«Kassenzettel aufbewahren!»
Nach Carrefour, Coop, Pick Pay und Spar führt auch Denner in allen Läden die Regalanschrift ein - zum Ärger der Kunden. Die Migros schreibt weiterhin die Produkte an.
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K-Tipp 6/2004
24.03.2004
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Ab 1. April, und das ist kein Scherz, steht bei Denner nur noch am Regal angeschrieben, was Honig oder Katzenfutter kostet. «Ein Weiterführen der Preisauszeichnung am Produkt hätte gewisse Waren in Zukunft verteuert», behauptet Denner-Sprecherin Eva-Maria Bauder. Der Systemwechsel sei ein «wichtiger Schritt, um allfälligen Kostenerhöhungen entgegenzuwirken».
Mit ähnlichen Argumenten rechtfertigte vor drei Jahren schon Coop die Einführung der Regalanschrift. Preisvergleic...
Ab 1. April, und das ist kein Scherz, steht bei Denner nur noch am Regal angeschrieben, was Honig oder Katzenfutter kostet. «Ein Weiterführen der Preisauszeichnung am Produkt hätte gewisse Waren in Zukunft verteuert», behauptet Denner-Sprecherin Eva-Maria Bauder. Der Systemwechsel sei ein «wichtiger Schritt, um allfälligen Kostenerhöhungen entgegenzuwirken».
Mit ähnlichen Argumenten rechtfertigte vor drei Jahren schon Coop die Einführung der Regalanschrift. Preisvergleiche des K-Tipp zeigen aber: Einkaufen ist bei Coop seither trotzdem teurer geworden, bei der Migros hingegen billiger, obschon sie als letzter Grossverteiler die Preise noch immer an den Produkten anbringt. Das ändert sich vorläufig nicht: «Solange unsere Kundinnen und Kunden das schätzen, halten wir daran fest», verspricht Migros-Sprecher Urs-Peter Naef.
Das Versprechen der Migros und die Tatsache, dass bei Primo und Volg erst ein Teil der Filialen die Regalanschrift kennt, kommt dem Wunsch der meisten Konsumentinnen und Konsumenten entgegen, wie auch eine Umfrage des K-Tipp zeigt. Für die meisten steht nämlich zweifelsfrei fest: «Der Preis gehört aufs Produkt!»
Dieser Meinung sind auch das Konsumentenforum (Kf) und die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Laut Josianne Walpen von der SKS sprechen diese Gründe dafür:
- Preisübersicht: Sind die einzelnen Artikel nicht angeschrieben, geht schnell der Überblick verloren, für wie viel Geld man Waren in den Einkaufswagen stapelt. «Die Gefahr, mehr einzukaufen, als man eigentlich budgetiert hatte, ist gross», meint Walpen.
- Preiskontrolle: Stehen die Preise nur noch am Regal, weiss der Kunde an der Kasse nicht mehr, ob ihm der richtige Betrag verrechnet wird. «Fehler passieren immer wieder», gesteht Peter Stefani von Carrefour ein, «bei uns wie auch bei allen andern Anbietern mit Regalanschrift.»
Das belegen auch die vielen Reklamationen von Konsumenten, die ständig beim K-Tipp und bei der SKS eintreffen. Häufigster Fehler: Statt Aktionspreise werden normale Preise verrechnet, weil der Kassencomputer falsch programmiert ist.
«Jedem Kunden ist es freigestellt, mit dem Kassenzettel zurück in den Laden zu gehen und die Preise mit der Regalanschrift zu vergleichen», schreibt dazu Denner. Konsumentenschützerin Josianne Walpen: «Da ist ein Kommentar überflüssig.»
- Preistransparenz: Steht auf der Ware kein Preis, ist zu Hause ein Vergleich mit ähnlichen Produkten aus andern Läden nur noch schwer möglich. Ebenso lassen sich Preisänderungen, insbesondere Aufschläge, kaum mehr feststellen. «Nach Einführung der Regalanschrift steht im Küchenschrank keine alte Packung mehr, auf der sich der ursprünglich bezahlte Preis finden lässt», so Walpen.
Der Lösungsvorschlag von Denner: «Wir fordern die Kundschaft auf, die Kassenzettel aufzubewahren.» Walpen kann da nur den Kopf schütteln. «Wer», fragt sie, «tut das schon?» Ihr Fazit: «Die Regalanschrift ist ausschliesslich im Interesse der Grossverteiler. Die Kunden haben das Nachsehen.»
«Ich finde Preisetiketten an der Ware besser als am Regal»
Susanne Bucher, Luzern:
«Ich nehme die Produkte, die mich interessieren, gerne in die Hand, um sie anzuschauen. Da sehe ich auch gleich, was sie kosten, und darum finde ich Preisetiketten an der Ware besser als am Regal. Coop hat mit der Regalanschrift sicher weniger Aufwand und Kosten. Aber das ist nicht mein Problem.»
Stefanie Walter, Zürich:
«In Geschäften mit Regalanschrift habe ich bereits an der Kasse keine Ahnung mehr, was die einzelnen Produkte im Einkaufskorb kosten. Ich glaube, die Regalanschrift führt dazu, dass die Kunden mehr kaufen, als sie eigentlich wollen, weil sie den Überblick über die Gesamtsumme verlieren.»
Fritz Spring, Zürich:
«Seit die Regalanschrift eingeführt worden ist, sind die Preise für mich einiges besser erkenntlich geworden. Ich ärgere mich weniger, weil ich nun auf einen Blick sehe, was die einzelnen Produkte kosten. Nun muss ich sie nicht mehr in die Hand nehmen und nach dem Preis suchen.»
Martin Oberholzer,Fischenthal ZH:
«Die Preisanschrift am Produkt ist viel besser als die Regalanschrift. Steht der Preis auf dem Produkt, weiss ich genau, was es kostet, und kann an der Kasse kontrollieren, ob richtig getippt wird. Coop macht es sich mit der Regalanschrift leicht. Aber für die Kunden ist das ein gewaltiger Nachteil.»
Susanne Gisler, Adliswil ZH:
«Die Regalanschrift stört mich. Kaum habe ich etwas aus dem Gestell genommen, weiss ich nicht mehr, was es kostet. Dabei möchte ich die Preise nicht nur während des Einkaufs, sondern auch zu Hause zusammenzählen und kontrollieren können. Für die Läden hat die Regalanschrift sicher Vorteile.»
Isabella Di Giuseppe, Nussbaumen AG:
«Am Produkt mag ich nicht lange nach dem Preis suchen, darum finde ich die Regalanschrift gut. Ich sehe sofort, was die Ware kostet, und falls ich die Preise später kontrollieren will, stehen sie ja auf dem Kassabon. Coop setzt auf die Regalanschrift, weil diese für die Kunden übersichtlicher ist.»
Leonidas Tsopanidis, Zürich:
«Ein gutes Produkt soll zu einem guten Preis verkauft werden. Aber wie soll ich bei der Regalanschrift kontrollieren können, ob ein Produkt, das ich heute gekauft habe, morgen noch gleich teuer ist oder wieder aufgeschlagen hat? Bei Coop kaufe ich dann wieder ein, wenn die Produkte angeschrieben sind.»