Kein «Plus für die Umwelt»

Der Hersteller Tetra Pak hat damit geworben, seine Getränkepackungen seien besonders umweltverträglich. Das stimmt nicht. Viel ökologischer sind Schlauchbeutel.

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K-Tipp 13/2012

17.08.2012

Letzte Aktualisierung:
20.08.2012

Daniel Jaggi

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Schweizer Konsumenten kaufen jährlich über 200 Millionen Getränkepackungen aus Karton. Damit täten sie auch etwas Gutes für die Umwelt, verkündete Verpackungshersteller Tetra Pak auf Plakaten. Grund: Die Packungen bestünden überwiegend aus nachwachsendem Holz und seien deshalb «besonders umweltverträglich». Damit nicht genug des Eigenlobes: Der schwedische Verpackungshersteller schrieb sogar, Kartonverpackungen seien ein «Plus für die Umwelt».

Nachhaltigkeit nicht erwiesen

Für den Zürcher Michael Altherr hingegen sind diese Aussagen irreführend. «Tetra Pak versucht damit, die Kartonverpackungen grünzuwaschen und dem Konsumenten so ökologische Unbedenklichkeit zu suggerieren», kritisiert er.

Deshalb gelangte Altherr Anfang Jahr an die Lauterkeitskommission, das Selbstkontrollorgan der Werbebranche. Deren Entscheid, der dem K-Tipp vorliegt, ist deutlich: Die Kommission verlangt von Tetra Pak, künftig auf die Aussage «Getränkekartons bestehen überwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Deshalb sind sie besonders umweltverträglich» zu verzichten. Dazu Tetra-Pak-Direktor Josef Meier: «Wir akzeptieren den Entscheid.»

Tetra Pak hatte versucht, mit einer von der Eidgenössischen Prüfanstalt Empa analysierten Ökobilanz die Richtigkeit ihrer Werbeaussagen vor der Kommission zu beweisen. Doch das gelang nicht. Die Lauterkeitskommission befand: «Allein aufgrund des nachwachsenden Rohstoffes auf eine generelle, besondere Umweltverträglichkeit zu schliessen, ist eine falsche Verkürzung der zu berücksichtigenden Faktoren.»

Ein Grossteil der Getränke in Tetra-Packungen steht in den Regalen von Migros und Coop. Auch die beiden Grossverteiler verweisen auf deren besondere Umweltverträglichkeit. Coop verlieh Tetra Pak dieses Jahr deshalb auch den Natura-Preis – eine Anerkennung für nachhaltige Produkte.

Milchbeutel: Geringes Gewicht, wenig Abfall

Nur: Nachhaltiger wäre der Schlauchbeutel, wie der neusten Ökobilanz der Forschungsanstalt für biologischen Landbau in Frick AG zu entnehmen ist. Darin steht: «Der Schlauchbeutel ist klar die umweltfreundlichste Verpackungslösung.» Zudem: Laut einer deutschen Studie benötigt die Herstellung eines Schlauchbeutels 44 Prozent weniger Energie als diejenige einer Kartonverpackung.

Dass der Schlauchbeutel ökologisch sinnvoller wäre, geben Coop und Migros denn auch zu. «Er ist aus ökologischer Sicht sehr vorteilhaft und produziert wenig Abfall», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Sabine Vulic von Coop ergänzt, der grosse Vorteil liege im geringen Gewicht des Beutels. Coop füllt darin etwa Bio-Milch aus der Nordostschweiz ab, die Migros Milch aus lokalen Molkereien.

Standfestigkeit inzwischen verbessert

Die Grossverteiler behaupten, Schlauchbeutel würden immer weniger Abnehmer finden. Die Verkaufszahlen des Beutelherstellers Pawag stützen diese Behauptung jedoch nicht. Der Absatz von jährlich rund 4 Millionen Beuteln sei seit Jahren stabil, sagt Pawag-Chef Erich Steiner.

Die mangelnde Akzeptanz bei den Konsumenten wird von den Grossverteilern auch mit der schlechten Standfestigkeit des Beutels begründet. Allerdings: Mittlerweile gibt es Beutelpackungen, die nicht mehr von alleine umkippen. Nur kommen solche Beutel bei Coop und Migros (noch) nicht zum Einsatz.

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