Keine Reise, kein Geld zurück

Immer wieder geraten Reisebüros in finanzielle Schwierigkeiten. Diesmal Biber-Travel aus Biberist SO. Viele Kunden müssen ihr Geld abschreiben. Denn der Bund sorgt nicht dafür, dass sich Reisebüros an das Gesetz halten.

Inhalt

K-Tipp 18/2012

29.10.2012

Marco Diener

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

Viel klarer kann ein Gesetz nicht lauten: «Der Veranstalter muss für den Fall der Zahlungsunfähigkeit oder des Konkurses die Erstattung bezahlter Beträge und die Rückreise der Konsumenten sicherstellen.» Das heisst: Jedes Reisebüro, das Pauschalreisen anbietet, muss die Kundengelder absichern. Zum Beispiel beim Garantiefonds der Schweizer Reisebranche. Ist das nicht der Fall, kann es passieren, dass Kunden am Ferienort stranden und die Heimreise selber organisieren und bezahlen müssen. Oder die Reise gar nicht antreten können, obwohl sie bereits bezahlt haben.
Kunden bekamen keine Auskunft
So ist es mehreren Hundert Kunden des Reisebüros Biber-Travel im solothurnischen Biberist ergangen. Doch der Reihe nach:
l    Gegen Ende September fiel einigen Biber-Travel-Kunden auf, dass sie kurz vor Reisebeginn noch immer keine Unterlagen erhalten hatten.
l    Wer beim Reiseveranstalter anrief, bekam jedoch nur den Telefonbeantworter zu hören. Wer sich im Reisebüro direkt erkundigen wollte, stand vor verschlossenen Türen. Und wer ein E-Mail schickte, wartet noch heute auf Antwort.
l    Bis zum 3. Mai hatte Biber-Travel die Kundengelder zwar bei der Swiss-Travel-Security (STS) in Birmensdorf ZH versichert. Doch dann kündigte die STS den Vertrag.
l    Am 20. Juli übernahm die Travel-Professional- Association (TPA) in Cully VD die Kundengeldabsicherung. Aber nur bis zum 19. September.
l    Damit ist klar: Wer zwischen dem 3. Mai und dem 20. Juli oder nach dem 19. September gebucht hat, wird wohl leer ausgehen.
Absicherung wird nicht kontrolliert
Doch warum hat die STS den Vertrag mit Biber- Travel gekündigt? «Das können wir aus Datenschutzgründen nicht bekannt geben», heisst es nur. Die STS hat sehr zurückhaltend über die Kündigung informiert. Wer im Internet auf die Mitgliederliste klickte, stiess unter Biber-Travel immerhin auf den Vermerk «Keine Kundengeldabsicherung».
Der K-Tipp hätte gerne gewusst, warum die TPA die Kundengeldabsicherung im Juli übernahm, aber schon zwei Monate später wieder kündigte. Doch eine Antwort darauf gab es nicht.
Insider schätzen, dass rund ein Viertel der Reisebüros Kundengelder nicht abgesichert hat. Denn niemand kontrolliert. Und warum kontrolliert niemand? Weil das Parlament es so wollte.
Vor über 20 Jahren, als das Pauschalreisegesetz beraten wurde, hatte sich
der Bundesrat noch dafür stark gemacht, dass Reisebüros einer Bewilligungspflicht unterstellt würden. Doch das Parlament liess sich im Vorfeld der EWR-Abstimmung auf taktische Spiele ein und verzichtete schliesslich auf eine Bewilligungspflicht. Seither wurde das Gesetz noch nie revidiert. Der Systemfehler existiert also weiter.

So gehen Sie kein Risiko ein
Der einfache, aber wichtige Tipp: Fragen Sie Ihr Reisebüro, ob es die Kundengelder absichere. Falls ja: Überprüfen Sie diese Angaben bei der entsprechenden Organisation. Falls nein: Leisten Sie nie eine Vorauszahlung.

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Die Regeln des Stockwerkeigentums

So sind Sie richtig versichert

Pensionierungspaket