Viele Kinder malen und zeichnen mit Farbstiften, sie kauen aber auch darauf herum und bemalen damit Hände oder Gesicht. Der K-Tipp wollte deshalb wissen, ob die Farbstifte Schadstoffe enthalten, und schickte zehn häufig verkaufte Sets in ein spezialisiertes Labor.
Die Lacke und Minen der gelben, roten und schwarzen Farbstifte aus jedem Set wurden auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phthalate und aromatische Amine untersucht (siehe Kasten «So wurde getestet», Seite 20). Denn in diesen Farben stecken oft heikle Stoffe, wie ein Test der deutschen Stiftung Warentest im vergangenen Jahr zeigte.
Der K-Tipp stützte sich bei der Beurteilung der Schadstoffe auf EU-Spielzeugnormen sowie auf das deutsche Siegel «Geprüfte Sicherheit» (GS-Label). Dort sind Höchstwerte festgelegt. Einige der Schadstoffe gelten als krebserregend, verändern das Erbgut und gefährden die Fortpflanzung. Sie können sich durch Schweiss oder Reibung aus den Stiften lösen und über die Haut in den Körper gelangen.
Das Ergebnis des Tests ist wenig erfreulich: Nur in den «Buntstiften Soft» von Pelikan fand das Labor keine heiklen Inhaltsstoffe. Alle anderen neun Produkte waren mit mindestens einer problematischen Substanz belastet. Immerhin: Drei Stifte-Sets enthielten nur kleine Mengen Schadstoffe.
Mehrere Grenzwerte überschritten
Eine mittlere Belastung an PAK fand das Labor in den Stiften von Bic Kids: In der gelben, roten und schwarzen Mine der Farbstifte fanden die Experten PAK in einer Konzentration von 1 Milligramm pro Kilo (mg/kg). Damit hielten die Stifte zwar die geltenden Höchstwerte ein. Trotzdem eignen sie sich nicht für Kleinkinder, die Stifte in den Mund nehmen.
Insgesamt war die Hälfte der Produkte stark mit Schadstoffen belastet. In der roten und der gelben Mine der «Stilnovo» von Giotto fand das Labor einen hohen Gehalt an O-Toluidin und Anilin. Die aromatischen Amine stehen im Verdacht, Krebs auszulösen oder das Erbgut zu verändern. Die europäische Spielzeugnorm sieht daher einen Höchstwert von 5 Milligramm pro Kilo für diese Stoffe in Spielzeug vor. Ebenfalls stark mit Anilin belastet waren der rote und der gelbe Stift aus dem Stifte-Set von Crayola und dem Set der Migros-Eigenmarke Bellcolor. Der rote Farbstift von Bellcolor enthielt sogar 18 Milligramm Anilin pro Kilo. Das ist mehr als bei jedem anderen Produkt im Test. Der schwarze Bellcolor-Stift überschritt mit einem Gesamtgehalt von 5 Milligramm pro Kilo auch den PAK-Grenzwert.
Coop lässt Farbstifte überprüfen
Der rote Stift aus dem Caran-d’Ache-Set «12 Swisscolor» enthielt zu viel Benzoanthracen. Dieser heikle PAK-Schadstoff erwies sich in Tierversuchen als krebserregend. Einige Studien deuten darauf hin, dass dies auch für Menschen gilt. Das GS-Label begrenzt daher für Spielzeug den Höchstgehalt auf 0,2 Milligramm pro Kilo. Der Stift von Caran d’Ache enthielt 0,43 Milligramm pro Kilo.
Nicht empfehlenswert sind auch die Prix-Garantie-Stifte von Coop: Sie waren als einzige stark mit Phthalaten belastet. Die untersuchten Stifte enthielten grosse Mengen des Kunststoff-Weichmachers Dibutylphthalat (DBP). Die Weltgesundheitsorganisation stuft ihn als «fortpflanzungs- und entwicklungsschädigend» ein.
Caran d’Ache sagt, ihre Farbstifte seien nicht als Spielzeug gekennzeichnet. Die Vorschriften des GS-Labels gälten bei diesem Produkt daher nicht. Das Unternehmen verspricht aber, künftig alle schädlichen Stoffe aus den Stiften zu verbannen. Man stehe mit dem Rohstofflieferanten in Kontakt.
Laut der Migros werden die Bellcolor-Farbstifte regelmässig untersucht. Bisher habe man keine erhöhten Schadstoffwerte festgestellt.
Coop schreibt, die Prix-Garantie-Farbstifte hätten in eigenen Tests bisher alle Grenzwerte eingehalten. Dennoch nehme Coop die Farbstifte so lange aus dem Verkauf, bis feststehe, dass sie gesundheitlich unbedenklich seien.
So wurde getestet
Ein spezialisiertes Labor hat die Lacke und Minen von roten, gelben und schwarzen Farbstiften aus zehn häufig verkauften Sets auf Schadstoffe untersucht.
PAK: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen beim unvollständigen Verbrennen von organischem Material wie Holz, Kohle und Öl. Sie gelangen in der Regel durch Verunreinigungen in die Farbstifte. Einige davon können Krebs erzeugen. Das deutsche Siegel «Geprüfte Sicherheit» sieht für Spielzeug einen PAK-Höchstwert von 5 Milligramm pro Kilo vor. Für besonders heikle Stoffe gilt ein Einzelgrenzwert von 0,2 mg/kg. Diese Werte hat der deutsche Ausschuss für Produktsicherheit festgelegt.
Phthalate: Sie sollen Kunststoff weich machen. Sie wirken wie Hormone, schädigen das Erbgut und führen zu Fortpflanzungsstörungen. Der erlaubte Höchstgehalt in Produkten ist in der sogenannten Reach-Verordnung der EU geregelt. Für Spielzeug gilt ein Grenzwert von 0,1 Prozent.
Aromatische Amine: Die EU-Spielzeugrichtlinie EN-71 regelt den Gehalt von aromatischen Aminen in Produkten. Sie können sich aus den Azofarbstoffen abspalten, die zum Färben verschiedener Materialien eingesetzt werden. Viele Einzelstoffe gelten als krebserregend und können das Erbgut verändern. Die Höchstmenge für diese Einzelstoffe beträgt 5 mg/kg in «Spielzeugen, die eine Spur hinterlassen» – also auch in Farbstiften.
Stellungnahme Caran d’Ache AG:
«Unsere Farbstifte stellen kein Risiko dar»
Der Inhalt dieses Artikels hat unsere volle Aufmerksamkeit erhalten. Deshalb haben wir zu den betroffenen Produkten (Farbstifte Swisscolor – Farbe rot) zwei Analysen bei einer unabhängigen zugelassenen Stelle in Auftrag gegeben. Beide Analysen haben ergeben, dass dieses Produkt kein Benzoanthracen in messbarer Menge enthält und dass unsere Werte tiefer sind als die Grenzwerte aller Schweizer und europäischen Vorschriften bezüglich Spielzeuge (ChemRRV, ChemV, VSS, REACH, Europäische Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit 2001/95/EG und Europäische Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug 2009/48/EG). Unsere Werte liegen auch unter den im Artikel erwähnten Anforderungen des privaten Labels GS. Demzufolge garantieren unsere Swisscolor-Produkte einen sicheren Gebrauch für alle Arten von Nutzern, inklusive Kinder.
Jean-François de Saussure, Geschäftsführer, Caran d’Ache AG, Thônex GE