Keimgefahr im Kühlregal

In vielen Kühlvitrinen für Fertigprodukte ist es zu warm. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe bei den Grossverteilern. Die unappetitliche Folge: Die Menüs verderben schneller.

Inhalt

K-Tipp 14/2010

06.09.2010

Letzte Aktualisierung:
07.09.2010

Daniel Jaggi

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

Nasi Goreng, Gehacktes mit Hörnli oder Rahmgeschnetzeltes: Fertigprodukte für die Mikrowelle oder Pfanne sind in den Geschäften meist in offenen Kühlvitrinen zu finden, wo sie an Haken hängen und so ungeschützt der warmen Umgebungsluft ausgesetzt sind.

Der K-Tipp hat deshalb in verschiedenen Zürcher Filialen von Migros, Coop, Aldi, Lidl, Volg, Spar und Denner die Temperaturen der Fertigspeisen kontrolliert. Gemessen wurde mit einem hochempfindlichen Thermometer. Welche Maximaltemperatur gilt, legt jeder Hersteller selber fest und ist auf jeder Packung ersichtlich. In der Regel dürfen die Fertigprodukte nicht wärmer als 5 Grad gelagert werden.

Ein Pouletgericht war 18,8 Grad warm

Fazit der Stichprobe: Von den 70 untersuchten Fertiggerichten wiesen 53 eine zu hohe Temperatur auf (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Im Durchschnitt waren die fehlbaren Produkte mit 9 Grad Celsius fast doppelt so warm wie auf den Packungen verlangt (5 Grad).

Die höchste Temperatur fand der K-Tipp bei einem Fertigprodukt in einer Migros-Filiale: Mit 18,8 Grad Celsius war das Pouletfleischmenü an Erdnusssauce deutlich zu warm. Die Migros hält dazu fest: «Der Grossteil der Produkte erfüllt die Temperaturvorgaben. Punktuell wurden geringe Anpassungen bei den Geräteeinstellungen vorgenommen, weil es bei einigen Produkten geringfügige Temperaturüberschreitungen gab.»

Keimzahl steigt bei Wärme schnell an

Zu viel Wärme hat Folgen: Schon kleine Temperaturabweichungen können die Keimzahl in einem Produkt ansteigen lassen. Dies wies der K-Tipp vor zwei Jahren in einer Fleisch-Stichprobe nach (Ausgabe 12/08).

So enthielt ein Gramm Pouletfleisch, das knapp 3 Grad zu warm gelagert wurde, rund 20 Millionen Keime. Bei Keimzahlen deutlich über einer Million besteht die Gefahr, dass das Produkt schnell ungeniessbar wird.

Der Umgang mit Fertigprodukten ist in der Verordnung über die Kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln geregelt. Sie sind zu kühlen und auf der Packung muss die Aufbewahrungstemperatur stehen. «Der Verteiler und das Verkaufsgeschäft sind dafür verantwortlich, dass diese Anforderungen erfüllt werden», betont Katrin Holenstein vom Bundesamt für Gesundheit.

Bei der Stichprobe positiv aufgefallen sind Aldi und Lidl: Von den 14 überprüften Fertigprodukten waren lediglich 3 zu warm. Wahrscheinlicher Grund für das gute Abschneiden sind die spürbar kälter eingestellten Kühlvitrinen. Zudem liegen die Fertigprodukte bei Aldi und Lidl auf Regalen, welche die kalte Luft besser zurückhalten. Bei allen anderen Grossverteilern hängen die Produkte an Haken.

Migros setzt bisherige Kühler nicht mehr ein

Die Grossverteiler versichern, die Kühltemperatur mehrmals täglich zu kontrollieren. Die K-Tipp-Stichprobe belegt, dass das offensichtlich nicht genügt. Volg hat seine Kühler überprüfen lassen und wo nötig neu eingestellt.

Spar will der Kühlung vor allem im Som-mer «vermehrt Beachtung» schenken. Denner sagt, höhere Temperaturen seien «in der Regel noch lange nicht kritisch für das Produkt».

Radikal gehandelt hat die Migros, nachdem im Tankstellenshop Migrolino durchwegs schlechte Werte gemessen wurden: «Die Kühler wurden mit zusätzlichen Plexiglaseinlegern bestückt.» Zudem würden die bisherigen Kühler an neuen Standorten nicht mehr eingesetzt.

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Clever einkaufen

Der Weg zum Wunschgewicht

Essen und trinken mit Genuss

Mach es selbst! Tipps aus dem Werkzeugkasten

Betreibung, Pfändung, Privatkonkurs

Gesunde Haut