Kleider machen Geld

Der K-Tipp hat bei Textilfirmen in Indien Offerten für T-Shirts angefordert. Für Fr. 3.– wurden ihm Leibchen angeboten, die in der Schweiz dann weit über Fr. 30.– kosten.

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K-Tipp 15/2011

17.09.2011

Letzte Aktualisierung:
20.09.2011

Darko Cetojevic

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Die teuersten Einkaufsmeilen in Schweizer Städten werden von Kleiderboutiquen dominiert. Beispiel Bahnhofstrasse in Zürich, wo jährlich Mieten von bis zu 10 000 Franken pro Quadratmeter keine Seltenheit sind: Vier von zehn Läden verkaufen dort Textilien.

Kein Wunder: Verkäufe von Kleidern spülen gigantische Summen in die Kassen der Händler und Verkäufer. So machte der US-Konzern Nike im letzten Jahr mit Hosen und Shirts einen weltweiten Umsatz von rund 5 Milliarden Franken. In der Schweiz verkauften die beiden grössten Händler – H&M und C&A – zusammen Kleider für fast 1,5 Milliarden Franken.

Doch wie viel Gewinn sie dabei erzielen und mit welchen Produkten genau, bei diesen Fragen hüllen sich die Unternehmen in Schweigen. Auch auf die konkreten Anfragen nach der Marge – grob gesagt die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis – bei einem T-Shirt bekam der K-Tipp nur die üblichen Ausreden zu hören: «Keine Detailauskünfte» oder «Wir geben grundsätzlich keine Gewinnzahlen bekannt».

Das Zentrum der T-Shirt-Produktion

Der K-Tipp liess nicht locker und erkundigte sich bei den Lieferanten in den Billiglohnländern, in denen T-Shirts produziert werden – zum Beispiel bei Eastman Exports Global Clothing Ltd. in Tirupur, Indien: Die Stadt gilt als das Zentrum der weltweiten T-Shirt-Produktion und Eastman als einer der grössten Textil-Produzenten in der Region. Zu seinen Grosskunden gehören Firmen wie Nike, C&A, Timberland und Zara. Auch die Migros bezieht Kleider aus dieser Fabrik.

Doch Eastman ist extrem öffentlichkeitsscheu. Das Unternehmen hat nicht einmal eine Homepage. Sie stellt im grossen Stil unter anderem T-Shirts, Sweatshirts und Pyjamas her. Produktepreise werden nicht veröffentlicht.

Der K-Tipp hat deshalb bei Eeastman um eine Offerte für T-Shirts nachgefragt. Im Angebot stehen mehr als 400 verschiedene T-Shirt-Modelle. Darunter konnte der K-Tipp auch Marken-T-Shirts von Hilfiger, Quiksilver oder Nike eindeutig ausmachen. Die Redaktion forderte Eastman anschliessend auf, bedruckte T-Shirts in gleicher Qualität wie das Nike-T-Shirt-Modell «Explosive» zu offerieren. Die Firma nannte denn auch konkrete Preise: Fr. 2.65 bis 3.10 pro Stück, inklusive Verpackung und Transport bis zum nächstgelegenen Hafen.

Von dort bis in die Schweiz verteuert sich das Shirt mit Transport und Zoll um 20 Rappen auf Fr. 2.85 bis 3.30.

Zum Vergleich: Im Nike-Shop im Jelmoli an der Bahnhofstrasse in Zürich sind ähnliche T-Shirts ab 35 Franken zu haben. Für das identische T-Shirt Explosive verlangt Nike in Deutschland umgerechnet 36 Franken. Das ist elfmal so viel wie der Herstellungspreis. Wie rechtfertigt Nike diese horrenden Ladenpreise? Die Firma hat gegenüber dem K-Tipp nicht Stellung genommen.

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