Kolumne: Emmi hat keine Zeit für neugierige Journalisten
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K-Tipp 10/2023
23.05.2023
Vanessa Mistric, Redaktion Saldo
«Beleaf it or not»: Mit diesem Wortspiel bewirbt die Molkerei Emmi ihren neuen Haferdrink «Beleaf» aus Schweizer Hafer. Der Name des Getränks setzt sich aus den englischen Wörtern «believe» (glauben) und «leaf» (Blatt) zusammen. Glauben sollen Konsumenten wohl, dass «beleaf» nachhaltig produziert wird und gesund ist. Ein «absoluter Alleskönner in Punkto Geschmack, Nachhaltigkeit und natürliche...
«Beleaf it or not»: Mit diesem Wortspiel bewirbt die Molkerei Emmi ihren neuen Haferdrink «Beleaf» aus Schweizer Hafer. Der Name des Getränks setzt sich aus den englischen Wörtern «believe» (glauben) und «leaf» (Blatt) zusammen. Glauben sollen Konsumenten wohl, dass «beleaf» nachhaltig produziert wird und gesund ist. Ein «absoluter Alleskönner in Punkto Geschmack, Nachhaltigkeit und natürliche Zutaten», heisst es in der Werbung.
Weniger gern hat es Emmi, wenn man sich wie der K-Tipp vor Ort selbst ein Bild über die Herstellung machen möchte. Im Januar kontaktierte ich die Pressestelle des milliardenschweren Luzerner Konzerns und fragte nach, ob ich zu Besuch kommen könne. Anfang Februar schrieb mir die Pressestelle: «Aus Prioritätsgründen müssen wir leider absagen.» Und weiter: «Solche Reportagen bringen einen grossen Aufwand mit sich, weil die Produktion nur beschränkt fortgeführt werden kann. Deshalb können wir dies nur sehr ausgewählt anbieten.» Auf meine Nachfrage präzisierte die Sprecherin: «Wenn Fotografen und Videodreher in den Produktionsräumen Wege und Platz versperren, ist die Produktion eingeschränkt.»
Ich versicherte, dass ich allein vorbeikommen würde – und endlich willigte die Medienverantwortliche ein. Ein Besuch sei ab März möglich, «nach der Publikation unserer Jahresergebnisse». Zweimal bat ich sie, mir Terminvorschläge zu machen. Im April kam dann plötzlich ein definitives Nein: «Da demnächst auch ein grösserer Event stattfindet, müssen wir absagen», schrieb die Sprecherin.
Zum Glück lässt sich die angebliche Nachhaltigkeit des «beleaf»- Haferdrinks auch ohne Fabrikbesuch überprüfen. Emmi stellt ihn aus Schweizer IP-Suisse-Hafer her – und dieser darf laut IP-Suisse-Richtlinien mit Pestiziden gespritzt werden.