die Weko ein Untersuchungsergebnis vorlegt, dauert es mindestens ein Jahr. Möglicherweise sogar mehrere Jahre, wie vergleichbare Fälle der vergangenen Jahre zeigen.
Der K-Tipp wollte nicht so lange warten und besuchte zehn Sportgeschäfte in den Kantonen Bern, Freiburg, Waadt und Wallis. Das Ziel war es, herauszufinden, ob Stöckli den Händlern tatsächlich Fixpreise diktiert. Ergebnis der Recherche:
In sämtlichen vom K-Tipp besuchten Sportgeschäften waren die Stöckli-Ski mit dem Katalogpreis angeschrieben. Die Ski anderer Marken hingegen lagen zum Teil unter dem Katalogpreis – obwohl es sich auch da um die Modelle des kommenden Winters handelte.
Kein Händler war bereit, bei Stöckli-Ski Rabatt zu gewähren. Alle betonten, die Preise seien fix.
Zwei Händler sagten: «Die Preise sind von Stöckli vorgegeben.» Auf die Frage, ob er Katalogpreise anwende, antwortete einer: «On est obligé» – man sei dazu verpflichtet.
Immerhin bot ein Händler gratis einen Skisack und zwei Skiservices zum halben Preis an.
Zwei Händler verplapperten sich im Gespräch mit dem K-Tipp-Mitarbeiter, der als normaler Kunde auftrat. Einer sagte: «Das ist ja das Schöne an Stöckli. Stöckli gibt die Preise vor. Die gelten dann überall in der Schweiz. Und im März erhalten alle Händler gleichzeitig ein E-Mail: ‹Ihr könnt jetzt den Preis um 20 Prozent senken.›» Ein anderer sagte: «Das ist einzigartig. Überall gelten die gleichen Preise. Und überall werden die Preise gleichzeitig gesenkt.»
Fazit: Es sieht tatsächlich danach aus, dass Stöckli den Händlern die Preise diktiert. So kann die Firma die Preise hochhalten. Stöckli-Ski kosten bis zu 1190 Franken, mit Bindung sogar bis zu 1699 Franken.
Stöckli spricht von «Preisempfehlungen»
Der K-Tipp wollte vom Skihersteller Stöckli wissen, ob er die Verkaufspreise unrechtmässig vorgebe und ob er erst gegen Saisonende die Erlaubnis zu Preissenkungen gebe. Der K-Tipp wollte auch wissen, ob die Läden verpflichtet seien, Stöckli-Ski besonders auffällig zu platzieren. Stöckli beantwortete die Fragen nicht, sondern schrieb nur allgemein, die Firma gebe «eine Liste mit unverbindlichen Preisempfehlungen» ab.