Klein-Madoff im Baselbiet

Raffinierten Geldverwaltern gelingt es immer wieder, Ahnungslosen für riskante Anlagen Geld abzuknöpfen. Ein Gerichtsurteil beleuchtet exemplarisch, wie sie dabei vorgehen.

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K-Tipp 09/2011

01.05.2011

Letzte Aktualisierung:
03.05.2011

Ernst Meierhofer

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Der Fall des US-Amerikaners Bernard Madoff ist noch in schlechter Erinnerung. Er hat Anleger mit einem Schneeballsystem um viele Milliarden Dollar geprellt.

Denn die meisten Gelder, die er seinen Kunden als angebliche Börsengewinne auszahlte, hatte er gar nicht real erwirtschaftet, sondern von den Einzahlungen der neuen Kunden genommen.

Auch ein Vermögensverwalter aus dem Grossraum Basel ist teils so vorgegangen. Der Mann habe «fiktive Gewinne» ausgewiesen und ausgezahlt, heisst es in einem Bundesgerichtsurteil vom März 2011.

Auf diese Art habe er von bestehenden Kunden weitere Anlagegelder erhalten und zusätzliche Kunden gewonnen – bis das System zusammenbrach und er Konkurs anmelden musste.

Bis dahin hatte der Mann von 115 Anlegern insgesamt 371 Überweisungen in der Höhe von rund 12,8 Millionen Franken erhalten. Die Hälfte davon ist verloren.

Der K-Tipp kennt den Namen des Betrügers nicht, denn die Bundesgerichtsurteile sind anonymisiert. Über seinen Pflichtverteidiger liess er ausrichten, er sehe keinen Bedarf für eine Stellungnahme.

Ihm drohen rund drei Jahre Gefängnis. Im Urteil ist detailliert nachzulesen, wie der Mann vorging. So gesehen liest es sich wie ein Leitfaden, um unseriöse Geldangebote zu erkennen.

Fehlende Risiko-Aufklärung

Der Mann schloss mit seinen Kunden Vermögensverwaltungsverträge ab, bezeichnete sich als «Daytrader» und sagte, er handle mit Optionen. Doch den spekulativen Charakter dieses heissen Ritts auf dem Börsenparkett erwähnte er nicht.

Wenn kritische Anleger Fragen zum Verlustrisiko stellten, schwindelte er ihnen vor, ihre Anlagen seien durch eine Lebensversicherung abgesichert. Und er verbinde «Geschäfte mit Gegengeschäften».

Wichtig: Es gibt keine risikolosen Börsengeschäfte. Und niemand sollte sich von hochtrabenden Floskeln und einfallsreich kombinierten Fachausdrücken blenden lassen.

Unrealistische Gewinnaussichten

Der Mann erwähnte gegenüber seinen Kunden Gewinnaussichten von 10 bis 30 Prozent. Solche Traumzahlen sind jedoch völlig unrealistisch und müssen bei Anlegern zwingend alle Warnlampen aufleuchten lassen.

Vorspiegelung von Sicherheit

Sämtlichen Kundinnen und Kunden gab der Vermögensverwalter eine Kapitalgarantie ab: Er sicherte ihnen zu, der eingesetzte Betrag werde auf jeden Fall zurückerstattet. Doch solche Garantien sind bei Börsengeschäften nichts wert.

Der Mann konnte sein Versprechen zu Beginn nur deswegen einlösen, weil er – wie oben geschildert – fiktive Gewinne auswies und auch auszahlte, das Geld dafür aber von den Einzahlungen der Neukunden nahm.

Kundensuche im nahen Umfeld

Der Mann war in seiner Wohngemeinde bekannt und gut integriert, seine Frau war im Schulrat. Das liess ihn vertrauenswürdig und seriös erscheinen. Zu Beginn suchte er Geldgeber in seinem nahen Umfeld. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda wurde der Kundenkreis dann grösser.

Tipp: Bei Anlagen, die im Freundes- und Bekanntenkreis herumgereicht werden, ist immer grosse Skepsis angebracht. Es lohnt sich jeweils, unabhängige Fachleute oder die Hausbank dazu zu befragen.

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