Kleine Läden – grosse Preise
Bei den Grossverteilern jagt ein Preisabschlag den nächsten. Doch profitieren davon alle Kunden und Kundinnen? Mitnichten. Das zeigt dieser K-Tipp-Preisvergleich.
Inhalt
K-Tipp 11/2008
30.05.2008
Letzte Aktualisierung:
03.06.2008
Marco Diener
Wer in der Nähe einer grossen Filiale von Coop oder Migros wohnt, hats gut: Die Auswahl ist gross, auch an Produkten der Billiglinien Prix Garantie und M-Budget. Wer dagegen in der Quartier-Migros oder im Dorf-Coop einkauft, stellt fest, dass die Grossverteiler mit günstigen Produkten geizen.
Der K-Tipp hat einen Warenkorb mit 40 Produkten zusammengestellt und die Preise in insgesamt 16 Filialen erhoben (Tabelle im pdf-Artikel): in je vier Filialen von Coop in Base...
Wer in der Nähe einer grossen Filiale von Coop oder Migros wohnt, hats gut: Die Auswahl ist gross, auch an Produkten der Billiglinien Prix Garantie und M-Budget. Wer dagegen in der Quartier-Migros oder im Dorf-Coop einkauft, stellt fest, dass die Grossverteiler mit günstigen Produkten geizen.
Der K-Tipp hat einen Warenkorb mit 40 Produkten zusammengestellt und die Preise in insgesamt 16 Filialen erhoben (Tabelle im pdf-Artikel): in je vier Filialen von Coop in Basel und Bern sowie in je vier Migros-Filialen in Basel und Bern. Eine der vier Filialen war jeweils gross, die anderen klein.
Ergebnis: Wer in einer kleinen Filiale einkauft, legt drauf – im besten Fall «nur» 10,9 Prozent, im schlechtesten Fall 59 Prozent (siehe Tabelle unten). Anders gesagt: Wer in einer grossen Filiale Fr. 150.– zahlt, muss in einer kleinen Filiale für den gleichen Einkauf rasch einmal einen zusätzlichen Fünfziger hinblättern.
Bei einzelnen Produkten sind die Preisunterschiede extrem (siehe auch Tabelle im pdf-Artikel):
- 2,5 Liter Vanille-Glace kosten im Coop an der Zähringerstrasse in Bern Fr. 21.94. Prix-Garantie-Glace gibt es andernorts für Fr. 4.71. Aufpreis: Fr. 17.23.
- Drei Zahnbürsten kosten in der Basler Bahnhof-Migros Fr. 9.–, M-Budget-Zahnbürsten gibts in anderen Filialen für Fr. 1.40. Aufpreis: 542 Prozent.
Bei den Grossverteilern jagt ein Preisabschlag den nächsten. Doch profitieren davon alle Kunden und Kundinnen? Mitnichten. Das zeigt dieser K-Tipp-Preisvergleich. In kleinen Filialen fehlen sehr viele Produkte aus den Billiglinien der Grossverteiler. Dabei hat der K-Tipp Alltagsprodukte in den Warenkorb gelegt: Äpfel, Rüebli, Brot, Butter, Joghurt, Milch, Eier, Reis, Spaghetti, Mineralwasser, Zahnpasta.
Weitere Gründe für die höheren Preise in den kleineren Filialen: Den Pizzateig verkaufen einige nur ausgewallt, den Raclette-Käse nur in Scheiben, das Erdbeer-Joghurt nur in Bio-Qualität und den Aceto balsamico einzig im 2,5-Deziliter-Fläschchen.
Aus Platzgründen könnten nicht in jeder Filiale alle M-Budget-Artikel angeboten werden, sagt Peter Küng von der Migros Basel. Ähnlich argumentiert Susanne Edös von Coop: Der Bahnhof-Coop in Bern sei mit nur 139 Quadratmetern «ein Ausreisser». Allerdings kostet der Warenkorb auch in den anderen kleinen Filialen wesentlich mehr als in grossen.
Klar ist für Thomas Bornhauser von der Migros Aare, dass die Kundschaft im noblen Berner Kirchenfeldquartier «nach höher segmentierten Produkten» verlangt. Bei Coop heisst es: «Die Kundennachfrage bestimmt das Angebot.» Und bei der Migros Basel: «Das Sortiment ist den Bedürfnissen der Kundschaft angepasst.» Die Kundschaft will also gar keine günstigen Produkte? Wenn sich die Grossverteiler da nur nicht täuschen.
So hat der K-Tipp verglichen
Berücksichtigt wurde immer das günstigste Produkt – unabhängig von Marke, Herkunft und Qualität. Die Qualität beurteilt der K-Tipp jeweils in seinen Tests.
Die Preise unterschiedlich grosser Packungen sind umgerechnet. Grosspackungen wurden nur berücksichtigt, wenn sie nicht mehr enthielten als das Doppelte der verlangten Menge.