Die Innenraumluft in jedem dritten Auto ist stark bis sehr stark mit Pilzsporen, heiklen Bakterien oder Mikroorganismen belastet. Das fanden Fachleute des Vereins Deutscher Ingenieure in Zusammenarbeit mit Schweizer Raumluftexperten heraus.
Untersucht wurde die Luft in total 125 Autos und 15 Lastwagen. Die Hälfte der Fahrzeuge stammte aus der Schweiz. Danach prüften die Experten den Zustand der Klimaanlagen. Resultat: Die Luftfilter waren häufig alt, stark verschmutzt oder fehlerhaft eingebaut.
Bei den Autos mit stark belasteter Luft fanden sich Luftfilter und Verdampfer, die vollständig mit Pilzen befallen waren. Klimaanlagen mit solchen Filtern blasen die unerwünschten Keime in hoher Konzentration ins Fahrzeuginnere – statt Pollen und Keime, Schimmelpilze, Feinstaub und Russpartikel abzufangen.
Das kann für die Gesundheit der Autoinsassen problematisch sein. Der Arzt Aristomeinis Exadactylos vom Inselspital Bern sagt: «Verschmutzte Klimaanlagen erhöhen die Gefahr von Atemwegskrankheiten.» Dazu zählen Reizungen der Luftröhre, eine verstopfte Nase und Husten, Lungenentzündungen und andere Infektionen. Besonders gefährdet sind laut dem Arzt Kinder, Ältere und Leute mit chronischen Atemwegskrankheiten.
Autohersteller spielen das Problem herunter
Ursache für verschmutzte Klimaanlagen ist oft eine ungenügende Wartung. Harry Tischhauser von der Firma Aktinova in Moosseedorf BE führte die Messungen in den Schweizer Autos durch. Er empfiehlt: «Der Luftfilter sollte jährlich ausgewechselt werden.»
Auch den Verdampfer sollte man laut Tischhauser jährlich reinigen lassen – mit Wasser unter Druck und einem chemischen Mittel. Nur so funktioniere eine Klimaanlage reibungslos. Der Verein Deutscher Ingenieure formulierte eine neue Richtlinie über die die Hygiene bei Klimaanlagen. Die Ingenieure hatten festgestellt, dass die Wartung dieser Anlagen in der Praxis oft ungenügend ist.
Das liegt auch an den Autoherstellern. Eine Umfrage des K-Tipp zeigt: Von den acht meistverkauften Marken in der Schweiz empfehlen einzig Ford und Toyota, den Luftfilter jährlich zu wechseln. Der VW-Konzern mit Audi, Seat und Skoda gibt an, eine Wartung sei alle zwei Jahre oder nach 60'000 Kilometern nötig. Mercedes- Benz rät, den Filter «nach Bedarf» auszuwechseln. BMW beantwortete die Fragen des K-Tipp nicht. Keiner der acht Autohersteller empfiehlt, den Verdampfer jährlich zu reinigen.
Viele Garagisten orientieren sich an den Empfehlungen der Hersteller. Da erstaunt es nicht, dass mit der Garage Emil Frey Zürich Nord nur eine von sechs angefragten Garagen den Klimaservice so durchführt, wie ihn Raumluftexperten empfehlen.
So verbessern Sie die Luft im Auto
Die Tipps des Vereins Deutscher Ingenieure für eine bessere Luftqualität im Auto:
- Luftfilter mindestens jährlich wechseln.
- Verdampfer jährlich in der Garage reinigen lassen.
- Klimaanlage im Automatikmodus laufen lassen.
- 5 Minuten vor Fahrtende die Klimaanlage ausschalten und den Ventilator hochdrehen. So trocknet die Klimaanlage nach, dadurch bilden sich weniger Pilze.
- Wenn die Klimaanlage im Betrieb muffig riecht: sofort einen Klimaservice machen lassen. Im Auto keine Desinfektionssprays verwenden. Sie lösen das Problem der Luftqualität nicht.